Hardbone / This Is Rock'n'Roll
This Is Rock'n'Roll Spielzeit: 42:20
Medium: CD
Label: Rude Records, 2012
Stil: Hard Rock Metal

Review vom 13.04.2012


Boris Theobald
Fünf Typen mit Lederjacken und Verpeilo-Frisen in einer Bar namens 'Hardbone' trinken Bier in Stubbi-Flaschen der Marke 'Hardbone' und krallen sich an den Thresen, um nicht von den Schallwellen der Amps aus dem Universum gepustet zu werden. Fast alles heißt hier Hardbone auch die Band. Und der kompromisslose Fünfer aus Hamburg hat alle seine musikalischen Botschaften gleich aufs Plattencover gedruckt. Naja, fast - aber das Chick im viel zu kurzen Jeans-Höschen und die Jungs im Cabrio, das gab es ja schon auf dem Cover des Vorgängers "Dirty'n'Young". Es geht thematisch ums Saufen, um Weibchen und, ja... um Rock'n'Roll.
Mit Rock'n'Roll ist in diesem Fall natürlich nicht die Musikrichtung gemeint - nee nee, kein Elvis und so. Rock'n'Roll, das ist die Lebenseinstellung. Die Musik ist Hard Rock der dreckigen Sorte. Riff Rock der Marke Rose Tattoo und Atzedatze. Musik, die man nicht beim Candlelight Dinner hört und auch nicht mit nem guten Buch in der Hand. Das ist (Feierabend-)Musik, die man hört, um an einem lauen Sommerabend in geselliger (Herren-)Runde Wetten über die Temperatur der Hopfenlimonade abzuschließen und sich nach Genuss derselben in gemeinsamem Schließmuskeltraining zu üben; Musik, um sexistische Gedanken in (definitiver) Abwesenheit des betroffenen Geschlechts zu entwickeln. Spaß haben, halt.
Bei Songtiteln wie "Bottlemate", "Wild Nights", "One Night Stand" und "Hellevator" (Kalauer des Jahres, die Herren!) liegt die Vermutung schon ziemlich nahe, dass die Jungs sich selbst nicht ernster nehmen als unbedingt nötig. Nee, Ernst ist kein Bandmitglied. Dafür sind es aber Sebastian Kranke und Tim Dammann. Der eine feiert die Angus Young-Gedächtnisspiele, und der andere rotzt ziemlich dreckig durch die Texte, die in ihrem Tiefgang so übersichtlich sind wie ein leeres Bierglas. Aber: Das Riffing ist solides Handwerk, und Tim Dammann hat Feuer in der Stimme und hält seine Tonhöhen. Keine Frage: Das was sie machen, machen sie sauber.
Auf Einzelheiten einzugehen, wird das Weltklima nicht retten. Die Songs werden solide durchgezockt und unterscheiden sich vor allem darin, ob sie in hohem Tempo, im Mid Tempo oder im Dreiviertel-Tempo gespielt sind. Die Soli verleiten unweigerlich dazu, in der linken Hand eine Bierflasche und in der rechen eine (gedachte) Pommesgabel zu halten, die Augen zuzukneifen, halb in die Knie zu gehen und mit Hilfe der Nackenmuskeln die Festigungswirkung des Schaumfestigers auszutesten. Und der Lead Gesang ist einfach nur authentisch und echt und gut und astrein gekrächzt, komplettiert von den unausweichlichen Shouts der Band in den Mitsing-Refrains. Muss ja auch jemand Antwort geben, ne.
Anspieltipps sind "Bottleneck" - mit seinem kugelrunden Riff ein Opener vor dem Herrn - und "The Only Thing", das als slooow vor sich hin trabende Blues-Nummer einen kleinen Ausreißer macht. Was für ein geiler Chorus im Schlepp-Tempo: »Rock'n'Roll is the only thing worth livin' for, Rock'n'Roll is the only thing worth dyin' for!« Der gehört sich aus Tausend Kehlen geshoutet. Anspieltipp Nummer drei ist die Titelhymne "This Is Rock'n'Roll" mit einer Extra-Portion Coolness und AC/DC-Faktor, wie sich die Nummer erst mit Break-durchsetzten Riffs aufbaut und dann noch richtig zu Glühen beginnt. Das ist auch die Nummer mit dem größten Nachhaltigkeitsfaktor - ganz einfach, weil ich mir sie gleich als den perfekten Klingelton aufs Handy ziehen werde. Denn Hardbone fällt auf!
Line-up:
Tim Dammann (vocals)
Sebastian Kranke (lead guitar)
Tommy Lindemann (rhythm guitar)
Wolfgang Pohl (bass, backing vocals)
Cain Grandt (drums)
Tracklist
01:Bottlemate (3:01)
02:Wild Nights (3:59)
03:Girls & Gasoline (4:44)
04:Grave Digger (4:08)
05:One Night Stand (3:12)
06:This Is Rock'n'Roll (4:25)
07:Fat Cat (4:52)
08:The Only Thing (6:58)
09:Young Blood (3:15)
10:Hellevator (3:44)
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