Die finnische Band Hexvessel meldet sich mit ihrem zweiten Album zurück und nachdem ihr Debüt "Dawnbearer" bereits für einiges Aufsehen in der Szene gesorgt hatte, wollen Mastermind Mat McNereney und seine Mitmusiker mit "No Holier Temple" natürlich noch eine gute Schippe drauflegen. Als Psychedelic Forest Folk mit Einflüssen von The Doors, The Velvet Underground und Amon Düül II bezeichnen die Skandinavier die von ihnen performte Musik und diese Beschreibung trifft es im Endeffekt auch sehr gut.
Tatsächlich ist es so, dass der hier zelebrierte Sound und die zumeist 'schwere', sehr melancholische Atmosphäre den Hörer ganz weit in die späten sechziger Jahre zurück beamt. Neben den Standardinstrumenten wie Gitarren, Bass und Schlagzeug sind es meistens die Flöte und Violine, die für die traurigen Stimmungen sorgen. Als Gegenpol kommen dann aber auch immer wieder wuchtigere bzw. aggressivere Parts (mit einem Gitarren-Sound, der an Black Sabbath aus dem Jahr 1971 erinnert) ins Spiel.
Neben ein paar kürzeren Einwürfen sind es aber vor allem die Longtracks "Elegy To Gozahkla" (10:10 Minuten), "Sacred Marriage" (7:55 Minuten) und "Unseen Sun" (13:22 Minuten), in die man so richtig eintauchen und sich darin verlieren kann. Man kann sich treiben, sich in eine ferne, etwas unheimlich erscheinende Welt mitnehmen lassen, in der es oft nicht allzu viel Sonne zu geben scheint. Die Songs sind dabei eher selten straff konzipiert, sondern oft ein stetiger, mal ruhiger, mal reißender Fluss, dessen Mündung vollkommen im Unbekannten zu liegen scheint.
Aber bevor hier jetzt Zweifel aufkommen: Das ist alles ganz stark gemacht und ein einziger Trip. Allerdings nichts für Zwischendurch und auch nicht unbedingt als Hintergrundberieselung geeignet, denn dafür ist die Musik zu speziell, zu tiefgehend und intensiv. Mit eher weicher Stimme erzählt uns Mat McNerney von Gräbern, einer 'Heiligen Hochzeit' und einer bisher gänzlich unentdeckten Sonne, während er sich dabei selbst wie in einer Trance zu befinden scheint.
Bei "Dues To The Dolmen" hört man im Hintergrund ein Spinnett, während die Gitarre und der Bass ihre ganz eigenen Wege zu gehen scheinen. Wie aus einem Albtraum tauchen plötzlich Chöre (angeführt von der Singstimme Marjas) auf der Bildfläche auf und runden das etwas gespenstische Bild ab. Mein persönlicher Favorit ist "Unseen Sun", die längste Nummer dieser Scheibe, die man übrigens unbedingt als Ganzes (wenn es sich auch nicht direkt um ein Konzeptalbum handelt) ansehen sollte.
Es ist ganz sicher keine Dutzendware oder Radiofutter, was uns Hexvessel hier mit ihrer zweiten Platte "No Holier Temple" präsentieren. Vielmehr bieten die 56 Minuten einen sehr intensiven Trip durch eine schemenhafte, dunkle, rätselhafte und intensive Welt, die es sich auf jeden Fall zu entdecken lohnt. Als Anspieltipp würde ich sowohl "Woods To Conjure" als auch "Unseen Sun" empfehlen, die das Gesamtbild dieses Albums sehr gut präsentieren und nach deren Genuss man bereits mit ziemlicher Sicherheit weiß, ob man den nun etwas mit Hexvessel anfangen kann.
Line-up:
Mat McNerney (lead vocals, guitars)
Marja (additional vocals, percussion)
Vesa (guitars)
Jukka (drums)
Simo (lead guitars)
Niini (bass)
Kimmo (violin)
Jussi (organ, samples)
Tracklist |
01:Heaven And Earth Magic
02:Woods To Conjure
03:Wilderness Is!
04:A Letter In Birch Bark
05:Elegy To Goyahkla
06:His Portal Tomb
07:Are You Coniferous?
08:Sacred Marriage
09:Dues To The Dolmen
10:Unseen Sun
11:Your Head Is Reeling
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