Die Festivalentdeckung aus 2010
Vor zwei Jahren trat auf dem Eier mit Speck-Festival 2010 im niederrheinischen Viersen eine mir bis dahin völlig unbekannte Band auf, die ein staunendes Festivalvolk völlig begeisterte. Hasenscheisse aus Berlin und Umland brachte mit ihrer Mischung aus Insterburg und Co. und den Pogues das Publikum ordentlich in Schwung. Bereits 2007 hatte man mit "Bernd am Grill" einen Insider-Hit am Start, der sich vor allem in Berlin zu einem echten Hit entwickelte. Den Auftritt fand ich seinerzeit auch klasse und der besagte Hit als letzte Zugabe hallte noch den ganzen Abend als Ohrwurm aus allen Ecken des Festivalgeländes. Ihre beiden Alben "Für eine Handvoll Köttel" (2007) und der Nachfolger "Für eine Handvoll Köttel mehr" fand ich zwar textlich ganz gut, aber musikalisch konnte ich mit der Band nicht warm werden. Aber dies hat sich schlagartig mit ihrer neuen CD geändert.
Hommage an einen Akkord
Mit "a-Moll" präsentiert sich das Quintett immer noch mit intelligenten und witzigen Texten, aber man hat musikalisch deutlich dazu gelernt und nun stimmen auch die Songs. Zum einen klingt die Band deutlich kompakter und besser eingespielt und vor allem die musikalische Vielfalt ist enorm. So gibt es neben Folk auch Elemente aus Ska, Salsa und Rock'n'Roll und sogar jazzige Töne sind vernehmbar. Wichtig ist aber, dass alles wirklich wie aus einem Fluss klingt. Das Hauptaugenmerk bei
Hasenscheisse liegt aber immer noch bei den Texten und auch hier hat Haupttexter, Gitarrist und Sänger Christian Näthe mal wieder ganze Arbeit geleistet. Alleine die Hommage an den Akkord a-Moll ist so wahnwitzig, dass man bei dem Lied auch nach mehrmaligem Hören immer noch lyrische Kleinode findet.
Zwischen Protest und Esoterik
Der Opener "Das unbedingte Ding" mit seinem gesungenen und gerappten Text in diversen Sprachen ist schon direkt ein Knaller. Dieses Lied wurde auch als Single ausgekoppelt und die Band hat dazu ein lustiges Video gedreht. Erinnert etwas an den Berliner Kollegen Peter Fox, dem dieser Song sicher auch gut zu Gesicht stehen würde. Das nachfolgende Titelstück hatte ich ja bereits angesprochen. Irre Nummer. "Kein Bock und keine Zeit" kommt extrem relaxt daher mit schönem Akkordeon-Einsatz. Der witzige Text handelt von alten Idealen und neuen Werten im Leben. Der Hit der CD ist meiner Meinung nach "Feuerwasser" mit einer Ohrwurmmelodie. Textlich geht es um die Kombination von Alkohol und Rockmusik. »Ohne Feuerwasser - kein Rock'n'Roll. Harald Juhnke ist mein Held und Shane McGowan mein Idol« sagt eigentlich alles. "Finde deine Mitte" nimmt herrlich Selbstfindungstrips und die Esoterikwelle auf die Schippe. Leider kann das hohe Niveau nicht ganz gehalten werden und nach drei netten, aber nicht richtig zwingenden Nummern, folgt als Abschluss dann aber mit "Hätte, hätte, hätte" doch noch ein gelungener Abschlussknaller.
"a-Moll" ist eine deutliche Steigerung gegenüber den ersten beiden Alben der Band und hat mindestens drei potenzielle Hits am Start. Dennoch sind die Musik und vor allem die Texte wohl leider zu anspruchsvoll, um massenkompatibel zu sein. Reich wird die Band also nicht werden, aber man kann sehr stolz auf »das neue Baby«, wie das Album in "Das unbedingte Ding" genannt wird, sein. Wer also meint, schon alles zu kennen, der sollte in das Album mal reinhören. Hier gibt es knapp vierzig Minuten lang viel zu entdecken.
Line-up:
Christian Näthe (vocals, guitar)
Matthias Mengert (vocals, guitar)
Sascha Lasch (percussion)
Andre Giese (bass)
Stephan Fuchs (drums)
Tracklist |
01:Das unbedingte Ding
02:a-Moll
03:Kein Bock und keine Zeit
04:Feuerwasser
05:Finde deine Mitte
06:Der Alte
07:Monika
08:So wie ein Strauß
09:Hätte, hätte, hätte
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