Rumms, ein paar satte Riffs, Schlagzeugwirbel und dann der Schwenk zu einer rockigen Funknummer.
Schöner Opener von Hello Cleveland, die mich seinerzeit mit ihrem Debütalbum Pretty One so tierisch begeistert haben. "Drunken Romeos" heißt der Nachfolger und mal sehen, ob er an das Erstlingswerk heranreicht.
Erst mal fällt mir auf, dass die CD mit knapp 40 Minuten bei 11 Tracks nicht gerade üppig bestückt ist. Macht gerade mal 3,64 Minuten im Schnitt. "Pretty One" bestand aus 16 Titeln und 70 Minuten Spielzeit, also 4,38 Minuten pro Song.
Beachtet man jedoch, dass auf dem neuen Album 2 Tracks sind, die zusammen gerade mal 1,26 Minuten dauern und ziehe ich die mal frech ab, dann verbleibt eine durchschnittliche Tracklänge von 4,25 Minuten.
Warum das so wichtig ist? Nun, die Band kann rocken und jammen wie der Teufel und da braucht's halt mehr als Zweieinhalb-Minuten-Songs.
Track zwei (“Rocker”) setzte sich auf Anhieb als Mitbewohner, als sogenannter Ohrwurm, in meinem Kopf fest. Kennt noch jemand Hot'Lanta und da im Besonderen die Nummer “Got No Time”? In diese Kerbe schlägt “Rocker”. Bisschen härter vielleicht, aber ansonsten der gleiche lockere Rhythmusschlag. Genial der Refrain: wie kann man nur immer wieder solche Melodien zustandebringen?
Überhaupt muss mal gesagt werden, dass die Band viel Wert auf Rock mit Erkennungswert legt, denn auch “Stranger” setzt sich schnell im Ohr fest. Treibender Groove, immer nach vorne. Ralf und Ulrich legen an Drums und Bass vor. Da bleibt Karl und Christian keine Gelegenheit, sich an den Gitarren auszuruhen.
“Have You Ever” etwa, für Freunde hart angeschlagener Akkorde. Riffs, die man fast schon metalmäßig bezeichnen könnte und immer wieder eingestreute Soli.
Läuft mal ne Party nicht so toll, weil die Mucke zu lahm, dann wäre “Backseat Star” vielleicht die Lösung. Der Bass rollt, die Gitarren tun genau das, was gute Gitarren tun und Jürgen hat recht, wenn er “The music's right” ins Micro schreit.
“Reason” beginnt wieder mit diesen düsteren, hart angerissenen Saiten. Tempo runter und es ist einfach geil, wie dieser Bass aus den Boxen rollt und Jürgen mit tiefer Stimme folgendes von sich gibt:
”Woke up this morning
with a bullet in my head”.
Wie auch beim Vorgängeralbum sind die Texte kein Beiwerk, sondern verdienen durchaus Beachtung. Und weil das so ist, wurde die Übersetzung wieder mit ins Booklet aufgenommen.
Nach der wieder etwas flotteren Nummer “Chilly Willy” dann der längste Track: “Head In The Sand”. Und neben Nummer 2 und 5 mein dritter Fav. Gastmusiker Frank steuert hier eine wunderschön gespielte akustische Gitarre und auch Keyboardklänge bei.
Bei “All Of My Love” dürfen sich dann alle noch mal so richtig schön austoben, bevor es fast schon traurig wird: “Goodbye”.
Ruhige Töne und man hört fast nur "Goodbye To You". Die Show ist beendet, die CD stoppt und ich füttere den Player mit der schon bereitgelegten "Pretty One".
Will mal sehen, welches der beiden Werke mir besser gefällt. Verraten tue ich das hier natürlich nicht, denn hören müsst Ihr sowieso alle beide.
Ich sag's mal so: Das Erstlingswerk ist mehr Prog und mehr 70er. "Drunken Romeos" ist moderner, ohne modern zu klingen; straighter und nicht so vertrackt. Jede CD hat was und bevor ich mich jetzt auf eine Scheibe festlege, höre ich mir im Wechsel eben beide an.
Spielzeit: 40:10, Medium: CD, Bad Land Records, 2003
1:Hey You, 2:Rocker, 3:Friends, 4:Stranger, 5:Have You Ever, 6:Backseat Star, 7:Reason, 8:Chilly Willy, 9:Head In The Sand, 10:All Of My Love, 11:Goodbye
Ulli Heiser, 17.07.2003
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