Hedersleben / Die Neuen Welten
Die neuen Welten Spielzeit: 37:17
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Krautrock, Progressive

Review vom 14.09.2014


Markus Kerren
Booah... Krautrock von einer Band aus dem kalifornischen Oakland??? Es scheint mittlerweile also doch so zu sein, dass diese einst in Großbritannien geprägte, eher nicht so sympathisch gemeinte Bezeichnung bzw. Stilrichtung ihre erste Bedeutung verloren hat. Aber das Quartett hat tatsächlich eine Beziehung zu Deutschland und der Stadt Hedersleben (wo im Kosmischen Musik Zentrum der erste Auftritt der Band auf nichtamerikanischem Boden stattfand), nach der sich die Truppe dann auch benannte.
Konsequenterweise hat man dem neuen - bereits zweiten - Album dann auch den deutschen Titel "Die Neuen Welten" verpasst, was zu den Songs des Vierers ganz wunderbar passt. Denn wenn man sich nur mal das Herzstück der Platte, das mal locker auf siebzehneinhalb Minuten Spielzeit kommende "Zu den Neuen Welten" nimmt, dann wird hier gespacet wie verrückt, zwischendrin ein bisschen gerockt und gegen Ende wird die Hauptrolle von einem feinen Piano übernommen, das den Hörer sanft wieder auf festen Boden zurück holt. Ein feiner und abgedrehter Trip quer durch die Sphären, bei dem auch Gesang in jeglicher Form so überhaupt nicht von Nöten ist, um die Spannung hoch zu halten.
Das wahrscheinlich prominenteste Mitglied von Hedersleben ist der UK Subs-Gitarrist Nicky Garratt, der neben seiner eigentlichen Band auf "Die Neuen Welten" eine vollkommen andere Seite von sich erkennen lässt. Und die steht ihm ebenfalls hervorragend, selbst wenn die Keyboards von Kephera Moon doch deutlich tonangebend sind. Dazu stellen sich der Bassist Bryce Shelton und Jason Willer (am Schlagzeug) als extrem dynamischer sowie eingespielter Maschinenraum vor.
Deutlich rockiger gewinnt dann - wie der Titel es ja schon sagt - "(On The Ground) Safe And Sound" wieder viel mehr Bodenhaftung, während der (immer noch vorhandene) spacige Anteil doch ein gutes Stück zurückgefahren wird. Aber tonnenweise Atmosphäre hat die Nummer nach wie vor, übrigens genauso wie "Nomad World (Dreamstate)" mit dem wortlosen Gesang der Tastenlady Kephera Moon. Nach dem sehr langen Opener bewegen sich die Stücke nun rund um die fünf Minuten-Marke, was aber ausreichend Platz lässt, um die jeweiligen Aussagen der Titel auf den Punkt zu bringen.
Auf dem eher getragenen und träumerischen "XO5B" ertönt dieser angenehme sowie irgendwie auch gespenstige Gesang ein weiteres Mal. Vor dem geistigen Auge sieht man sich hier durch vernebelte Naturlandschaften wandern, friedlich, etwas surreal und auch ein bisschen gruselig ist das. Das wunderschöne "Tiny Flowers" wird von Kati Knox intoniert, bevor der Song in "Little Moon" übergeht, das wieder instrumental und vom Piano dominiert gehalten ist.
Zwar ist die Sängerin Kati Knox auf den Promotion-Fotos jeweils mit abgelichtet, aber wie sich mittlerweile herausgestellt hat, kam sie über einen Gastauftritt bei Hedersleben nicht hinaus, sodass die Band jetzt wieder zu viert ist. In diesem September wird übrigens sowohl als Support- als auch Begleitband von Nik Turner (Ex-Hawkwind) kreuz und quer durch die USA getourt.
Aber wenn die Liebe der Band zu unseren Breitengraden anhält, dürfen wir die Kalifornier vielleicht auch sehr bald wieder über die deutschen Bühnenbretter fegen sehen. Das dritte Album ist übrigens bereits aufgenommen und soll im kommenden Jahr veröffentlicht werden. Nach "Die Neuen Welten" kann man sich darauf eigentlich nur freuen.
Line-up:
Kephera Moon (keyboards, vocals)
Jason Willer (drums, percussion)
Bryce Shelton (bass)
Nicky Garratt (guitars)
Kati Knox (vocals)
Tracklist
01:Zu den Neuen Welten
02:(On The Ground) Safe And Sound
03:Nomad World (Dreamstate)
04:XO5B
05:Tiny Flowers/Little Moon
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