The Lizards
Winter! Eiskalte Luft, Schnee, dicke Klamotten.... - ungemütlich eben, wenn man das Haus verlassen muss.
Nicht so in diesem Fall, denn eingeladen von den Lizards machten wir uns auf die Autobahn gen Nordosten um zu schauen, ob Musik das richtige Rezept gegen winterliche Kälte ist.
Vorab möchten wir sagen: Und ob! An dieser Stelle noch mal ein Dankeschön an William James, den Presseagenten für die Einladung und an George Feddon (Road Manager) für die Vor-Ort-Betreuung.
Angekündigter Topact dieses Konzertabends war Glenn Hughes, jedem sicher bekannt als Ex- Deep Purple Basser. Viele berühmte Namen tauchen auf, wenn man sich die Historie der Musiker beider Bands anschaut: Lizards-Drummer Bobby Rondinelli schwang die Sticks bei Rainbow, Blue Oyster Cult und Black Sabbath. Mr. Hughes stand ebenfalls schon mal in Ozzy 's Line-up und auch der Mann am Lizards-Micro hat eine musikalische Vergangenheit: Riot.
The Lizards sind eine New Yorker Hard-Rock Band, die einiges an Stilen auf die Zuhörer niederprasseln lassen. Hard & Heavy im allgemeinen und bei den längeren Stücken kam auch schon mal die ein oder andere Doom-Anleihe. Nun ja, Bobby hat eben Black Sabbath-Erfahrung.
Wir waren relativ früh im 'Krone Music Club', denn erstens war es unser erster Besuch in diesem Haus und wir durften uns ja nicht verfahren. Zweitens wollten wir den Clubbesitzer Frank kennen lernen, der den RockTimes-Lesern sechs Freitickets zur Verfügung stellte (an dieser Stelle noch mal unseren Dank). Die Gewinner, also unsere Leser mal persönlich zu treffen, stand natürlich ganz oben auf unserer Agenda, aber da die 'Krone' dermaßen viele Besucher verzeichnete, war das, sehr zu unserem Bedauern, leider unmöglich.
Und Viertens waren wir zum Soundcheck geladen und da das immer eine höchst interessante Angelegenheit ist, tauchten wir eben etwas früher auf, als üblich.
Beim Soundcheck gab es dann schon eine leise Vorahnung dessen, was die Eidechsen später auf der Bühne kraftvoll ausbauen sollten.
Nachdem sich die Musiker bei Sauerbraten, Knödel und Rotkohl gestärkt hatten (perfektes Catering des Krone Music Clubs also) durften die Verstärker pünktlich um 20 Uhr den Strom ziehen.
Und es krachte in der Tat gewaltig in dem mit ein paar Hundert Zuhörern gut gefüllten Saal. Bobby Rondinelli drosch die Felle, dass es nur so staubte. Vocalist Mike DiMeo brüllte und schrie sich die Seele aus dem Leib, um kurz darauf ganz leise und akzentuiert ins Micro zu flüstern. Er hat es drauf, die Fans an seinen Lippen kleben zu lassen, ja mehr noch: stellenweise klang er gar wie Paul Rodgers. Das ein Microständer nicht permanent statisch am Boden kleben muss, stellte er ebenfalls unter Beweis. Und wenn er das Center Micro mal verließ, ging es hinterm Keyboard, welches er ebenfalls ab und zu bediente, weiter.
Randy Pratt, Seele und Ruhepol der Band sorgt für die tiefen Hooks und Fundamente und das tun die meisten Basser mit vier Saiten. Randy aber nutzt sechs und das bedeutet natürlich leckere Fingerarbeit. Es machte riesigen Spaß, ihm dabei zuzuschauen. Auch sonst verkörpert er rein optisch ohne Zweifel den typischen 70er Jahre Musiker. Kleidung, Frisur und Mimik... es passte einfach alles. Randy wechselte ab und an auch blitzschnell vom Bass zur Bluesharp, deshalb zitiere ich gerne mal kurz einen Satz von der Bandhomepage:
His virtuosic bass playing is evident throughout the new album, as is his intense harp blowing! "The guys pushed me to step out on the bass this time, and I'm pleased with the results. Bobby doesn't leave much space…it was like roller-skating through an earthquake!"
Vierter im Bunde ist Patrick Klein an der Gitarre, natürlich wie die anderen auch ein Meister seines Fachs. Soli, Begleitung, mal ruhig dastehend, mal artistische Einlagen bietend.... das volle Programm eben. Allerdings kann man schon sagen, dass der Focus der Band eindeutig auf Drummer und Shouter zielt, oder besser: Bobby und Mike sind die Galionsfiguren.
Neben Nummern der neuen Scheibe "Cold Blooded Kings" ("Down", "Hyperspace", "Opal Crest", "Dynosaurs" und "Cold Blooded Kings"), gab es mit "Something Higher" und "Rodeo" auch ältere Stücke. Nicht einordnen können wir "Tramp", "I Cant't Help Myself" sowie "Turning Me Under". Mike sprach allerdings davon, dass auch bisher Unveröffentlichtes zu hören ist - wie dem auch sei, es brodelte und ich denke, die Besucher der Show waren mit The Lizards mehr als zufrieden.
Für uns bleibt nur zu sagen, dass nach 90 Minuten die Zeit zu schnell vorbei war und leider auch keine Zugabe folgte. Sicher, weil der 'Star' des Abends schon ungeduldig auf seine Fans wartete und die Supporter da etwas schneller sein müssen.
Zweifellos sind The Lizards aber mehr als 'nur' Supporter.
Kompliment an die Jungs von der Stage Crew. Mit rasender Geschwindigkeit wurde umgebaut, so dass die Wartezeit somit sehr gering gehalten wurde. Aber wir hätten uns eh nicht getraut, den Platz vor der Bühne zu verlassen, denn dahin wären wir mit Sicherheit nicht mehr zurück gekommen, so dicht standen die Besucher.
Glenn Hughes
Nach dem Umbau begann die sogenannte typische Künstlerpause. Das heißt, es wurde mehrfach die Bühne von der Crew kontrolliert und begutachtet. So wuchs die Spannung natürlich fast aufs Unerträgliche und damit auch die Frage, wann wohl "The Voice Of Rock", Mr. Glenn Hughes, die Bühne endlich betreten würde.
Mit einem Intro ging es dann los, die Herren JJ Marsh (Gitarre), Thomas Broman (Drums) sowie der schwergewichtige Keyboarder Kjell Haraldson betraten die Stage, kurz darauf gefolgt vom Star des Abends, der natürlich frenetisch begrüßt wurde.
Furios legte man auch gleich mit "Soul Mover", dem Song des gleichnamigen neuen Albums los und bereits nach den ersten Klängen geriet die Menge in einen wahren Begeisterungstaumel.
Dieser Track hat enormes Potential. Schon auf CD, aber live ist das eine echte Hammernummer. Passend zum Rhythmus immer wieder Glenns Bewegungen vor dem Micro: einfach super anzuschauen.
Verdammt, der Mann hat aber auch eine Stimme! Mal kreischend, mal fordernd, mal flehend, mal flüsternd, sich in die höchsten Sphären schraubend. Glenn beherrscht sowohl die souligen, als auch die rockigen Töne perfekt.
Danach folgte mit "Orion" ein Stück vom neuen Album, außerdem gab es noch "Land Of The Living", "Dont Let Me Bleed", "Let It Go" und " Hight Road".
Wenn man bedenkt, welchen Lebenswandel Mr. Hughes hinter sich hat und mit welchem Elan er es dennoch geschafft hat, seine Drogensucht zu bekämpfen, um so mehr ist man geneigt, dem Mann Respekt zu zollen. Und dass er es tatsächlich geschafft hat, zeigt die Energie, mit der er auf der Bühne agiert.
Dies übertrug sich natürlich automatisch auch auf das Publikum. Und als dann die ersten Klänge von "Mistreated" ertönten, waren alle vollends aus dem Häuschen. Der Refrain wurde natürlich lautstark von allen mitgesungen. Dieser Track wurde in Überlänge gespielt und Glenn glänzte auch hier durch Extrem-Vocals. Der ehemalige Deep Purple Co-Sänger bewies wieder einmal, dass er ganz locker mit Ian Gillan mithalten kann.
Es ist einfach nur ein Genuss, diesem tollen Sänger zuzuhören und dabei Mimik und Gestik zu beobachten. Apropos Mimik: Glenn bot wahrlich einiges an Ausdruck und interagierte des öfteren mit der Masse.
Wir sahen Glenn Hughes das erste Mal live und können keine Vergleiche ziehen. Eine Gewinnerin unserer Verlosungsaktion mailte uns heute an und meinte, seine 95er Tourband wäre der jetzigen überlegen gewesen. Und zu laut empfand sie das Konzert. Nun ja, wir standen direkt vor der Bühne, so dass uns nicht die volle Breitseite der seitlichen Boxenbatterie traf. Lautstärke war für uns ok und was die Ohren angeht: auch da ist der Krone Music Club um das Wohl seiner Gäste bemüht, denn am Tresen gab es Ohrstöpsel.
Eine weitere Gewinnerin teilte uns eben mit, dass ihr das Konzert ohne Einschränkungen zusagte. Wie war das noch mal? Der eine mag Pils, der andere Export.
Mit "Seventh Star" und "Burn" verabschiedeten sich Glenn Hughes und seine Band und rückblickend können wir sagen: es war ein toller Konzertabend und wir überlegen noch, welche Band uns mehr faszinierte. Eindeutig punkteten The Lizards bei den Drums, denn Bobbys Double-Bass-Parts waren schon sehr beeindruckend, Bass und Gitarre punkteten eigentlich auch und das Steve ne geile Röhre hat, schrieben wir bereits. Nun ja, aber Mr. Hughes kann das mindestens genauso gut. Schwere Entscheidung also.
Wir müssen das noch mal genauer 'untersuchen' und Gelegenheit gibt es ja demnächst wieder, denn wie uns George Feddon mitteilte, wird die Band Ende April, Anfang Mai wieder nach Deutschland kommen. Wer Gelegenheit hat, sollte da unbedingt mal hingehen und sich die Eidechsen anhören.
Unser Fazit: beide Bands sorgten dafür, dass die winterliche Kälte für eine Weile typischer Konzerthitze weichen musste. Aber nach der Show ging es wieder in den Winterabend, welcher uns mit zweistelligen Minusgraden empfing. Brrrrr.
Glenn Hughes / The Lizards - 06.03.2005, Frankenthal, Krone Music Club
Ulli Heiser & Ilka Czernohorsky, 08.03.2005
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