Man mag diese Newcomer, gerade mal seit zarten drei Jahren aktiv und verdammt jung an Jahren, für ganz schön einfallslos halten, bedenkend, dass sie sich den Namen der Straße, in der ihr Proberaum liegt, als Vorlage hernimmt.
Aus der Holman Autry Road wie die Holman Autry Band. Der Lead-Gitarrist hat doch glatt schon die 20 geknackt und mit den anderen vier Kumpels befinden sich alle noch in dieser Dekade. Mittlerweile ist "Sweet Southern Wind" ihre zweite Platte... und was für eine!
Drei Jäuster schultern die unterschiedlichen Gitarren.
Na ja, vier sind es, wenn man den Bassisten Casey King dazu nimmt. Nur Brandon Myers hat nichts mit Saiten am Hut. Dafür trommelt er alles zwischen Düffelward und ihrem Heimatort Danielsville. Bei dem Ortsnamen dachte ich doch gleich an unseren geschätzten New Country-/Southern Rock-Experten DD.
Bei so vielen aufgezogenen Saiten erwartet man, fast selbstverständlich, natürlich ein krachendes Festival an Songs. Doch gleich mit dem Opener sorgt das Quartett für eine Überraschung, denn die ersten Töne des Albums kommen aus einer akustischen Gitarre.
Der Myers legt einen mit Trommelstöcken und Bassdrum erzeugten feinen Groove hin und die E-Gitarren mischen eher dezent mit. Hey! Plötzlich sind deutliche Keyboards zu hören. Davon war bisher aber nicht die Rede im Line-up der Instrumente.
Ein weiterer Blick ins Booklet war nötig. Wow, da hat sich die Band aber stante pede prominente Verstärkung ins Studio geholt: Chuck Leavell sitzt auf dem Hocker und das noch weitere zwei Mal.
Leavell macht fast alleine die Begleitung für Casey Kings Gesang in "In A Little While". Nach den Keyboards ist nun Piano angesagt und die Läufe des Tastenmanns erinnern an Bruce Hornsbys "The Way It Is".
Mit "Watch You Go" hat er seinen letzten Einsatz auf der Platte. Wieder eine von diesen luftigen Balladen, nur dass sich jetzt auch die Gitarren einmischen. Ein klasse Leavell-Solo folgt und ganz langsam steigert sich die Dynamik des Tracks. Es wird auch lauter und Kings Stimme emotionaler. Es Southern-rockt und die Nummer endet, wie sie begann.
Die Holman Autry Band nennt selber Vorbilder: Allman Brothers Band, Lynyrd Skynyrd, Gov’t Mule, Hank Williams und sogar Metallica.
Bis auf Metallica kommt die eigene Mixtur aus den genannten Bands meines Erachtens hin. Country der persönlichen Art hat man mit dem letzten Track auf der Pfanne. Neben der herrlich gespielten Dobro macht hier die Fiddle das Rennen. Da kommt der nächste nicht gerade unbekannte Gastmusiker auf den Holman Autry Band-Plan: Andy Carlson hat den Bogen schon bei Billy Bragg, Jupiter Coyote, R.E.M. oder Vic Chesnutt geschwungen.
Waren alle bisher erwähnten Songs von der relaxten und ruhigeren Sortierung, kann das Quartett aber auch das Blech fliegen lassen.
Mit fetten Gitarren, im Solo auch geslidet, groovt man sich durch "Hear Me Callin'". Womit alle Gruppenmitglieder auch gleich Testament von ihrem tollen gemeinsamen Gesang ablegen.
Noch energetischer wird es in "The Next Thing", in dem die E-Gitarren einen ordentlichen Twang aufweisen und phasenweise auch mit einer anderen Zwilling wird.
Einen richtigen Knaller hat man mit dem unmittelbar folgenden "Still Loud, Still Proud" aus dem Ärmel gezaubert. Hölle, der Myers kann vielleicht grooven. Die Unterstützung von Kings Bass ist ihm sicher.
Einen satten Blues-Boogie gibt es auch noch und der heißt "Long Nights". Einer meiner Lieblinge auf der sehr gut bestückten Platte.
Verdammt, diese Combo muss man sich in den Notizzettel meißeln.
Die Holman Autry Band hat sich mit "Sweet Southern Wind" in das Southern Rock-Vokabular der bekannten Vertreter gespielt.
Auf hohem Niveau steigt die Band aus Georgia bei RockTimes ein und mit dem Satz: »All songs, lyrics, and music herein are written and performed by the Holman Autry Band« darf man ganz beruhigt auf weitere Taten der Jungs warten. Die machen das auch in Zukunft schon. Da bin ich mir sicher.
Line-up:
Brodye Brooks (lead guitars, vocals)
Josh Walker (guitar, vocals)
Daniel Sartain (guitar, vocals)
Casey King (bass, vocals)
Brandon Myers (drums)
Special Guest Appearances:
Chuck Leavell (keyboards, piano - #1,5,9)
Andy Carlson (fiddle - #11)
Tom Ryan (banjo - #11)
Tim White (keyboards - #4,6,8)
Davis Causey (guitar, Dobro, percussion - #2,6,10,11)
Tracklist |
01:Sweet Southern Wind (4:18)
02:Hear Me Callin' (4:14)
03:The Next Time (4:01)
04:Still Loud, Still Proud (3:52)
05:In A Little While (5:38)
06:Gypsy (4:17)
07:Long Nights (3:20)
08:New Breed (3:07)
09:Watch You Go (5:56)
10:I Ain't Bitter (4:18)
11:State Of Peace (4:32)
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