Highway 414 / Hellbound For The Highway
Hellbound For The Highway Spielzeit: 55:45
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 05.09.2010


Markus Kerren
Aus den tiefen Straßenschluchten Milwaukees (der Bier-Hauptstadt der USA) stammen Highway 414, eine Band, die keinen Zweifel an ihrer Triebfeder und ihren Einflüssen aufkommen lässt. So weisen die vier Musiker auch gleich im Begleitzettel zu ihrem Debütalbum darauf hin, dass man auf "Hellbound For The Highway" keine Frickelorgien und künstliche Klanggebilde erwarten darf. Die Musik des Quartetts komme aus dem Herzen und der Seele, nicht vom Kopf. Zudem sei man maßgeblich von dem Rock der siebziger Jahre und dem Chicago Blues beeinflusst. Und diese Selbstanalyse trifft dann auch voll ins Schwarze.
Direkt einen starken Eindruck macht Paul Fecke mit seinem rauen Gesang und der gekonnt eingesetzten Blues-Harp, während die restlichen Musiker einen authentischen, erdigen und geradezu atmenden Sound hinzaubern, der es auch an Ecken und Kanten nicht missen lässt. Dabei ist eben dieser Sound trotz aller Wildheit sehr transparent und warm ausgefallen. Bei den Boogie-Nummern schießen dem Hörer als erste Referenz die Kalifornier Canned Heat durch den Kopf, während Highway 414 ansonsten am ehesten an die ZZ Top der Spätsiebziger erinnern. Allerdings jeweils ohne wie ein direkter Abklatsch zu klingen, denn die kochen da schon ihr ganz eigenes Süppchen.
Während sich der Eindruck festigt, dass es bei den Live-Shows dieser Kapelle abgeht wie Schmidts Katze, verflacht der Hörgenuss dieser Studio-Scheibe mit zunehmender Laufzeit allerdings doch etwas. Jeder einzelne Track an sich ist beileibe kein schlechter, aber leider verfügt der Silberling auch über wenig Dramatik bzw. Dynamik, es gibt kaum Höhen oder Tiefen, weshalb die knappe Stunde Musik irgendwann etwas zu monoton klingt, man sich mehr oder weniger ab der Hälfte der Nummern geistig ausklinkt. Das mag an Feckes vielleicht doch zu begrenztem Stimmumfang liegen, eventuell auch an den sich sehr ähnelnden Arrangements der insgesamt zwölf Songs.
Richtig fett geradeaus geht es bei "All Fired Up", hier wird jede Menge Dampf gemacht und die Background Vocals verpassen dem Track noch einen zusätzlichen Schub. Die Gitarre sowie Harp spielen sich die Bälle bei den Soli gegenseitig zu und zum Dessert wird uns auch noch eine enthusiastische Chuck Berry-Gitarreneinlage präsentiert. Klasse auch der Groover "All Burnin' Up", bei dem einmal mehr die texanischen Langbärte von ZZ Top Pate gestanden haben dürften. Was danach folgt, sind mehr oder weniger nur noch Variationen des bereits Vorgestellten. Blues Rock, Boogie, manchmal ein bisschen mehr Groove und hier und da lassen die solistischen Leistungen dann doch mal richtig aufhorchen.
Die Tatsache, dass "Sorry Sunday (Hangover Blues)" mit einem anderen Text auch glatt als "Jesus Left Chicago" durchgehen könnte, spricht auch nicht unbedingt für die Songwriter-Fähigkeiten der Männer aus Milwaukee. Eine coole Abwechslung ist der abschließende Titel "Devil Ridin' Shotgun", der nur mit Akustikgitarre, der Harp und Gesang plus E-Gitarren-Solo gebracht wird. Sehr schade, dass nicht mehr solcher Variationen verwendet wurden, "Hellbound For The Highway" wäre ein wesentlich besseres Album geworden.
Leider muss man letztendlich feststellen, dass Highway 414 - zumindest zur Zeit - eine der sehr, sehr vielen richtig guten amerikanischen Blues Rock-Bands ist, die zwar auf der Bühne vollkommen überzeugen können, plattentechnisch aber voraussichtlich niemals große Sprünge machen werden. Ich bezweifle, dass die vier Musiker mal nach Deutschland kommen und touren werden, deshalb bringt uns die absolute Live-Tauglichkeit der Truppe ebenfalls nichts. Und dennoch eignet sich das Teil sehr gut für Partys und als Hintergrund-Mucke. Wenn man genauer zuhören und sich vertiefen möchte, zieht man allerdings doch besser die altbekannten, üblichen Verdächtigen dieses Genres vor. Was bleibt, ist ein lachendes und ein weinendes Auge.
Line-up:
Paul Fecke (vocals, harp)
S. Aaaron Oliver (guitars)
Dan Behrens (bass)
Eric Sorensen (drums)
Tracklist
01:Show Me The Door
02:All Fired Up
03:All Burnin' Up
04:Ain't That Like A Woman
05:Sorry Sunday (Hangover Blues)
06:Any Friend Of Vinnie
07:Make Love Together
08:Bridge Across The Niles
09:I'm Callin'
10:Bungalow Boogie
11:Dusk Till Dawn
12:Devil Ridin' Shotgun
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