Hardline / Leaving The End Open
Leaving The End Open Spielzeit: 51:55
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2009
Stil: Melodic Rock

Review vom 15.04.2009


Boris Theobald
Johnny Gioeli kennt man inzwischen am besten durch Axel Rudi Pell, wo der Sänger nun schon seit mehr als zehn Jahren festes Bandmitglied ist. Seine Wurzeln liegen aber eigentlich ganz wo anders auf der musikalischen Landkarte. Und genau dahin, ins Land des Melodic Rock und AOR unternimmt er mit seiner Band Hardline seltene, aber immer wieder feine Ausflüge.
Gegründet wurde Hardline einst von Johnny und seinem Bruder Joey Gioeli. Mit der Journey-Prominenz Neal Schon und Deen Castronovo sowie einem Schuss Glam Metal nahm man 1992 das Debütalbum "Double Eclipse" auf. 2002 gab's mit "II" ein gelungenes Comeback, jedoch ohne Castronovo und, bis auf ein Gastspiel, auch ohne Schon. Beim Nachfolger "Leaving The End Open" ist nun auch der Bruder von Bord gegangen. Johnny Gioeli gibt den Ton an, zusammen mit Gitarrist Josh Ramos, der auch bei "II" schon dabei war.
Geändert hat sich dadurch nicht viel: Hardline spielen Melodic Rock der klassischen Prägung ohne irgendwelche Modernitäten. Wie schon auf "II" ist die Gangart eine AOR-geprägte, 'erwachsenere' als bei den Hardline des vorigen Jahrhunderts. Eine peppige Ausnahme bietet das ziemlich impulsive "Give In To This Love", das von allen Stücken am ehesten an "Double Eclipse"-Poserocker wie "Hot Cherie" erinnert. Hier kommen Fans von Skid Row oder Mötley Crüe auf ihre Kosten.
Zur temporeicheren Fraktion zählt auch "Pieces Of Puzzles", ein dynamischer Rocker mit klassischen Bon Jovi-Anleihen, mitsingender Gitarre und coolen Cow Bells. Was außerdem hängen bleibt, ist die atmosphärische Mid Tempo-Heaviness von "She Sleeps In Madness" und, vor allem, der tolle Opener "Voices", dessen Machart mit rhythmisch akzentuierten Riffs und spannungsgeladenen Harmonien an Giant oder Slamer erinnert.
Das Gegenteil von Spannung sind die doch leider ziemlich aalglatt geratenen Pop-Rocker "Falling Free" und "Before This": Prädikat 'verzichtbar', leider. Darüber hinaus gibt's einige Balladen, vielleicht die ein oder andere zu viel... Atmosphärisches mit butterweichem Satzgesang bei "Start Again", Piano-Herzschmerz bei "In This Moment", Eindringliches, Kraftvolles in Winger-Manier bei "Hole In My Head".
Auch, wenn es oft balladenhaft zugeht: Akustischer Brechdurchfall klingt definitiv anders. Ein Hard Rock-Einschnitt bleibt dank des abwechslungsreichen Spiels von Josh Ramos (inklusive ganz leckerer, kompakter Frickelsoli) stets erkennbar; niemals verkommen die Gitarren zu 08/15-Beiwerk oder werden gar in den Hintergrund abgeschoben. Das Keyboard auf der anderen Seite drängt nie all zu schmalztriefend nach vorn; das ist gut so.
Und so setzen sich auch auf der Balladenseite zwei echte Volltreffer an die Spitze. "Bittersweet" ist so eine plötzlich 'explodierende' Gänsehaut-Nummer im Stile des Damn Yankees-Klassikers "High Enough". Und mit dem Titelsong ganz am Schluss verabschiedet man sich mit einer powervollen, von malerischem Pianospiel verzauberten, wehmütig getragenen Atmosphäre.
"Leaving The End Open" kann zwar seine beiden Vorgänger nicht toppen - kommt vielleicht auch nicht gar an sie heran, weil ein paar schwächere Songs dabei sind und weil der unterm Strich zwar immer noch hochemotional agierende Johnny Gioeli etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Dennoch ist die dritte Hardline ein gutes Beispiel dafür, dass 'unmoderne' Musik immer modern bleiben kann - zeitlos, eben. Wer bei all den oben zitierten Bands - man möge Acts wie Warrant, Bad English, Europe oder Night Ranger hinzufügen - leuchtende Augen bekommt, greift bedenkenlos zu.
Line-up:
Johnny Gioeli (vocals)
Josh Ramos (guitar)
Jamie Brown (bass)
Atma Anur (drums)
Michael T. Ross (keyboards)
Tracklist
01:Voices (4:32)
02:Falling Free (4:43)
03:Start Again (5:31)
04:Pieces Of Puzzles (3:57)
05:Bittersweet (5:24)
06:She Sleeps In Madness (4:59)
07:In This Moment (3:22)
08:Give In To This Love (4:09)
09:Before This (3:54)
10:Hole In My Head (5:37)
11:Leaving The End Open (5:45)
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