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Donny Hathaway / Never My Love: The Anthology
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Einer der ganz Großen der Soulmusik, selbst wenn er nicht allzu lange Zeit auf dieser Welt hatte, war Donny Hathaway. Geboren und aufgewachsen in St. Louis, Missouri, brach er 1967 sein Studium ab, um sich fortan völlig seiner musikalischen Karriere widmen zu können. Eine Bekannte und Mitstudentin war übrigens Roberta Flack (die Lady, die uns "Killing Me Softly" brachte), über die später noch mehr zu berichten sein wird. Hathaway arbeitete als Songwriter, Session-Musiker und Produzent, bis er im Jahr 1969 seinen ersten Plattenvertrag angeboten bekam und unterzeichnete.
Der kommerzielle Erfolg trat fast umgehend ein und ein erstes Duett-Album mit der bereits erwähnten Roberta Flack war diesbezüglich der Überflieger. Aber bereits im Jahr 1973 erschien das letzte Studioalbum des Protagonisten, was an dessen sehr instabiler und angegriffener Psyche lag. Leider sollte sich dieser Zustand nie wieder erheblich verbessern, selbst wenn es Jahre später zu weiteren vereinzelten Aufnahmen mit Miss Flack kommen sollte. Die Grandiosität von Donny Hathaway ist wohl am deutlichsten auf der ersten der hier enthaltenen vier Scheiben zu greifen, auf der seine bekanntesten Tracks festgehalten sind.
Und da tummelt sich wirklich eine Perle neben der anderen. Bereits die ersten beiden Stücke im Duett mit June Conquest haben Klasse. Im Verlauf taucht man dann - ob man will oder nicht - immer tiefer in die musikalische Welt des Protagonisten ein. Massenhaft Eigenkompositionen, aber auch ein Gänsehaut kreierendes Cover des Leon Russell-Songs "A Song For You" sorgen für warme und wohlige Gefühle in den kalten und nassen Monaten des Herbst und Winters. Sowohl die tolle Tastenarbeit des Maestros, wie auch die Bläser und superben weiblichen Background Vocals sorgen neben den Lead Vocals für Musikgenuss der allerobersten Kajüte.
Auch der zweite Silberling mit bisher unveröffentlichten Studioaufnahmen geht als Gewinner durchs Ziel. Hier sind weitere großartige Songs, aber auch noch unfertige Stücke vertreten, die einen so ein bisschen 'Mäuschen' bzw. 'Fliege an der Wand' im Studio spielen lassen. Was für ein klasse Pianist/Organist der Mann war, lässt sich hier u. a. bei dem über sechsminütigen Instrumental "Latin Time" feststellen. Aber auch "Never My Love" oder "After The Dance Is Done" kommen sehr stark. Total aus dem Rahmen fallen die zwanzig Minuten des "Zyxygy Concerto", das ganz deutliche Einflüsse aus der Klassik aufweisen kann.
Die dritte Scheibe enthält dann zehn Live-Aufnahmen aus dem Jahr 1971. Zum einen ist es dabei nicht überraschend, dass Hathaway natürlich auch auf der Bühne eine ganz starke Visitenkarte abgab. Zum anderen hatte er mit u. a. Cornell Dupree (Gitarre), Willie Weeks (Bass) und Fred White an den Drums natürlich auch absolute Asse in der Band. Erstaunlicherweise sind hier bis auf "The Ghetto" nur Coverversionen am Start, gebracht werden diese aber durchgehend - und speziell in den Fällen von Marvin Gayes "What's Going On", John Lennons "Jealous Guy" oder Carole Kings "You've Got A Friend" (die beste Version, die mir bisher in die Ohren gekommen ist), auf seine ganz eigene, großartige Weise.
Die ersten zehn Tracks von Teil Nummer vier stellen das komplette Album "Roberta Flack & Donny Hathaway" dar, das original im Jahr 1972 erschien. In der Natur der Sache liegt, dass hier vor allem Balladen rund um die Liebe im Vordergrund stehen. Hathaways psychische Probleme trieben dann leider sehr bald auch einen Keil in die Beziehung der beiden Sänger, die sich im Anschluss mehrere Jahre wie die Pest mieden. Glücklicherweise kam es aber wieder zur Versöhnung, die um den Jahreswechsel 1978/79 zum Beginn der Aufnahmen führte, die für ein zweites Duett-Album bestimmt waren.
Bei den zwei dafür noch fertig gestellten Songs "You Are My Heaven" und "Back Together Again" handelt es sich um die letzten hinterlassenen Spuren von Hathaway, die hier natürlich ebenfalls enthalten sind. Original erschienen sind die beiden auf dem Album "Roberta Flack featuring Donny Hathaway" im Jahr 1980. Wenn man sie hört, ist die alte Chemie scheinbar wieder vollkommen hergestellt und logischerweise sind auch keine Hinweise darauf auszumachen, was tragischerweise kurz danach geschah.
Denn leider gab es im Leben von Donny Hathaway sehr viele und schwerwiegende persönliche Probleme. So hatte er bereits seit Beginn seiner Karriere mit akuten Depressionen zu kämpfen, die dazu führten, dass seine Partnerinnen und viele enge Freunde allesamt irgendwann das Weite suchten. Darüber hinaus wurde von einem Arzt eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Gemunkelt wird auch, dass der Sänger und Pianist die dagegen verschriebenen Arzneimittel gerne mal vergaß, dafür aber zusätzliche Vorlieben für die falschen 'Medikamente' entwickelte und sich außerdem des Öfteren in sehr fragwürdiger Gesellschaft aufhielt, was wohl kaum zur Besserung seines Zustandes beitrug.
Am 13. Januar 1979 fiel (sprang?) Donny Hathaway aus dem 15. Stock vom Balkon seines Hotelzimmers in New York City in die Tiefe. Das offizielle Statement in den Akten lautet(e) Selbstmord.
Insgesamt gesehen ist "Never My Love: The Anthology" eine grandiose Box mit vier prall gefüllten CDs, die die Herzen aller, also bei Weitem nicht nur die der Soul-Fans, höher schlagen lassen sollte. Dazu gespickt mit massenhaft bisher unveröffentlichtem Material. Besser geht's nicht!
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