Interessant, was so alles entstehen kann, wenn der Frust nur groß genug ist.
So ging es Charlie Granberg nach einigen schlechten Erfahrungen in Bands und mit der Platten-Industrie im Speziellen.
Er wollte in einer Gruppe mit Freunden zusammen spielen, nicht nur proben, sondern auch einen Teil des Privatlebens miteinander verbringen. Und welche Musik sollte es sein? Klar, wenn man in Ljusdal wohnt, muss wahrscheinlich etwas Folkiges dabei herauskommen. Die 8.000 Einwohner zählende Gemeinde liegt in der Provinz Hälsingland und wenn das Sextett daraus den Bandnamen Hellsingland ableitet und auch noch Underground hinzufügt, dann hat deren Musik definitiv nichts mit Folk zutun.
Granberg umschreibt es mehr als »playing this kind of 70's jam band, free flowing, Allman Brothers kinda thing.«
Granberg setzte seine Idee recht simpel um, so wie es unter Musikern eben üblich ist. Man ruft einen Freund an, der bereits fest an eine andere Band vergeben ist und fragt ihn, ob er nicht jemanden kennen würde... ihr wisst schon. Der Freund bietet sich direkt als der Gesuchte an und danach fand man flott auch einen Bassisten, übrigens so nebenbei auf einer Party und der Drummer stand schon vorher fest.
Und wie es so unter Musikern zugeht, schleppte einer der Leute einen befreundeten Mann mit zur Probe, der ein Keyboard unterm Arm trägt... Passt perfekt.
Man spielte zusammen und nach Monaten waren die ersten sechs Songs der Debüt-CD im Kasten. Tja, und wie es unter Musikern so üblich ist, musste für die Live-Auftritte ein zweiter Gitarrist her. Der wurde auch recht schnell gefunden.
Im Herbst 2007 war Hellsingland Underground ein zweites Mal im Studio und nahm weitere sechs Songs für das erste Album auf. Meinem ehemaligen Mathematik-Lehrer sei Dank, denn zwei Songs hat man nicht auf den Erstling gebannt. Wahrscheinlich sind die nicht durch die Band-Endkontrolle gekommen. Folglich haben wir nur zehn Hellsingland Underground-Perlen vor uns.
Gemessen an den Kompositionen der CD würde sich so manche Band aus dem Genre wahrscheinlich freuen, die beiden Nummern auf ihrem Album zu haben. Allerdings sollte auch nicht über ungelegte Eier diskutiert werden.
Was der schwedische Sechser von sich gibt, ist vom Feinsten. Die Chemie der Leute haut hin und rein.
Jetzt Mal alles an die Saite, ich möchte den dampfenden "Ill Wind", das twinige "Slipping Through The Hands Of Time" und das Instrumental "Ljusnan Riverside Jam" hören.
Einerseits schade, dass man mit einem Song ohne Träumer Granberg am Mikrofon vorlieb nehmen muss, denn der ist die Spitze des Hellsingland Underground-Sounds. Der kann toll singen. Andererseits ist die Nummer so gut, dass er auch mal Pause machen darf. Die sei ihm gegönnt, denn... Junge, kann der auch gut Harp spielen. So geht es einem: Man hört sich ein, zwei oder drei Songs an, ist vor Freude vom Hocker gefallen und dann bringen HU einen mit dieser Jam wieder auf die Beine.
Es rockt, es bluest, es jammt und es darf auch Mal nach den Allmans oder Marshall Tucker klingen. Das sind reine Köder, mit denen man fette Fische aus dem Wasser angelt. Völlig wurscht, die Band aus dem Norden Schwedens kann mit dem Hörer Karussell fahren, ohne dass einem schlecht dabei wird. Und schließlich haben die einen Charlie Granberg.
Nein, nein, es soll natürlich nicht so weit führen, dass die anderen HU-Leute runter gebuttert werden. Die haben schon Klasse und aus den einzelnen Bauteilen wird ein verdammt starker Motor, der einen durch die Einsamkeit jagt oder in den unteren Gängen völlig die Orientierung verlieren lässt ("Blue Mountain Blues"). Welche Fähigkeiten in der Band stecken, zeigt sie ebenfalls im Country-Rocker "Northern Country Boy".
Ein schöner Liebesknochen ist "Lost In The Woods". Feine akustische Gitarren im Duo und dann steht Granberg mit seiner Harp parat.
Etwas mehr Drive hat der letzte Titel und man klebt weiter an der Akustischen, die hier mit der E-Gitarre gepaart wird.
Hellsingland Underground… bitte notieren. Da haben sich Leute gefunden, die einfach zusammen gehören und klasse Musik machen.
Wie hat Granberg gesagt: »Call it Northern Rock if you like.« Von mir aus auch so. Ganz gleich, welches Etikett man dem Album gibt, wichtig ist, dass es antörnt und das ist definitiv der Fall.
Line-up:
Mathias Stenson (piano, organ)
Charlie Granberg (lead vocals, harp)
Martin Karlsson (bass)
Mats Olsson (lead guitar, rhythm guitar, backing vocals)
Patrick Jansson (drums, percussion)
Peter Henriksson (lead guitar, rhythm guitar, backing vocals)
Tracklist |
01:Ill Wind (4:48)
02:A Shadow Of The Old You (4:02)
03:Slipping Through The Hands Of Time (5:01)
04:Nothern Country Boy (4:39)
05:Ljusnan Riverside Jam (Instrumental) (7:46)
06:Child Of Another Time (4:48)
07:Blue Mountain Blues (5:46)
08:Hard Falls (3:41)
09:Lost In The Woods (4:07)
10:God Only Knows (6:10)
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