1973 formierten die Cluster-Members Hans-Joachim Roedelius und Dieter Moebius zusammen mit dem Neu!-Musiker Michael Rother die Band Harmonia.
Was würde sich bei der Kreuzung aus Cluster- und Neu!-Musikern ergeben?
Zunächst nannte man das erste Werk kurz und bündig "Musik von Harmonia" und herausgekommen sind 43 Minuten wabernde pulsierende Stücke.
"Watussi" ist schon ein klasse Opener, der verdeutlicht, zu welcher Musik Harmonia in der Lage war. Das ist weder Cluster noch Neu! oder gar Kraftwerk, bei denen Rother Mitglied war.
Die künstlich erzeugten Schlagwerk-Klänge geben einen akzentuierten, sich über die Länge von 6 Minuten kaum verändernden Rhythmus vor, über dem der Synthi zirpt und die Gitarren ihre Kreise ziehen. Manche Riffs werden bis in die Endlosigkeit gezogen. Ohne von der Monotonie abzuweichen, gewinnt der Track fast unbemerkt an Dynamik und Intensität, denn die Gitarren schieben sich immer mehr in den Vordergrund.
"Sehr Kosmisch", mit fast 11 Minuten der Longplayer-Track des Albums, wurde live im Amsterdamer Paradiso mitgeschnitten und ist, im Vergleich zu "Watussi" ruhiger ausgelegt. Der Rhythmus, in Kombination mit den Orgel- und Synthi-Klängen, wirkt schon etwas bedrohlich. Die künstlichen Percussions werden stets leiser, bis nur noch elektronische Klänge, die leicht abgewandelt werden, den Raum erfüllen. Nach 5 Minuten nimmt "Sehr Kosmisch" beklemmend Fahrt auf, so als würde es nach einem erklommenen Hügel wieder in ein Tal gehen. Auf einen Wellenberg folgt ein Wellental. Dann nehmen die ganz tiefen Töne Herzschlagrhythmus an und alle Sounds verabschieden sich langsam, bis schließlich zuletzt die Basstöne verhallen.
Noch kraftvoller als der Opener kommt "Sonnenschein" daher. Man ist in der Lage, differenziertes Schlagwerk wahrzunehmen. Es ist schon grandios, wie Gitarren- und Orgelklänge miteinander verschmelzen und zu einer melodischen Einheit werden.
"Dino" ist von tollen Gitarren-Sounds, die durch treibende Keyboard- und Synthi-Malereien unterlegt werden, geprägt. Bisher ist der Song der Dynamischste und man ist schon fasziniert von den Gitarren, die eine nach der anderen den Ton angeben. Melodiebögen in ihrer Einfachheit ansteckend und die Rhythmik initiiert die Fußwippe.
Ganz schön provokant, den nächsten Song "Ohrwurm" zu nennen, weil man nach dem bisher gehörten etwas ganz anderes erwartet.
Nichts von der federnden Leichtigkeit der Vorgänger ist der Track eine einzige Gitarren-Collage, bizarr und sonderbar. Erinnerungen an Robert Fripps Frippertronics-Ergüsse werden wachgerüttelt.
Cut! "Ahoi!" ist ein anderes Stück Musik! Klavier, Gitarre, so klar und unverfremdet hätte man das nun nicht erwartet. Abermals kann sich der Hörer so richtig einlullen lassen. Aber halt! Die Stimmung ändert sich und unter mandolinenähnlichen Klängen droht "Ahoi!" zu einer Sturmflut zu werden, die einen dann doch nicht hinwegspült, sondern vorbei treibt.
"Veterano" geht zurück auf die bekannt brillanten musikalischen Strukturen der ersten Songs und das abschließende "Hausmusik", in dem die Gitarre stellenweise einen orientalisch, asiatischen Flair verbreitet, ist ein krönender Finisher, der mit Fug und Recht wiederveröffentlichten "Musik von Harmonia".
Das 12-seitige Booklet und der feine Digipack runden das Werk zu einer Kaufempfehlung ab.
Line-up:
Hans-Joachim Roedelius (Orgel, Klavier, Gitarre, el. Perkussion)
Michael Rother (Gitarre, Piano, Orgel, el. Perkussion)
Dieter Moebius (Synthesizer, Gitarre, el. Perkussion)
Tracklist |
01:Watussi (5:55)
02:Sehr Kosmisch (10:50)
03:Sonnenschein (3:50)
04:Dino (3:50)
05:Ohrwurm (5:05)
06:Ahoi! (5:00)
07:Veterano (3:55)
08:Hausmusik (4:30)
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