Auch wenn Bandleader
Kalle Karlson vor knapp zwei Jahren im
Interview nicht direkt zugab, dass er unbedingt mit seiner Band polarisieren will, so passiert dies doch dann eben vielleicht ungewollt, aber zwangsläufig beim Hören der neuen CD. Nachdem man vor knapp drei Jahren mit der EP
Lounge in der
RockTimes-Redaktion auf großes Unverständnis gestoßen ist, kann die nun vorliegende CD "Minor Misdemeanors" (Kavaliersdelikte) aber zumindest bei mir richtig punkten.
Litten die vorherigen Veröffentlichungen (ein Album und 2 EPs) noch unter dem etwas dünnen Sound und der doch sehr zarten Stimme von
Hariot Olsen, so kann die neue Sängerin
Siri Bergnehr mit ihrem kräftigen Organ diesen Punkt schon mal locker abhaken. Auch die Produktion ist druckvoller, satter und die Instrumentierung vielschichtiger als bei den Vorgängeralben. Die Songauswahl ist originell, denn
Hellsongs machen zum Glück nicht den Fehler und gehen auf Nummer sicher bei der Wahl ihrer Coverversionen. Statt "Highway To Hell" spielt man dann eben "Sin City" oder statt "Paradise City" covert man dann "Welcome To The Jungle". Grundsätzlich kann man sagen: Je härter die Originalversion, desto interessanter dann die Bearbeitung im
Hellsongs-Gewand. Völlig eigenständig klingen dann eben auch
Slayers "Skeleton Of Society" oder auch "Walk" von
Pantera, das mit Schweineorgel und Bossa-Rhythmus sehr cool daher kommt.
Das Highlight ist für mich das vorab schon ausgekoppelte "School's Out" - im Original natürlich von
Alice Cooper. Die mittlerweile schon 38 Jahre alte Hymne ganzer Generationen von Schülern erfährt hier durch das schwedische Trio einen ganz neuen Schliff und so wird das alte "School's Out"-Gefühl auch an die Schüler von heute weitergegeben. Ebenfalls sehr gelungen ist "Heaven Can Wait" (Im Original von
Iron Maiden), das sehr locker und flockig, aber nicht zu penetrant poppig rüberkommt. Zu diesem Song hat die Band auch ein witziges Video gedreht, das man sich auf YouTube angucken sollte. Auch der erste eigene Song der Band, "Rubicon Crossing", fügt sich gut in das Gesamtkonzept ein.
Echten True Metal-Fans, die zwei Wochen in Wacken campen und ihre heilige Kutte seit 1988 nicht mehr gewaschen haben, rate ich vom 'Genuss' dieser CD ab, denn die werden sich nur aufregen, wie man so etwas machen kann.
Allen Musikfreunden allerdings, die Musik generell nicht zu ernst nehmen und auch über schräge Metal-Interpretationen von z.B.
Mambo Kurt lachen können, kann man diese CD uneingeschränkt empfehlen. Witzige Coverversionen in musikalisch völlig neuem Gewand und sehr liebevoll instrumentiert. Das nennt man dann polarisieren, aber das hatten wir ja schon.