Zusammengefunden hatten sich die aus dem US-Bundesstaat New York stammende Sängerin Jeannie Burns und der im tiefen Süden ansässige Andrew Hardin im Jahr 2009 bei einem Woody Guthrie-Gedenk-Festival. Die beiden merkten recht schnell, dass sie auf einer Wellenlänge liegen und begannen mit der gemeinsamen Arbeit. Das erste greifbare Ergebnis war die Debütscheibe "Lounge" (2012), der sie nun mit dem zehn Tracks umfassenden "Down The Deep Well" ein Zweitwerk folgen ließen. Aufgenommen wurde im Sunbird Studio in Spicewood, Texas unter der Oberaufsicht des Allrounders Gabriel Rhodes (der Ehemann von Kimmie Rhodes), der sich dazu auch noch als Musiker an den Keyboards und am Akkordeon einbrachte.
Und nicht nur das, denn dazu brachte er auch noch die Studiolegenden David Carroll (Bass) und Dony Wynn am Schlagzeug mit ins Spiel, was alleine schon mal für den richtigen Groove sorgte. Die Songs stammen außer einem alle aus der Feder des Duos Hardin Burns und was hier abgeliefert wird, ist angenehm ruhiges und beseeltes Singer/Songwriter- sowie Folkmaterial, das natürlich auch einen gewissen Country-Einschlag hat. Die Tracks bleiben nicht unbedingt sofort im Ohr hängen, dazu benötigt es schon einige Durchläufe. Was der Güte der Nummern aber nicht abträglich ist. Die Kompositionen sind gut abgehangen, klasse eingespielt und Jeannie Burns ist eine starke Sängerin mit einer verdammt guten Stimme.
Immer wieder treten - wie beispielsweise in "Back Porch" - melancholische Elemente bzw. Stimmungen ins Rampenlicht. Allerdings ist das klasse gebracht und umgesetzt, vor allem wenn dann auch noch Spritzer mexikanischer Musik mit dazu kommen. Sehr stark (und wieder in etwas gedrosseltem Tempo) kommt das etwas an die großartige Lucinda Williams erinnernde "Get Back Home", das dann umgehend von dem flotten "Run" gekontert wird. Einer der großen Vorteile dieser Scheibe ist dieser so coole und locker-losgelöste Groove, von dem sämtliche Stücke profitieren.
Gegen Ende blüht dieses Album dann so richtig auf, oder liegt es nur daran, dass man sich immer erst ein bisschen an die eher getragene Atmosphäre bei Hardin Burns gewöhnen muss? Kann eigentlich nicht sein, denn gleich der eröffnende Titelsong überzeugt durch den Duo-Gesang und das Songwriting. Das beschwingte "The Call" ist die traurige Geschichte über einen Freund, der sich wieder mal mit allen möglichen legalen und illegalen Mitteln die Lichter ausgeschossen hat, damit nicht nur sein Talent sowie eine vielversprechende Karriere, sondern dazu auch noch sein junges Leben wie Perlen vor die Säue geworfen hat.
Mein persönliches Lieblingsstück ist das wirklich großartig gesungene "Gentle Rain", bei dem man die Protagonistin geradezu ohne Schirm im Regen stehen sieht. Einerseits traurig, andererseits aufgrund einer tiefen inneren Erleichterung vor sich hin grinsend. Zum Sterben schön! Auch der einzige Coversong, Richard Thompsons "Walkin' On A Wire", kommt langsam, aber sehr überzeugend. "Ache" ist dagegen mit deutlich rockigen Elementen ausgestattet und wieder kommt dem Hörer rein von der Stilistik die gute Miss Williams in den Sinn.
Das abschließende "Wave Of Your Hand" besticht dann noch einmal mit dem hier so ausgeprägten coolen Groove, starkem Songwriting und richtig gutem Gesang. Ganz klar gesagt werden muss, dass "Down The Deep Well" nicht zum Nebenbei-Hören gemacht wurde, denn in diesem Fall werden die Songs ihre Magie nicht ausbreiten können. In ruhiger Atmosphäre und Zeit zum Zuhören wird der Hörer jedoch feststellen, dass er hier eine richtig feine Platte vorliegen hat. Vielleicht nicht essentiell, aber dennoch wunderschön und gut für die Seele.
Line-up:
Jeannie Burns (vocals)
Andrew Hardin (acoustic & electric guitars, vocals)
Dony Wynn (drums & percussion)
David Carroll (upright bass)
Gabriel Rhodes (keyboards, accordion, guitar solo - #5)
Terry Burns (harmony vocals - #8,9)
| Tracklist |
01:Down The Deep Well
02:Back Porch
03:Blooming
04:Gentle Rain
05:The Call
06:Ache
07:Get Back Home
08:Run
09:Walkin' On A Wire
10:Wave Of Your Hand
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