Rock in Mundart ist fast so alt wie der gute, alte Deutschrock an sich. Der Wunsch, das eigene, mit einem gesunden Maß Lokalpatriotismus gewürzte Lebensgefühl auszudrücken, kommt nicht nur beim heimischen Publikum an. Da schwappt etwas Liebenswertes über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg, das den unsäglich öden, von Egoismen geprägten Debatten um den Länderfinanzausgleich gut tun würde...
Dabei ist es wie in der großen internationalen Rockwelt: Klamauktruppen haben allerhöchstens kurzfristig überregionalen Erfolg und versinken danach genauso schnell wieder im Lokalkolorit. Steckt allerdings dagegen eine glaubwürdige Botschaft dahinter, setzen sich Qualität und Anspruch auch dann durch, wenn man die Sprache andernorts kaum oder nur schwer versteht.
Ich will mich hier gar nicht in positiven oder negativen Exempeln ergehen - die werden Dir, werter Leser, sicherlich auch so ganz spontan einfallen. Stattdessen würde ich lieber eine Band aus einer Gegend vorstellen, die nicht gerade als Nabel der nationalen Rockwelt bekannt ist. Doch dass die »Pampa-Power zwar ein bisschen rauer aber guuuut« ist, wissen wir allerspätestens seit den Monotones.
Die Rede ist von Heavens a Beer (das erinnert mich an meine erste Band, die Shake 's Beer hieß) aus der wunderschönen Eifel. Als jemand, der - BAP sei Dank - des Rheinischen ein wenig mächtig ist und das Kauderwelsch des Moselfränkischen durchaus versteht, glaube ich auch den Bandnamen halbwegs übersetzen zu können. Schlagt mich bitte nicht grün und blau, wenn ich mit 'Gemeinsam ein Bier trinken' völlig falsch liege...
Was für den Texaner der Eliminator, ist für den Eifelbewohner der Trecker. Nicht schick, nicht schnell, nicht stylisch - dafür kraftvoll, ausdauernd und unverwüstlich. Die Mucke von Heavens a Beer zeugt davon, denn sie klingt genauso! Ehrlich und rau wie die gesamte Landschaft, ist auch die 'Sprooch' - eben mitten aus'm 'Leeve'...
Stark ist dabei, dass sich Heavens a Beer nicht nur in Blödeleien und Plattitüden, was selbstverständlich - in Maßen - ebenfalls seinen Reiz im Mundart-Rock hat, ergeht, sondern in der Mehrzahl eher Tiefsinniges und Nachdenkenswertes in den Texten transportiert. Und das zaubert dann teilweise echte Gänsehautmomente hervor - puh:
»Dat Leeve brauch Verbindlichkeit [!!!]
Un och die Stille in de Zait
So unbeschreyvlich
Is wat ma föhle kann
Wenn man de Aureblick erkennt...
De Aureblick voll Glück«
Musikalisch ist dieser Eifel-Trecker tief in der Tradition des Rock'n'Roll und Blues Rock verwurzelt, total bodenständig eben, wie es sich für die urig-echte 'Pampa-Power' gehört! Dieser "Bock-Rock" ballert, knallt und kracht wie ein Satz Fehlzündungen bei diesem roten 'Schnauferl'. Das bringt zwar jetzt nicht die ultimativen Aha-Momente, dafür möchte man mehr als einmal spontan das Feuerzeug zücken. Live dürfte diese Mucke unglaublich zünden, und zwar saugudd!!
Anspieltipps? Der Stampf-Rocker "Zefridde", "A Tränchje of die Zeit" (wer klimpert eigentlich auf dem 'Klafünf'?), "Hey Doahäm" (und wer auf den Orgeltasten?), die "Tour de Äfel" (ein Freibier für den Hoochie Coochie Man) und natürlich der Gänsehautgarant schlechthin, "De Aureblick voll Glück". Aber, Spaß macht einfach alles...
Ein hochprozentiger Gruß geht von der Äpfelstraß' (die weltbekannte saarländische Viezstrooß) an die Äfelstroß! Ich geb' mal 'ne Runde Viez nach Methóde Champenoise aus, wenn Ihr in unserer Gegend rockt und zockt... Aber, wie Ihr so schön sagt: »Genießen statt Begießen! HaB gegen Komasuff!«
Line-up:
Guido Krämer / De Guiid (Hauptgesang)
Urban Meid / De Göb (Gitarre, Gesang)
Klaus Dobrzynski / De Klaus (Gitarre, Gesang, Trommeln)
Herbert Wolff / De Happy (Gitarre, Gesang, Mundharmonika)
Berthold Djouad / De Byrt (Bass)
Rüdiger Korneli / De Rüd (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Heavens A Beer (3:05)
02:Et kütt bi et kütt (3:05)
03:De Aureblick voll Glück (4:05)
04:A Tränchje of die Zeit (3:58)
05:Urjestein (3:53)
06:Manchmol (3:50)
07:Hey doahäm (3:34)
08:Zefridde (4:10)
09:De Bock-Rock (3:03)
10:Tour de Äfel (3:15)
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