'Hübscher oder schöner Jack' - naja, passend ist der Name nun wirklich nicht, denn im Gegenteil, der Inhalt auf der Scheibe von Handsome Jack ist alles andere als hübsch, wenn man den Begriff wörtlich nimmt. Schön? Das kommt immer auf das Auge des Betrachters an. Aber schön ist die gebotene Musik der Garagenrock-Combo im weitesten Sinne sehr wohl - nämlich für MEINE Ohren.
Die Band gründete sich 2004 in Lockford, NY. Das ist nun immerhin schon 10 Jahre her. Ihren musikalischen Stil bezeichnen die vier Jungs selbst als Boogie Soul.
Nach Veröffentlichung der EP "Prologue" (2010) sowie der LP "Supermoon" im Jahr 2011 gibt es nun Neuigkeiten aus dem Haus
Handsome Jack: "Do What Comes Naturally" nennt sich die neue Platte des Vierers.
Mit Bands wie
Blue Cheer,
Gov't Mule,
J. Geils,
The Hold Steady,
The Sheepdogs oder auch
Robert Randolph teilten sie sich bereits die Bühne und haben dabei vermutlich viel gelernt.
Schwere Gitarren-Riffs walzen, einer Herde Orks gleich, alles nieder, was bei 'drei' nicht auf den Bäumen ist. Der Bass brummelt entspannt vor sich hin und Drums sowie Hammond halten das ganze Gefüge zusammen. Und sie spielen den Blues - denn den haben sie, alle vier, vermutlich schon mit der Muttermilch aufgesogen - mit viel Seele und einem Groove zum Niederknien.
Furztrocken und düster sind die Songs, so düster wie Mordor, und haben dennoch jede Menge Feuer. Man könnte meinen, die Truppe hätte sich mit
Smaug, dem Drachen verbündet.
Verstärkung haben sie sich ebenfalls geholt, in Person von
Bob Nave von den legendären
Lemon Pipers, einer US-amerikanischen Psychedelic-Band der 1960er-Jahre. Er gibt den Stücken noch den richtigen Drive.
Und noch etwas ist faszinierend. Sind das tatsächlich die Stimmbänder dieses Jungspunds,
Jamison Passuite, oder wechseln sich
Mick Jagger,
Van Morrison und
Ozzy Osbourne am Mikro ab?
Man hat beileibe nicht das Gefühl, es wurde ewig lange an den Nummern gefeilt, bis auch die letzten Ecken und Kanten verschwunden sind. Hier wird eher aus dem Bauch raus gespielt und genau das macht das Flair der 70er aus, das jeden einzelnen Song umweht. Dazu meint Frontman
Passuite:
»Wir schlossen uns im Studio ein und schliefen auf dem Boden. Nach drei Tagen hatten wir etwas, was all unsere Erwartungen übertraf«.
Recht hat er, denn entstanden ist ein kleines Meisterwerk, eine Mischung aus den bereits erwähnten, riffbetonten
Blue Cher und frühe
Black Crowes und wenn die Harp einsetzt wie beim Opener "Echoes", hab ich sofort
Five Horse Johnson im Ohr. Selbst die
Stones lugen ab und zu mal kurz um die Ecke ("Right On") und wenn ich es ganz genau nehme, wurden die Songs hin und wieder mit einer kleine Prise Southern Rock bestreut, um diese abzurunden. Da hat sich vermutlich das Teilen der Bühne mit
Gov't Mule ausgezahlt.
Ob nun das mich sogar etwas an
Led Zeppelin erinnernde "Between The Lines" (mein Anspieltipp übrigens), das vor sich hin brummelnde "Dry Spell" (mich laust jetzt doch glatt der Affe: Das Intro erinnert verdammt an "Off The Handle" von
Rory Gallagher) oder "Wasted Time", bei dem die beiden Damen
Kristen Kreft und
Beth Harris (beide backing vocals) das i-Tüpfelchen sind - klasse Songs schreiben können sie, die
Handsome Jacks - und toben sich somit in den Gefilden feinster Rock-Musik ordentlich aus. Mehr davon!
Ich brauch jetzt erst einmal einen guten Schluck Whiskey nach so viel staubtrockener Mucke - und drück die Repeat-Taste!