Gerade sechs Monate nach Gründung der Band gingen Hollus bereits ins Aufnahme-Studio, um ihr Debüt "Bombs" (2006) einzuspielen, eine Mischung aus Sechziger-Psychodelic, rauem Rock'n'Roll, Blues und Glam Rock. Recht schnell legte man dazu mit "Good Sons" (2007) nach, währenddessen sich die Band allerdings total zerstritt und nur kurze Zeit danach sang- und klanglos auflöste.
Es dauerte jedoch nicht sehr lange, bis sich die Truppe wieder zusammenrappelte, um mit den Arbeiten am dritten, hier vorliegenden Album zu beginnen. Einzig Original-Bassist Sean Blythe hatte keine Lust mehr. Somit war natürlich Handlungsbedarf gegeben und Hollus luden sich die Veteranen Tod Bowers (bass) und Jeff Massey (slide guitar) (beide The Steepwater Band) zu den Aufnahmen ein. Ganz aktuell hat Colin Mulhern den Posten am Bass übernommen, an den Aufnahmen zu "Joker & The Queen" war er allerdings noch nicht beteiligt.
Die Musik von Hollus ist auf deren drittem Album vor allem von den bluesrockigen Siebzigern geprägt. Der Opener "Horseman" ist ein cooler, im Midtempo gehaltener Rocker, der trotz einiger schleppender Parts doch sehr frisch und agil rüberkommt. Auch "Fever Song" will sich da nicht lumpen lassen, agiert im Dunstkreis der Black Crowes und ist ein weiterer Gewinner.
Verstärkte Country-Töne bietet der Titel-Song. Aber wenn ich hier 'Country' schreibe, dann meine ich die Sorte von Country-Rock, wie sie zum Beispiel Stephen Stills' Manassas zelebriert haben. Mit jeder Menge Ecken und Kanten versehen also, was dem Fünfer übrigens ebenfalls sehr gut steht. Eine geile Gesangs-Melodie und die Slide von Jeff Massey machen "Joker & The Queen" zu einem der besten Tracks der gesamten Scheibe.
Mit "One More Road" geht es dann stilistisch wieder in Crowes-Gefilde, wobei mir stellenweise, so seltsam sich das eventuell auch anhören, bzw. -lesen mag, The Pretty Things in den Sinn kommen. Trotz all dieser Vergleiche muss aber unbedingt auch festgestellt werden, dass Hollus so vorzüglich wie eigenständig sind und die Tracks dermaßen ungeschliffen aus den Boxen kommen, dass man recht schnell begreift, dass man es hier mit einer reisenden, echten Rock'n'Roll-Truppe zu tun hat, die ihre Musik lebt und atmet.
Richtig fetzig und mitreißend dann "It Won't Stick", mit versetzten Rhythmen und einem ' Hendrix meets Page'- Gitarren-Sound. Dieses Stück brodelt und dampft geradezu! Bei Page fühlte man sich dann offensichtlich dermaßen wohl, dass "The River" rein musikalisch eigentlich direkt von "Led Zeppelin III" stammen könnte. Irgendwie beeindruckt hier ein Song nach dem anderen und es, da wiederhole ich mich gerne, dauert nicht sehr lange, bis man die Klasse dieses Quintetts zu schätzen weiß.
Balladeskes? Kein Thema! "Krista Lynn" entführt uns mit Akustik-Gitarren und locker unterstützendem Schlagzeug in die langsamste Nummer des Albums, die über ihr ganz eigenes Timbre verfügt. Schwer bluesrockig danach wieder "Sweet Lady Rise". Hervorragende Gitarren-Arbeit bzgl. der Rhythmen und auch dann, wenn sich die Sechssaitigen bei den Soli duellieren. Die Zeit vergeht sprichwörtlich wie im Flug und man ist jedes Mal überrascht, wenn man mit "Honestman" bereits beim letzten Stück der Scheibe angekommen ist.
Die einzige Nummer auf "Joker & The Queen" übrigens, die (zumindest bei den Strophen) direkt an einen alten Feger, nämlich Bob Dylans "Girl From North Country" erinnert. Das Steuer wird jedoch spätestens beim Refrain herumgerissen und lässt das Album hochklassig ausklingen.
Eines der Kriterien, nach denen ich Alben bewerte und für gut befinde ist übrigens, ob ich, während ich den Tönen der Protagonisten lausche, plötzlich eine Riesenlust bekomme, die Band auch auf der Bühne im Schweiße ihres Angesichts sehen zu können. Und dieses Gefühl befällt mich bei Hollus eigentlich ununterbrochen und nonstop!
Falls sich die Truppe also mal nach Deutschland 'verirren' sollte, hier mein erster Tipp: Hingehen!! Meinen zweiten schiebe ich dann auch mal gleich hinterher, nämlich unbedingt "Joker & The Queen" anchecken! Eine sehr starke Scheibe, die man am liebsten immer gleich zweimal nacheinander anhören möchte!!
Line-up:
Jamison Acker (vocals, harmonica, fife)
Michael Lux-Sauer (guitars, vocals)
Matthew Perryman (drumskins, girlish yelps)
Colin Mulhern (bass)
Katie Brandt (background vocals, percussion)
Mit:
Ted Bowers (all bass tracks on the album)
Jeff Massey (guitar, slide guitar)
Tracklist |
01:Horseman
02:Fever Song
03:Joker & The Queen
04:One More Road
05:Miss Daisy
06:It Won't Stick
07:The River
08:Krista Lynn
09:Sweet Lady Rise
10:Honestman
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