Sechs Alben in lediglich 25 Jahren einer Band mag auf den ersten Blick nach nicht sonderlich viel ausschauen. Wenn man sich aber die andere Seite der Medaille ansieht, dann ist hier dennoch Respekt zu zollen, denn die Kurzlebigkeit von Bands im Musik-Business - speziell in den letzten dreißig Jahren - kann schon erschreckend sein. The Hangmen sind in Los Angeles angesiedelt und selbst wenn man in unseren Landen noch nicht allzu viel von ihnen gehört haben mag, so sind sie in den US of A immerhin schon ausgiebig mit Gruppen wie etwa The Supersuckers, X oder auch Social Distortion getourt.
Apropos Social Distortion: Deren Chef, Mike Ness, war von den rockenden 'Henkern' so begeistert, dass er sich umgehend anbot, ihr vorhergehendes Studioalbum "In The City" zu produzieren, was von dem Quartett auch gerne angenommen und schließlich in die Tat umgesetzt wurde. Mit "East Of Western" liegt nun die brandneue Langrille der Kalifornier vor, die zwar etwas mit der Spielzeit geizt, aber dennoch mit Album-kompatiblen zehn Tracks aufwarten kann. Einen prominenten Neuzugang gibt es ebenfalls zu vermelden, denn seit einiger Zeit ist der ehemalige The Supersuckers-Gitarrist Ron Heathman als zweiter Axman und Sänger mit von der Partie.
Ich brauche (und will) eigentlich auch gar nicht mehr lange drum herum reden, The Hangmen haben mit "East Of Western" ein richtig geiles, räudiges, raues wie auch melodiöses Album vorgelegt, bei dem so ziemlich jeder Ton sitzt und jeder Song Spaß macht. Geboten wird wüster Rock, bei dem zumeist höllisch die Post abgeht, der jedoch nie Gefahr läuft, an die Grenzen von Metal, Hard Rock oder irgendwelche Core-Geschichten zu stoßen. Wenn man überhaupt einen weiteren Stil als Einfluss erkennen kann, dann eventuell den Punk Rock.
Der letzte Satz soll aber nicht in die Irre führen, denn The Hangmen haben nicht nur ein richtig gutes Händchen fürs Songwriting und die Arrangements, sondern definitiv auch ihr eigenes Ding am Laufen. Unverkennbar amerikanisch rocken die Mannen um Bryan Small mit den eröffnenden "Homesick Blues" und "I'm Your Man" zunächst die Kronkorken von den Bierflaschen, bevor dann mit "Had A Girl" erstmalig eine sanftere, ja geradezu melancholische Seite gezeigt wird. Und auch das können die Rocker, die durchgehend mit Authentizität und jeder Menge 'wrong side of the tracks'-Attitüde überzeugen, richtig gut.
Hauptsächlich wird hier aber auf richtig geile Art und Weise gerockt. Und dabei werden auch eher unangenehme Themen wie persönliche Abgründe nicht ausgespart (»...I'm gonna drink, gonna smoke, do some Meth, Crack and Coke, gonna steal, turn the wheel until the ditch becomes real...«, aus dem Midtempo-Groover "Drunk Smoke"). Beim abschließenden "Haunted" wird es dann zwar auch noch mal etwas gemäßigter, dafür wurde die Nummer aber mit feinem Alternative Country-Feeling ausgestattet. Wer nur einen kurzen Eindruck gewinnen möchte, sollte mal bei Stücken wie "Homesick Blues", "Had A Girl", "Drunk Smoke" oder "She Cracked" ein Ohr riskieren.
Hell yeah, es gibt sie durchaus noch, die waschechten Rocker, die sich von jeher einen Sch...dreck darum gekümmert haben, welche Stilrichtung gerade angesagt ist oder aus welcher Richtung heute, gestern oder morgen gerade der Wind mit der scheinbar so viel versprechenden wie trügerischen Dollar-Melodie weht. Gott (bzw. wem auch immer...) sei Dank! Wer sich nicht an der doch sehr mageren Spielzeit von knapp 32 Minuten stört, der kann bei "East Of Western" ohne einen Funken des Zweifels zuschlagen und ohne Gewissensbisse ein paar hart erarbeitete Euronen rausrücken.
Denn es lohnt sich!
Line-up:
Bryan Small (vocals, guitars)
Ron Heathman (guitars, vocals)
Angelique Congleton (bass, vocals)
Dino Guerrero (drums)
With:
Jordan Shapiro (pedal steel - #7)
Clancy Cramer (piano - #10)
Tracklist |
01:Homesick Blues
02:I'm Your Man
03:Had A Girl
04:Graverobbers
05:Drunk Smoke
06:Railroad Man
07:Betrayed
08:Big Red Rooster
09:She Cracked
10:Haunted
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