Sumpflaute aus der Wüste
Seit Monaten schon stand dieser Gig auf dem Kalender, nicht nur dem offiziellen des Spirit sondern auch auf dem Familienkalender zuhause an der Wand - also keine Chance auf Konkurrenzveranstaltung. So richtig lange gibt es die Vierer-Combo aus dem eher ariden Arizona ja noch nicht. Details dazu findet der aufmerksame Leser bei den CD-Besprechungen im RockTimes-Archiv, dennoch wurde die Ankündigung der aktuellen Tour in Europa von vielen Fans sehr begrüßt, wovon die nicht weniger vielen Einträge auf den einschlägigen Plattformen im WWW zeugen.
Gegen 20:30 Uhr begab sich das Quartett recht unspektakulär im überschaubar gefüllten Saal auf die Bühne und legte so dermaßen los, dass in den nächsten ca. 1 ¾ Stunden wenig Zeit zum Atem holen war. Zweimal Les Paul, untermalt von permanent hämmerndem Bass und einem treibenden Drumkit können schon für Stimmung sorgen. Die Band hat mittlerweile zwei Scheiben auf dem Markt und der erste Song der letzten CD Ironwood eröffnete auch diesen Abend. Mit "Rollin' Thunder" donnerten sie im wahrsten Sinne des Wortes in die Gehörgänge und wechselten im Laufe des Abends gekonnt zwischen den besseren Tracks ihrer Silberlinge hin und her und schoben auch noch zwei Nummern mit ein, die demnächst auf der dritten Produktion enthalten sein werden.
Mit "El Camino" ging es wunderbar rockend weiter und ständig mochte man sich als Zuschauer fragen, wie man denn die Diskrepanz zwischen der Musik und der Art und Weise der Darbietung verpacken sollte. Hier ging echt die Post ab und die beiden Gitarristen standen bildhaft gesprochen quasi unbeweglich auf der Bühne und lieferten wunderbare Läufe ab. Zentral und am Mikro Jonboat JB Jones, dessen alte Les Paul vor seiner Leibesfülle fast zu verschwinden drohte und der für den weitaus größten Teil der gesanglichen Komponente zuständig war. Sein Counterpart an der Lead-Gitarre, auf den hübschen Namen Kreg Self hörend, fällt optisch etwas aus dem Rahmen und erinnert an den Archetypus des Amerikaners: kurze Haare, Bärtchen, Kappe, Jeans und Stiefel - aber er spielt herrlich. Um die Pupillen des Betrachters jedoch nicht in Starre verfallen zu lassen gibt es Elvis. Elvis ist der Mann am Bass und ständig in Bewegung. Nicht nur seine unablässig fliegenden Finger, die für eine ebenso unablässig pumpende Bass-Untermalung sorgen, auch seine langen Dreadlocks, zum Teil noch unter einem alten Lederhut gebändigt, wirbeln kräftig. Voll tätowiert und mit wunderbar ausgelatschten Snakeskin Boots bietet er ein tolles Bild.
Immer wieder wurde JB gesanglich von den anderen Jungs unterstützt, und für meine Begriffe genau an den Stellen, wo es wirklich passte. Sie vermittelten ein Gefühl von Musik hören, das uns nicht mehr allzu oft beschert wird und wir tun gut daran, ihre weiteren Wege genau zu verfolgen - wer nicht auf südliche Klänge steht, liest am besten über diese Zeilen hinweg.
Weiter in der Liste ging es mit "Ain't Ever Gonna Win Without A Little Bit Of Sin", schön in die Länge gespielt mit einigen klasse Gitarrenduellen. Textlich wurden uns im Laufe des Abends immer wieder die hehren Werte des Südens vor Augen geführt: Pick-Ups, Frauen, Alkohol, Knarren und ähnliche Leidenschaften - und auch mehrmals ein »A man's gotta do what a man's gotta do!« (selbst wenn es mal schlecht ausgeht). "The Fog" vom ersten Album folgte und immer wieder erinnern mich die ersten Töne an den Anfang von "Green Gras And High Tides" von den Outlaws, aber jeder assoziiert bekanntermaßen im Rahmen seiner Möglichkeiten. Trotzdem ein toller Song voller Gefühl.
Auch der weitere Teil der Setlist lässt alleine von den Titeln der Stücke schon erahnen, wo der Hammer hängt: "Gitsum", "County Line", "Before Monday Come" (ganz stark), "East Bound and Down" oder "This Whiskey" und "Blacktop" brauchen fast keine weitere Erläuterung, die wenigen Worte reichen im Grunde schon aus und wir können inhaltlich nahtlos an das weiter oben Geschriebene anknüpfen. Musikalisch geht es auch immer weiter, immer tiefer hinein in die Sümpfe. Zwischendurch mal aufgelockert durch ein paar harte Country-Töne oder auch mal eine Entlehnung bei der ABB.
Trotz der eingangs erwähnten überschaubaren Zuschauerzahl schien die Band angenehm beeindruckt ob des Zuspruchs eben dieses Publikum zu sein und man ließ sich neben der eingeplanten Zugabe in Form eines tollen "4 Lo", dem Opener der ersten Scheibe, noch zu zwei weiteren Stücken hinreißen. Ein (noch) titelloser Song der zukünftigen dritten Scheibe, langer Instrumentalpart - großes Kino, und "Spoon Fed" als allerletzten Kracher, bevor sich JB und seine Mannen mit den Worten »Time to party!« ins Publikum und an den Merch-Stand verabschiedeten. Hier konnte neben dem Erwerb diverser Shirts und CDs auch zwanglos und sehr, sehr angenehm mit der Band geschwatzt werden. Die Jungs waren durch die Bank auch im persönlichen Gespräch wirklich sympathisch, besonders JB und Elvis D. und ich für meinen Teil hoffe, dass man uns nicht allzu lange auf eine Wiederholung warten lässt.
Herzlichen Dank an Francis Geron vom Spirit of 66 für mal wieder einen gelungenen Abend 'unter der Fahne des Südens' und an Carmen von Teenage Head Music für die hilfreiche Unterstützung.
Line-up:
Jonboat Jones (vocals, guitars)
Kreg Self (lead guitars)
Elvis DD (bass)
Kwall (drums, background vocals)
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