The Hackensaw Boys / Get Some
Get Some Spielzeit: 38:11
Medium: CD
Label: Valley Entertainment, 2006 (2000)
Stil: Bluegrass/Roots

Review vom 29.11.2006


Markus Kerren
Von Valley Entertainment gibt's in diesem Jahr eine schöne Weihnachtsüberraschung. Nämlich die Wiederveröffentlichung der ersten drei Alben von den Hackensaws , bzw. der Hackensaw Boys, wie sie sich heute nennen. Bei dem mir vorliegenden Rezensionsexemplar handelt es sich um "Get Some", das Debüt dieser Truppe aus dem Jahr 2000.
Wow, und da geht sofort die Post ab. "Whiskey, Momma", "Get Some" und "Scarlet Girl" kommen erstmal mit einer vollen Breitseite Hyperaktivitäts-Bluegrass daher. Und wie! Waschecht mit Banjo, Mouth Harp, Washboard, Fiddle, Mandoline, Gitarren, Bass und Percussion geht es volle Kanne geradeaus. Vom Songwriting her sehr traditionell gehalten, dennoch ungestüm, atemlos, vitamin- und koffeinüberdreht verrichten die Hackensaw Boys ihr Werk. Und das ist sehr mitreißend!
Zumal die Bandmitglieder, die auf so abgefahrene Namen wie z.B. Spacey, PeePaw, SawSaw, JigSaw oder gar Cookey-Eyed Fox hören, ihre Instrumente beherrschen und ihr Songwriting (die Band kann mit insgesamt vier gleichberechtigten Komponisten aufwarten) gänzlich im Griff haben.
Weiter geht's mit "Herschel's Song", Roots-/Folk-Rock vom Feinsten, der einen nach den ersten Highspeed-Granaten erstmal wieder etwas durchatmen lässt. Ein klasse Stück, sehr melodiös, das einen tief in die amerikanische Vergangenheit zurückversetzt. Aber dann: Genug ausgeruht, mit "Poor Thing" werden wieder ein paar Gänge zugelegt und der Wind bläst einem tsunamiartig ins Gesicht. Wobei sich danach für den Rest des Albums die schnellen mit den gemäßigteren Nummern die Waage halten. Sehr stark geraten ist auch das rootsige "Seattle".
Sauber Freunde, das macht Spaß! Zwölf Songs purer, reiner, handgemachter Musik, vollkommen frei von irgendwelchen Loops oder Samples. Dazu mit einem gewissen Punk-Faktor versehen, der "Get Some" mit seiner Wildheit, seiner Entschlossenheit und sprühenden Spielfreude sogar noch erfrischender macht.
Und ich weiß ganz genau, dass der selige Clarence White (R.I.P., Ex- Byrds, Ex-Muleskinner, Ex-Nashville West) jetzt da oben auf seiner Wolke sitzt und mit einem breiten Lächeln jede Sekunde genießt, die er den Hackensaw Boys widmen kann.
Die Lead Vocals wurden brüderlich aufgeteilt und auch hier gibt es keine Beanstandungen, keinen Ausfall zu vermelden. Nichts wirkt langweilig, angestaubt oder gar wieder aufbereitet. Klar haben die Jungs diese Musik nicht neu erfunden, und so vermerkt Benton Flippen auf dem Cover dann auch: »It's like the old man said: That's all creamed taters, just fixed a little different«. Den Hörgenuss beeinflusst dies jedoch nicht im Mindesten.
Ebenfalls vermerkt ist, dass das Debüt in der Schwüle von Charlottesville, Virginia, am 8. Juli 2000 aufgenommen wurde. An einem Tag??? Muss also ein Live-Album sein, hört sich aber überhaupt nicht danach an. Sehr wahrscheinlich sowas wie 'Live im Studio'. Und dennoch: So rau das Ganze auch daherkommt, ein Dutzend Songs dieser Güte an einem einzigen Tag aufs Band zu bekommen, erfordert schon Respekt.
Liebe RockTimes-Freunde, dieses Album geht ab wie der heißeste Kater in einer Vollmondnacht, dem die vier hübschesten Katzen des Landes willig zublinzeln, macht irre Spaß und wird ein Gewinner auf jeder Party sein.
Vorausgesetzt man ist diesem Musikstil nicht vollkommen abgeneigt.
Ich sage nicht: »Get some!« Ich sage: »Go and GET IT!!!«
Line-up:
Spacey (Guitar)
Mahlon (Mandolin)
SawSaw (Fiddle)
Bear (Guitar)
PeePaw (Bass)
Skeeter (Mouth Harp, Washboard)
Cookey-Eyed Fox (Banjo)
JigSaw (Washboard, Percussion)
Bobby (Banjo, Guitar)
Roscoe (Additional Vocals)
Tracklist
01:Whiskey, Momma
02:Get Some
03:Scarlet Girl
04:Herschel's Song
05:Poor Thing
06:Seattle
07:Sweet On Me
08:June Apple
09:Gordon's Still
10:Harvard Square Breakdown
11:Alabama Shamrock
12:Box Of Pine
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