Schon mal einen 'Hollis Brown' genossen? Es handelt sich dabei um einen Drink, bei dem zwei von drei Zutaten auf die Namen Jameson Whiskey und Grand Marnier hören. Zu behaupten, dass sich die hier zu besprechende Band nach diesem Hirnzellenkiller benannt hat, würde natürlich weit ins Spekulative abdriften, aber immerhin befindet sich auf dem Innencover ihres Debütalbums "Ride On The Train" das Foto einer handgeschriebenen Tafel aus einer Bar irgendwo in New York City, wo man solche Teile für schlappe USD 7,00 ordern kann. Aber zurück zu dem Quartett von der Nordostküste der USA, das im letzten Jahr bereits eine erste EP veröffentlicht hatte.
Hollis Brown bieten eine Mischung aus Americana, Singer/Songwriter und guter alter Rockmusik, Ganz so wie der gute Neil Young, der hier doch mehrere Male - alleine schon durch den Gesang von Mike Montali - seine Fußabdrücke hinterlassen hat. Am deutlichsten erkennbar wohl bei "When The Weather's Warm" und "Faith & Love", wobei der letztgenannte Track auf die Phase des Kanadiers in den späten sechziger Jahren hindeutet. Allerdings sind Hollis Brown (bzw. Montali und Jon Bonilla) aber auch selbst sehr gute Songwriter, die sich vor niemandem zu verstecken brauchen.
Dafür zeugt alleine schon der Opener "Ride On The Train", der mit sowohl flotten wie auch locker-flockigen Gitarren beginnt. Der sehr melodiöse Gesang mündet dann fast schon erwartungsgemäß in einen richtig starken Refrain. Bereits hier wird deutlich, dass Hollis Brown den Sound der späten sechziger bzw. frühen siebziger Jahre mit der Muttermilch aufgesogen zu haben scheinen. Insgesamt mit Drums, Bass, Gitarre und Gesang eher spartanisch in Szene gesetzt, überzeugen die Tracks allerdings durch das bereits erwähnte Songwriting und jede Menge Feeling. Fast nicht zu glauben, dass sämtliche Bandmitglieder erst gegen Ende der Achtziger geboren wurden.
In dem rock'n'rolligen "Doghouse Blues" kommt dann auch der Gast Michael Hesslein an den Tasten gut zur Geltung. Durchaus belebend und perfekt ergänzend zu den restlichen Instrumenten, wäre es fast schade, falls das Piano bzw. die Orgel auf den Konzerten der New Yorker fehlen würde. Auch "Down On Your Luck" macht durch seinen druckvollen Rhythmus sowie die fast schon poppig gehaltenen und sehr melodiösen Vocals großen Spaß. Selbst wenn man das Gefühl hat, die Nummer irgendwann und irgendwo in leicht anderem Gewand schon mal gehört zu haben. Dennoch gehen die vier Musiker mit einer erfrischenden Leichtigkeit an ihre Songs, die einfach mitreißt.
Richtig fetzige Rockmusik wird hingegen bei "Walk On Water" geboten, einer Nummer, bei der die Band erst gar keine Gefangenen macht. Sehr geiles Teil, das uns dann umgehend zum letzten Track dieser Scheibe führt. "Nightfall" kommt mit einer akustischen Gitarre, ist eher getragen und erinnert von seiner Melodieführung sogar ein bisschen an Van Morrison, was natürlich ebenfalls nicht gerade die schlechteste Adresse ist. Für "Gypsy Black Cat" ist Michael Hesslein wieder zur Stelle und eröffnet mit einer feinen Piano-Figur, bevor das Stück richtig super groovend seine weiteren Bahnen zieht.
Insgesamt gesehen ist Hollis Brown ein richtig schönes Album gelungen, dessen einziger Makel zu sein scheint, dass die Inspirationsquellen der Band dann doch noch an allen Ecken und Enden erkennbar sind und etwas zu deutlich durchscheinen. Dennoch verdient es dieses Debüt unbedingt, wenigstens mal angecheckt zu werden. Am besten mal in den Titelsong, "When The Weather's Warm", den "Doghouse Blues" oder "Walk On Water" reinhören und ihr werdet sehr schnell erkennen, ob ihr diese vier Jungs mögen werdet. Meine Daumen gehen nach oben, selbst wenn es hier noch sehr viel bisher ungenutztes Potenzial auszuschöpfen gilt.
Line-up:
Mike Montali (vocals)
Jon Bonilla (guitars)
Michael Graves (bass)
Dillon DeVito (drums)
With:
Michael Hesslein (piano, organ)
Tracklist |
01:Ride On The Train
02:Down On Your Luck
03:When The Weather's Warm
04:Nothing & The Famous No One
05:Doghouse Blues
06:Gypsy Black Cat
07:Faith & Love
08:If It Ain't Me
09:Walk On Water
10:Nightfall
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