Harsh Toke / Light Up And Live
Light Up And Live Spielzeit: 38:36
Medium: CD
Label: Tee Pee Records, 2013
Stil: Acid Rock

Review vom 22.11.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Nachdem man die Freunde des Acid Rock bereits mit der EP "Jams" beglückte, bringt Harsh Toke weiteres Futter auf den Plan. Die Band kommt aus San Diego und bei ihrem Namen darf man schon an bewusstseinserweiternde Mittelchen denken. "Light Up And Live" ist fürwahr der herbe Zug am Joint. Die gut achtunddreißig Minuten, verteilt auf vier Lieder, sind erbarmungslose Psychedelic, weit draußen in der Galaxis verankert und hat seine Basis im knapp unter der Grasnarbe befindlichen Blues.
Harsh Toke ist aufmüpfig, laut, abgefahren, vielleicht auch ein wenig verrückt und bringt den Hörer in aufwühlende Schwindelzustände. Das Quartett um Justin Figueroa, der sich übrigens auch als Pro-Skater einen Namen gemacht hat, geht mit vorliegendem Album von null auf hundert. Harsh Toke will mit musikalischen Mitteln die Welt aus den Angeln heben und man muss nach den vier Nummern zugeben, dass es den amerikanischen Acid-Rockern sehr gut gelingt.
Der Name des ersten Tracks kommt nicht von ungefähr. "Rest In Prince" ist dem verstorbenen Skater Michael Prince gewidmet. In den ersten gut vier Minuten setzt die Combo bereits an zu einer wilden, ja halsbrecherischen Fahrt durch Half- beziehungsweise Fullpipe, Downhill, Flatland, übers Handrail oder Herunterspringen von Treppen. Dabei gibt es keinen Grund für schadenfreudiges Grinsen, denn Harsh Toke hat den psychedelischen Rock quasi mit der Muttermilch aufgenommen.
Beim Opener würden sich die Herren von Black Sabbath wohl zu einem respektvollen Kopfnicken herablassen, wenn ihnen das fulminante Wah Wah-Gewitter zu Ohren kommt. Nach einem kleinen Vorgeplänkel kennt der Vierer keinen Tempomaten. Das Gaspedal wird bis zum Eintreten eines Wadenkrampfes mit aller zur Verfügung stehenden Kraft durchgedrückt. Das Ergebnis ist ein gigantisch guter Einstieg ins Album und der Hörer muss ab jetzt mit allem rechnen.
Ohne auch nur eine Pause anzudeuten, nimmt das zweite Stück seinen dramatischen Lauf. Das Schlagzeug taktet in toller Percussion-Manier und die Gitarre startet ihr Sound-Unternehmen schon in der Atmosphäre. Von Beginn an hat man das Gefühl einer grenzenlosen Session, die einen in fast einer viertel Stunde gefangen nimmt. Ungeahnte Klänge überfallen den Hörer. Die Band stellt einen vor zwei Entscheidungen. Entweder die Stopptaste drücken oder sich dem Treiben hingeben. Aus meiner Sicht gibt es kein Entrinnen.
Gitarre und Keyboards befinden sich auf einem grandiosen Trip in Regionen, die selbst der Seele unbekannt sind. Der orgiastische Kosmos von Harsh Toke ist eine nicht enden wollende Trance der heftigen Art, Starkstrom-Rock ohne Überspannungsschutz. Die psychedelische Freiheit der eruptiven Gefühle hat ab jetzt einen Namen: "Weight Of The Sun". Das Lied hat schließlich ein gnädig klingendes Ende
Das Titelstück "Light Up And Live" beginnt mit einer verzerrt-klingenden Basssequenz, die sich mit leichten Modulationen durch den gesamten Track zieht. Der Anfang ist von sinnlich-doomiger Zeitlupe geprägt. Alleedings nur solange, bis ein einziges Riff andere Stimmungen einleitet. Wie im Opener hört man einen nicht näher zu bestimmenden Gesang, der die Sache nur noch dramatischer macht. Man wird von den Gitarren- und Keyboardsound wie in einer riesigen Welle mitgespült und durchgewirbelt.
Die Sonne hatten wir schon und mit "Plug Into The Moon" endet die Session. Hier wandelt die Band am Rande des psychedelischen Wahnsinns. Oder sind die vier Musiker schon lange mittendrin? Zu den üppigen Klängen gesellt sich jetzt auch noch ein Saxofon, das genauso losgelöst im Weltraum unterwegs ist, wie alle anderen Instrumente.
"Light Up And Live" ist eine knallharte Acid Rock-Demonstration. Dabei ist klar, dass die Psychedelic nicht außen vorsteht. Bei Harsh Toke findet man in der Speisekarte ausschließlich deftige Kost, die ungemein gut mundet.
Line-up:
Austin Ayub
Richie Belton
Gabe Messer
Justin Figueroa
Tracklist
01:Rest In Prince (4:10)
02:Weight Of The Sun (14:29)
03:Light Up And Live (9:47)
04:Plug Into The Moon (10:08)
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