»Equal goes it loose« - 'gleich geht es los'. Diese Worte werden unserem legendären Rhetorik-Jongleur und Ex-Bundespräsidenten Lübke in den Mund gelegt und genau dies offenbart sich dem Autor nach den ersten Takten dieser neuen Scheibe von Hogjaw ...
War das ein Fest - anno 2008 - als diese durchgeknallte Truppe aus Arizona, allesamt Waffennarren, ein Debüt hinzauberten, das die Southern Rock-Szene seinerzeit mächtig aufwirbelte. Das war 'Biker-Rock' par excellence: Unbeugsam wie ein 'Bock', rau wie die dazu gehörige 'Kutte' und hart wie die Leber des Besitzers. Hogjaw nannte sich die Truppe und - wie das leider im Southern Rock viel zu oft passiert - dachte man, es hier letztendlich wieder einmal mit einer Eintagsfliege zu tun zu haben. Aber nix da: 2010 melden sich die Jungs mit "Ironwood" zurück, und wie ...
Hogjaw klangen von Beginn an, als hätten ZZ Top, Lynyrd Skynyrd, die Four Horsemen, Charlie Daniels
und American Dog
einen Thronfolger gezeugt. Devil In The Details hieß die besagte Debüt-Scheibe und nach dem ersten Ton stand die Hütte des Hörers in Flammen. Hei: Was fegte das staubtrockene "Gitsum" durch die Gehörgänge! Selten konnte ein Song wie "The Fog" überzeugender die melancholische Traurigkeit des Südens repräsentieren und ein Uptempo-Bolzer wie "East Bound And Down" wirbelte die verschnarchte Country-Szene mächtig durcheinander.
Songs dieses überragenden Kalibers finden sich auf "Ironwood" zwar nicht, man vermisst sie allerdings letztendlich nicht. Zu überzeugend ist das musikalische Niveau dieses Albums in der Breite ausgefallen - eine logische Fortsetzung des eingeschlagenen Weges. Hogjaw zeigen damit ein beachtliches 'Standing', ja sägen gar gemeinsam mit Blackberry Smoke und Rebel Pride
am Thron der altersschwächelnden Skynyrds.
Bevor auf die einzelnen Songs eingegangen werden kann, muss konstatiert werden, dass bei der Produktion des Albums die Gesangsspuren etwas zu dünn abgemischt wurden. Da Jonboat Jones nicht als überragender Sänger eingestuft werden kann, hätte eine fettere Produktion in diesem Punkt Sinn gemacht. Instrumentell bleiben allerdings keine Wünsche offen - hier knallt es, dass die Schwarte kracht.
Natürlich darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, dass Hogjaw auch weiterhin konservative Werte in ihren Songtexten transportiert. Nun wird die Mehrheit der Southern Rock-Community filibustieren, dies repräsentiere nun einmal die Mehrheit im gesellschaftlichen Querschnitt der US-Bevölkerung und man müsse dies unreflektiert hinnehmen. Wenn seinerzeit im Video-Clip zu dem Hammersong "Gitsum" mit einer Waffensammlung hantiert wurde, mit der man locker einen Amoklauf hätte bestreiten können, so kann man dies als absolut unappetitlich betrachten, ohne die Qualität des Songs an sich in Frage zu stellen. Mit "Two Guns" befindet sich auf "Ironwood" die nahtlose Fortsetzung "Gitsums". Textlich ähnlich einfältig gestrickt wird ein Uptempo-Country zelebriert, der gar Anklänge an die Donkosaken und die Leningrad Cowboys integriert. Bei einer solchen Klassenummer fällt es nicht allzu schwer, die Ohren für fünf Minuten auf 'Durchzug' zu stellen ...
"Rollin' Thunder" donnert mit seinen Double Lead-Attacken geradezu rollend aus den Boxen. Hogjaw gelingt damit ein toller Auftakt zu "Ironwood". Das folgende "Blacktop" vermag an "The Fog" zu erinnern, ohne allerdings dieses einzigartige Stück 'toppen' zu können. Die melancholische Grundstimmung wird sehr schön durch eine dezent eingesetzte Lap Steel-Guitar verstärkt. Zwei Knüppler der härteren Gangart folgen, bevor das balladeske "County Line" an die schönsten Klassiker der Marshall Tucker Band zu erinnern vermag. Trotz der offensichtlich werdenden Limitierung der stimmlichen Möglichkeiten Jonboat Jones', offenbart diese Nummer das Flair von Toy Caldwells allerfeinsten Kompositionen.
Hell yeah - haut "Ain't Ever Gonna Win" auf die Socken! Ganz klar: Hier hören wir eine der 'eisernsten' Nummern von "Ironwood". Hier stimmt einfach alles: Die Strophen steigern sich in zündende Refrains, die vom Killer-Breaks geradezu abgewürgt werden. Von vorne bis hinten perlen die Double Leads genauso, wie das Southern-Freaks als tagtägliche Droge benötigen.
"Walkin'", ein Midtempo-Rocker, mäandert zwischen balladesken und härteren Momenten. "Flathead" erscheint wie eine 'hardrockige' und treibend arrangierte Reinkarnation von Charlie Daniels "The Devil Went Down To Georgia". "Hornswogglin'", als einziger Song nicht im Studio sondern im Privathaus des Drummers (live) eingespielt, vermittelt - gleichsam durch die sparsame Instrumentierung wie den unvollkommenen Klang - so etwas wie Lagerfeuerromantik und stellt einen stimmigen Ausklang von "Ironwood" dar.
Hogjaws neues Album "Ironwood" verfügt für die stolzen Träger des Southern Cross', der so genannten Rebel Flag, über einen enormen Spaßfaktor. Auch wenn kleinere Abstriche zu machen sind, ist das (bis dato) für mich die Southern Rock-Scheibe des Jahres, an der sich alles hoffentlich noch Folgende messen lassen muss.
Line-up:
Jonboat Jones (vocals, guitars)
Kreg Self (lead guitars)
Elvis DD (bass)
Kwall (drums, background vocals)
Gäste:
John 'J. R.' Rickard (lap steel guitar - #2, 7)
Kristi Lyn (vocals - #2)
Andy Francis (keyboard - #3)
Amanda Peachey (vocals - #4)
Hogjaw Guys, Byron Filson, Dirt Boy, Adam Lee Cogswell, Tanner Grace, Shadrack (background vocals - #7)
Steve 'Steak' Larson (dobro & vocals - #9)
Rob Toner (vocals - #9)
Tracklist |
01:Rollin' Thunder [5:17]
02:Blacktop [4:59]
03:Three Fifty Seven [3:59]
04:Ol' Slippery Willie [3:45]
05:County Line [6:31]
06:Ain't Ever Gonna Win (Without A Little Bit Of Sin) [6:29]
07:Two Guns [4:57]
08:Walkin' [5:07]
09:Flathead [4:32]
10:Hornswogglin [4:16]
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