Zugegebenermaßen ist es schon ziemlich lange her, dass ich eine Southern Rock-Band vor der Flinte (Aua… aber dazu später mehr) hatte. Nichtsdestotrotz liegt mir jetzt mit dem Debütalbum der erst im Jahr 2006 gegründeten Hogjaw ein sehr starker Longplayer vor. Zehn Tracks befinden sich darauf, die zwar nichts wirklich Neues zu dieser Stilrichtung addieren, die dafür aber sehr geil eingespielt, produziert und maßgefertigt wurden.
Musikalisch befindet man sich bei "Devil In The Details" irgendwo in der Schnittmenge zwischen Lynyrd Skynyrd und Molly Hatchet, während der Gesang sich zu großen Teilen in Richtung Ronnie Van Zant orientiert. "4 Lo" ist ein flotter Opener, der die Qualitäten der Band gleich am Anfang klar herausstellt. Die variablen Drums, den pumpenden Bass, riffende und herrlich solierende Gitarren, dazu Jonboat Jones am Gesang, der neben coolen Melodien auch über jede Menge Feeling verfügt.
Auch das mit Breaks gespickte "El Camino" macht keine Gefangenen, rockt ganz ordentlich und weiß auf voller Länge zu überzeugen. Keine Verschnaufpause, der dritte Track "Before Monday Come" ist auch gleichzeitig die dritte Abgeh-Nummer, wobei es bei aller Power nie wirklich heavy wird, sondern der Vierer schon klar bei seinen Wurzeln bleibt. Bisher also alles richtig gemacht, und diese Mucke schreit geradezu nach kaltem Bier und einer abgefahrenen Rock-Party!
Bei "The Fog" wird's dann aber doch balladesk, ja geradezu melancholisch. Ein schönes Piano ist im Spiel und Jones schafft es mit seinen 'Broken-Heart-Lyrics' ein ähnliches Feeling zu erzeugen wie der selige Ronnie Van Zant bei dem "Street Survivors"-Track "One More Time". Die starken und einfühlsamen Gitarren, wie auch die sehr ästhetisch vorgehende Rhythmusabteilung machen diesen Song zu einem der besten des Albums.
Aber während ich mich gerade so schön in einer SR-Eurphorie befinde, haut mir "Gitsum" dann fast den Boden unter den Füßen weg. Während sich mit Skynyrd eines der großen Vorbilder ganz klar gegen den Besitz und Gebrauch von Schusswaffen (u.a. in "Saturday Night Special") aussprachen, wird hier sogar öffentlich dazu aufgefordert, sich welche zu besorgen. Sorry, aber sowas ist einfach nur strohdoof und aller hinterste Redneck-Mentalität. Da brauch' mir auch keiner mit 'sie haben's anders nicht gekannt' zu kommen. Wer im Jahr 2008 noch solchen Mist ablässt, dem sollte man dringend mal ein paar Nachhilfe-Stunden in Sachen jüngerer amerikanischer Geschichte verpassen.
Mir persönlich ruiniert solche Hinterwäldlerei, so stark die Songs auch sein mögen, leider fast den kompletten Hörgenuss. Textlich geht es ansonsten erwartungsgemäß um Trucks, Whiskey, Frauen und die Swamps. Musikalisch sorgt mittendrin die Country-Nummer "East Bound And Down" noch einmal mehr für Abwechslung.
"Devil In The Details" ist eine sehr geile Southern Rock-Scheibe dieses Quartetts aus Arizona, die durch starkes Songwriting, eine kraftvolle Produktion, professionelle Einspielung und Attitüde glänzt. Für die teilweise stupiden Lyrics gibt es allerdings keine Entschuldigung, was nur einmal mehr beweist, wie viele Leute öffentlich ihren gedanklichen Wirrungen freien Lauf lassen können, die es nicht auch nur im Ansatz verstehen, mal etwas über ihren Tellerrand hinauszuschauen.
Line-up:
Jonboat Jones (lead vocals, guitars)
Kwal (drums)
Craig Self (lead guitars)
Elvis D (bass)
Mit:
Joe Grotto (harmonica #6)
Matt Mensah (piano #4)
Nathan Garduno (gang vocals #5)
California Dan (banjo and vocals #10)
Tracklist |
01:4 Lo
02:El Camino
03:Before Monday Come
04:The Fog
05:Gitsum
06:East Bound And Down
07:Swamp
08:This Whiskey
09:Junga
10:Cheap Whiskey
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