Heartlyne / No Retreat No Surrender
No Retreat No Surrender Spielzeit: 51:26
Medium: CD
Label: Yesterrock, 2009
Stil: Melodic Rock

Review vom 07.07.2009


Boris Theobald
Nee nee, Heartlyne (nicht zu verwechseln mit Hardline!) muss ich nun wirklich nicht kennen. Als die Band ihr erstes und letztes Album "No Retreat No Surrender" einspielte, da hat man mir gerade mal die Schultüte in die Hände gedrückt! Der Autor dieser Zeilen ist also aus dem Schneider - aber auch wer 'alt' genug ist, muss von der Band nicht unbedingt gehört haben. Denn dieses nunmehr 22 Jahre alte Debütalbum wird erst jetzt, im Jahre 2009 des Herrn, erstmals veröffentlicht, und zwar über das Label Yesterrock. Passt doch...
Heartlyne? Beim Blick ins Line-up werden manche Fragezeichen schnell zu Ausrufezeichen! Die Namensgeber der Band, Tommy Heart und Chris Lyne, sowie Basser Jogy Rautenberg kennt man von Soul Doctor. Tommy Heart war 1990 außerdem Gründungsmitglied von Fair Warning. Keyboarder Alexander Strauch bringen Insider mit She's China in Verbindung - und auch er war zwischenzeitlich mal bei Soul Doctor aktiv.
Warum sich der nachhaltige Erfolg seinerzeit mit Heartlyne nicht einstellen wollte, bleibt ein Mysterium der deutschen Rockgeschichte. Die Jungs müssen nach allem, was man hört, die Rock- und Metalszene des West-Berlins der späten Achtziger ganz schön aufgemischt und sich mit ihren Gigs zu einem Publikumsmagneten gemausert haben. Die durchaus interessierten Plattenfirmen zögerten aber mit dem fälligen Vertrag, offenbar weil West-Berlin ihnen ein Stückchen zu weit von der restlichen BRD entfernt schien. Dann bekam Tommy Heart ein Angebot von der Band V2 und Heartlyne lösten sich auf.
Nun rotiert in meinem CD-Player, was der großen weiten Rock-Welt damals verwehrt blieb. Und das ist handwerklich ganz hervorragender Melodic Rock, der direkt ins Blut geht. "No Retreat No Surrender" überzeugt durch hervorragende Hooklines ("Starlight!"), Mitsing-Hymnen (wie den Titel-Track) und den wechselnd mittelhohen und hohen, unheimlich präsenten und mitreißenden Lead-Gesang Tommy Hearts.
Wir schreiben die 80er, und so gibt es freilich auch ziemlich käsige Bombast-Keyboards. Trotzdem lässt sich Gitarrist Chris Lyne von den Synthies überraschend wenig Butter vom Brot nehmen, bleibt mit seinen antreibenden Riffs tonangebend und sorgt überdies für das ein oder andere spektakuläre Frickel-Solo. Fast jeder Song ist ein potenzieller Hit - oder wäre einer gewesen, wenn... na ja. Nur mit "Broken Promises" leistet man sich einen fahlen Ausrutscher in 08/15-AOR-Gefilde.
Aber da Ausnahmen ja bekanntlich die Regel bestätigen, bleibt "No Retreat No Surrender" ein heißer Tipp für nostalgische Anhänger von Bands wie Danger Danger, Giuffria, Europe oder - wenn ich mir das annähernd episch 'explodierende' "Strike An Arrow" anhöre - auch Badlands. Welch ein Glück, dass die Musiker von Heartlyne über all die Jahre Freunde geblieben sind und sich alle zusammen nun entschlossen haben, ihr 'Archiv' für die Fans von guter Musik zu öffnen.
Heartlyne, das ist 'Yesterrock' im wahrsten Sinne des Wortes - und irgendwie so, wie ein ordentlicher Pott schwarzer Kaffee:
Es ist heiß.
Es geht runter wie Öl.
Es macht wach.
Und es macht süchtig!
Line-up:
Tommy Heart (vocals)
Chris Lyne (guitar)
Claus Johannsohn (guitar)
Jogy Rautenberg (bass)
Alex Strauch (keyboard)
K.K. (drums)
Tracklist
01:Starlight
02:No Retreat No Surrender
03:Victims Of Your Love
04:Broken Promises
05:Strike An Arrow
06:Change (All Over The World)
07:Sacred Heart
08:Stay With Me
09:Empty Eyes
10:Don't Walk Away
11:Starlight (different version)
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