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Emily Herring / Your Mistake
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Emily Herring ist eine waschechte 'Texas born and bred'. Zwar lebte sie mal für zehn Jahre in Portland, Oregon, danach (2010) zog es sie aber wieder in ihre Heimat im Umfeld von Austin zurück, weil sie einfach wieder näher an dem Ursprung der Musik dran sein wollte, die sie prägte und die sie auch zelebriert. Nach einem 2005er Demo ("Built Texas Tough") erschien im gleichen Jahr ihr Debütalbum "My Tears Will Be Relieved", gefolgt von "The Cat, Beaver, Bee" ein Jahr später. Und nun, nach einer siebenjährigen Pause die dritte Scheibe "Your Mistake", die bereits seit Mai diesen Jahres erhältlich ist.
Die Musik der Südstaatlerin kann man guten Gewissens mit dem Begriff 'Alternative Country' beschreiben. Allerdings wird auf den zwölf Tracks ebenso nicht an einer gehörigen Dosis Rock gespart, was diesem Album auch ganz prächtig bekommt. "Austin (Ain't Got No) City Limits" startet die Scheibe erfreulich flott und rockig, ohne auf die typischen Gesangsmelodien der Countrymusik verzichten zu müssen. Und genau diese Stilistik wird dann auch für den gesamten Verlauf der Platte beibehalten. Herrlich unkonventionell-konventiell ist das, geht ganz wunderbar ins Ohr und macht richtig Laune.
Die Texanerin mag vielleicht keine Stimme haben, die man aus hunderten heraus erkennt, was sie aber nicht daran hindert, eine erstklassige Sängerin zu sein. Auch die Lyrics sind absolut geglückt. Emily Herring berichtet bzw. singt vom wirklichen Leben und hat dabei keinesfalls Angst davor, den harten Realitäten fest ins Auge zu schauen und sich ihnen entgegen zu stellen. Auch das Songwriting ist sehr gut und abwechslungsreich, so dass man immer wieder überrascht ist, wenn die vierzig Minuten Spielzeit schon wieder abgelaufen sind.
Neben den schnelleren Stücken ist das bluesig vor sich hinwalzende "Turquoise Earrings" einer meiner absoluten Favoriten der Scheibe. Neben der mörderisch groovenden Rhythmusfraktion glänzt hier der Gast Benjamin Dewey an der Dobro. Klasse gemacht! Aber auch die weiteren Gäste Joel Weinstein (an der Pedal Steel-Gitarre) und vor allem der Lead-Gitarrist Brian Kelley lassen nullkommanull anbrennen. Ein kleiner wütender Temperamentsausbruch ist dann bei "Wanna Holler" zu entdecken, während dem sich die Protagonistin über soziale Ungerechtigkeiten (reiche Menschen werden einfach anders bzw. besser behandelt als arme) auslässt.
Am nächsten an einer Ballade dran ist das im Vergleich doch etwas gedrosselte "With This In Mind", bei dem erneut Benjamin Dewey mit seiner Lap Steel die volle Punktzahl einstreichen kann. Außerdem tröpfelt hier kein bisschen Schmalz aus den Boxen und die Protagonistin hat trotz der durchaus vorhandenen Melancholie erst recht nicht vor, irgendwelche Attacken auf die eigenen oder fremden Tränendrüsen zu fahren. Zum Anchecken würde ich "Prairie Lea", "Wanna Holler", "Turquoise Earrings" und "With This In Mind" (am besten auch in dieser Reihenfolge) empfehlen. Oder vielleicht das die Lust an gleichgeschlechtlicher Liebe nicht verhehlende "The Girl Could Dance". Respekt vor soviel Mut!
Es gibt nichts daran zu deuteln: "Your Mistake" macht jede Menge Spaß, ist klasse produziert und überzeugt durch sein Songwriting, seine Arrangements und die Darbietung aller Beteiligten. Die Platte mag zwar kein Jahrhundert-Album sein, sie sei aber jedem Freund der etwas rockigeren und lebensnaheren Form des Country (jenseits des Nashville-Einheitsbreis) wärmstens ans Herz gelegt. Emily Herring hat jede Menge Potenzial, das sie durch viele Jahre des Tourens noch untermauert sowie ausgebaut hat. Reinhören lohnt sich also ungemein!
Line-up:
Emily Herring (guitars, lead vocals) Kip Lindig (bass) Jose Medeles (drums & percussion) With: Joel Weinstein (pedal steel - #1, Dobro - #3,9) John Freeman (bass - #1,3,9) Brian Kelley (lead guitar - #1,6,7,11,12) Wayne Manso (drums - #1,3,9) Benjamin Dewey (lap steel - #2,8, Dobro - #4,5,10)
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