Hamburg Blues Band / Friends For A LIVEtime
Friends For A LIVEtime Spielzeit: 78:00
Medium: CD
Label: Handmade Music, 2013
Stil: Rock

Review vom 09.10.2013


Jürgen Bauerochse
Es ist ja hinlänglich bekannt, dass die Hamburg Blues Band nach dem viel zu frühen Tod von Dick Heckstall-Smith ganz gern mal ihr Line-up wechselte und das immer noch tut. Und das nicht, wie meist üblich, innerhalb der Rhythmus-Section, sondern eher bei den Frontmännern. Während Hans Wallbaum (drums), Michael 'Bexi' Becker (bass) und Bandleader Gert Lange (guitar, vocals) inzwischen seit Jahren das Fundament der Gruppe bilden, gab es immer wieder Wechsel an der Lead-Gitarre und auch am Gesangsmikrofon. Wenn hier Namen wie Alex Conti, Clem Clempson und Miller Anderson, sowie Mike Harrison, Chris Farlowe, Arthur Brown und Maggie Bell auftauchen, dann wird deutlich, was für Hochkaräter sich in den Reihen der Hamburg Blues Band tummelten.
Teilweise erstreckte sich diese Zusammenarbeit auch über längere Zeiträume, sodass, wie im Beispiel von Mike Harrison, auch Studioaufnahmen entstanden. Doch das war natürlich nicht der Regelfall. Die meisten Besetzungen der Hamburg Blues Band konnten nur von den Konzertgängern unter die Lupe genommen werden, was natürlich immer für sehr variable Gigs sorgte. Auch ich selbst konnte mich mehrmals persönlich davon überzeugen, denn es gibt wohl keine andere Gruppe, die ich in so vielen verschiedenen Besetzungen gesehen habe.
Und das alles macht diese Zusammenstellung zum dreißigjährigen Bandjubiläum zu etwas ganz Besonderem. Von den fünfzehn auf dem Album vertretenen Songs sind nur vier Studioaufnahmen und auch die sind in diesen Versionen bisher unveröffentlicht. Das restliche Material besteht aus Livemitschnitten der verschiedenen Epochen der Bandgeschichte. So ist eine richtig hörenswerte Compilation entstanden, die die Gruppen-History optimal widerspiegelt, ohne auch nur einen einzigen Titel einfallslos von einem alten Tonträger zu übernehmen. Und das ist meiner Meinung nach eine richtig gute Idee, um die Story der Hamburg Blues Band ins rechte Licht zu rücken.
Drei der vier Studiotakes entstanden in den neunziger Jahren, wobei "On Your Way Down" (1992) und "Rockin' Chair" (1990) die Zeit abdecken, bevor Alex Conti und 'Bexi' Becker zu der Band stießen und das langlebigste Line-up komplettierten. Diese Besetzung ist dann auf "Hypnotized" aus dem Jahr 1998 zu hören. Als vierter Studiosong ist das unvermeidliche "Wishing Well", mit Maggie Bell am Mikro, auf dem Album vertreten, mit dem die schottische Shouterin bis heute ihre Fans begeistern kann, egal mit welchen Musikern sie gerade unterwegs ist.
Doch den Kern des Albums bilden die Liveaufnahmen, die zwischen 1982 und 2012 mitgeschnitten wurden. Allein sieben Songs stammen dabei von Auftritten der Band bei den Burg Herzberg-Festivals zwischen 2006 und 2012, wobei keiner der Frontmänner mehr als einmal im Vordergrund steht. Da viele der Gastsänger auch mit ihren bekanntesten Songs dabei sind, ist so eine großartige Werkschau entstanden, die die verschiedenen Epochen der Hamburg Blues Band perfekt wiedergibt.
Dabei bildet für mich das geniale "Waiting For The Wind" aus dem Jahr 2001 das absolute Highlight der CD. Mehr als einmal habe ich dieses Gänsehautgefühl vor der Bühne spüren können, wenn Mike Harrison diesen Song anstimmte. Dicht gefolgt von dem Deep Purple-Klassiker "When A Blind Man Cries" mit Miller Anderson, der zur Zeit der aktuelle Gitarrist bei der HBB ist. Auch zum "Stormy Monday Blues" mit dem unvergleichlichen Chris Farlowe muss man keine Worte mehr verlieren. Und bei all diesen großartigen Songs des Albums erweisen sich die Jungs von Gert Lange als die perfekte Begleitung, die in allen Phasen das richtige Timing an den Tag legen. So entzünden sie ein funkiges Feuerwerk vom Feinsten, wenn sie Inga Rumpf bei "Superstition" extatisch begleiten, oder verbreiten ein Southern Rock-Feeling bei "Done Somebody Wrong" mit Clem Clempson an der Slide und Alex Conti (lead guitar), das sich hinter der ABB nicht zu verstecken braucht.
Ich könnte mir an dieser Stelle jeden einzelnen Titel vornehmen, doch das würde den Rahmen dieses Reviews ganz erheblich sprengen. Lasst Euch einfach überraschen, was für glänzende Kleinode sich noch auf diesem Silberling befinden. Ihr werdet keine Schwachstelle finden, sondern garantiert von vorne bis hinten in Erinnerungen schwelgen, denn wer hat die Hamburg Blues Band, egal in welcher Besetzung, noch nicht gesehen und war nicht begeistert.
Besonders erwähnen möchte ich noch das sehr schön gestaltete Begleitheft, bei dem ihr alles Wissenswerte zu jedem einzelnen Titel erfahren könnt. Dieser Zusammenschnitt macht wirklich Sinn!
Tracklist
01:Hypnotized [feat. Dick Heckstall-Smith] (4:42)
02:Waiting For The Wind [feat. Mike Harrison] (5:24)
03:On Your Way Down [feat. Dick Heckstall-Smith] (5:10)
04:Wishing Well [feat. Maggie Bell] (3:26)
05:Inner City Blues [feat. Dick Heckstall-Smith] (5:25)
06:Superstition [feat. Inga Rumpf] (5:11)
07:When A Blind Man Cries [feat. Miller Anderson] (5:18)
08:The Old Soulsinger [feat. Pete Brown] (6:57)
09:Get Off My Back [feat. Micky Moody] (3:59)
10:Help The Poor [feat. Geoff Whitehorn] (6:01)
11:Done Somebody Wrong [feat. Clem Clempson] (3:48)
12:Rockin' Chair [feat. The HBB] (4:54)
13:Stormy Monday Blues [feat. Chris Farlowe] (8:00)
14:It Should've Been [feat. Zoot Money] (3:44)
15:Fire [feat. Arthur Brown] (5:39)
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