George Hennig / Ghosts
Ghosts Spielzeit: 51:00
Medium: CD
Label: Fastball Music (Sony), 2011
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 13.02.2011


Markus Kerren
Der Schweizer George Hennig wurde bereits im zarten Alter von 18 Jahren als die Baseler Antwort auf Koryphäen wie Jeff Beck oder Mike Bloomfield bezeichnet. Der Teenager muss also bereits Anfang der Siebziger ein hochtalentierter Gitarrist gewesen sein, der eine sehr viel versprechende Karriere vor sich hatte. Aber dann kam doch alles anders. Hennig entdeckte seine Liebe zum Singer/Songwriter-Genre und beschloss, sich vollends in diese Richtung zu bewegen. Es erschienen in größeren Zeitabständen immer wieder Alben, aber leider kam der Eidgenosse nie wirklich über den Status eines Geheimtipps hinaus.
Seit Anfang Februar ist nun sein neuestes Werk "Ghosts" auf dem Markt. Enthalten sind insgesamt 14 Tracks, bei denen es sich mit Ausnahme von drei Titeln um Eigenkompositionen handelt. Hennig hat dabei eine sehr interessante Mischung aus englisch geprägtem Folk und Psychedelic Pop-Anteilen der späten Sechziger parat. Die Stücke sind allesamt im ruhigeren Bereich angelegt, verfügen über spannende Melodien und dazu verströmen sie eine ganz eigene Atmosphäre. Der Sound wurde sehr transparent und warm von Jakob K. in Szene gesetzt.
Eines der Highlights der mit starken Songs prall gefüllten Scheibe ist "Falling Through Shadows", das mit klassisch-keltischen Melodien ausgestattet wurde und über einen wunderschönen Refrain verfügt, gesanglich klasse von Christina Weber unterstützt. Ein schönes Beispiel für die mit Psychedelic-Sprengseln angereicherten Nummern ist "The Guinness Impromptu", dessen Flair vor allem durch die Gesangsmelodien erweckt wird, die lediglich von der Akustik-Gitarre begleitet werden. Auch "The Dying Sun" geht in diese Richtung und entwickelt im Refrain eine fieberhafte, fast getriebene Szenerie.
Mit sanfter Stimme trägt der Schweizer seine oft melancholischen Kleinode ("Days Of Crying", "A Thousand Voices") vor, die oft instrumentell nur sehr sparsam besetzt beginnen, bevor sich die weiteren Musiker hinzugesellen. Ein weiteres Highlight ist die englische Weise "John Barleycorn Must Die", die ja vor über vierzig Jahren bereits von Traffic weltweit bekannt gemacht wurde. Hennig verfügt über eine ähnlich hohe Stimme wie Steve Winwood und das hier gebrachte, langsam aufbauende und sich dann steigernde Arrangement entspricht der Güteklasse A. Und einmal mehr ist Christina Weber zur Stelle, um ihre prächtigen Harmony Vocals abzuliefern.
Mit "I Fall Apart" hat George Hennig auch eine Verbeugung vor dem großen Rory Gallagher am Start, stammend von dessen erstem, gleichnamigen Solo-Album. Auch diese Nummer wird auf ganz eigene Weise zum Besten gegeben, sodass es mir beim ersten Hören erst gegen Ende des Stücks wie Schuppen von den Ohren fiel, mit was ich es da zu tun hatte. Eine in allen Belangen gelungene Interpretation. Wunderschön und alleine schon durch die französische Sprache Abwechslung bringend dann "Les Choses Que Je Sais", das unbedingt als weiterer Anspieltipp genannt werden muss.
"Ghosts" verfügt über alle Qualitäten eines starken Singer/Songwriter-Albums. Eines, das sich überwiegend an britischem bzw. keltischem Folk anlehnt - und überzeugt. Die Songs gehen sehr schnell ins Ohr und die Performance von Hennig wirkt durchgehend sehr persönlich, manchmal sogar fast intim. Der Eidgenosse hätte es verdient, mit diesem Album endlich aus dem Schatten des Geheimtipps zu treten und einen höheren Bekanntheitsgrad zu erlangen. Die Songs dazu liegen vor und George Hennig ist auch voll da. Also, unbedingt anchecken!
Line-up:
George Hennig (lead & background vocals, acoustic & electric guitars, organ, keyboards, glockenspiel, percussion)
Christina Weber (vocals)
Jakob K. (moog taurus bass, soprano & baritone saxophone, low d whistle, keyboards, percussion, programming, soprano, alto & tenor recorders, tin whislte, acoustic guitars, accordion, harmonica, vocals)
Nadia Leonti (drums, accordion, vocals)
Stephan 'Amzge' Ammann (organ - #1)
Tracklist
01:A Thousand Voices
02:Days Of Crying
03:Falling Through Shadows
04:John Barleycorn Must Die
05:The Guinness Impromptu
06:Lizard In The Drain
07:Darling Liverpool
08:Les Choses Que Je Sais
09:The Dying Sun
10:I Fall Apart
11:The 19th Floor
12:Bed Of Leaves
13:Dreamer
14:The Dance
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