"Corporate Rock" ist nicht die neuste Platte von der norwegischen Band Honcho. Das Album wurde bereits 2002 veröffentlicht und 2005, lizensiert von Lonfellow Deeds Records, wieder auf den Markt geworfen.
Fest steht jedenfalls, dass Honcho, 1998 in Oslo ins Leben gerufen, amtlich rocken. Stellenweise mit einer leckern Prise Blues versehen, macht das Quintett aus dem kühlen Norden mächtig Druck.
Mit der selbst produzierten Demo-CD "Evil Woman" aus dem Jahr 2000 ging man audiomäßig an den Start und tourte in Skandinavien.
Die Spielzeit des vorliegenden Albums von einer satten ¾ Stunde muss gleich relativiert werden, denn die 9 ½ Minuten "Snake Eyes" sind etwas zu dick aufgetragen. Ganze drei Minuten lassen uns Honcho in die Augen einer Schlange schauen, dann dauert es, bis ein versteckter Song folgt. Zieht man die stille Zeit ab, bleiben unter dem Strich gut 43 übrig, die allerdings um Oslo herum für eine deutliche Schneeschmelze sorgen.
Obendrauf haben Honcho auch Humor, denn wie heißt es auf der Rückseite des Booklets: »Honcho uses guitars, amps, drums and microphones.« Und sie benennen einen Song mit Messy Ferguson nach einem Traktor. Der pflügt sich dann auch lautstark und stampfend durch das staubtrockene Erdreich, als gelte es, einen landwirtschaftlichen Preis zu gewinnen. Die Gitarren braten sehr gut in bester Riff-Manier und Trong Skog hat eine verdammt kernige Stimme.
Die längere Suche nach einem Vokalisten hat sich bezahlt gemacht, denn Skogs Gesang gefällt. Hier wird kompakt gerockt und man hält sich nicht allzu lange mit einem Gitarrensolo auf.
Kommen wir dann mal zum Opener "Grebo Mentor". Hier erweist sich der Drummer Kenneth Andersen als Meister der Felle, denn wie der stoisch die Trommel und Becken bedient, das ist toll und wird mit klasse Stereoeffekten angeboten. Die Gitarren sind kurz vor dem Tieferlegen. Ab und an heult ein 6-Saiter auf.
Für "Peyote" haben sich die Herren an der Universität, Abteilung 'Hard Rock', immatrikuliert, denn die Gitarren klingen schon sehr nach Deep Purple.
Überhaupt könnten sich die Honchos mit den spanischen Positivas zusammen tun. Das gäbe ein herrliches Riff-Festival.
Wobei die Norweger doch etwas mehr am Blues Rock, mit der Betonung auf Rock, orientiert sind als Positiva, weil die es nicht mit dem Bottleneck haben.
In "Dark Tunnel Of Love" geben die Fjord-Rocker eine Slide-Kostprobe zum Besten und mit "Industrial Lane" gibt es einen weiteren Beleg ihrer schwer rockenden Sicht der Siebzigerjahre. Selbst Steinar Knapstad lässt die dicken Saiten schnarren.
Gitarren überall, wo man hinhört. Mit Schmackes in Szene gesetzt und wenn dann auch noch die Hintermannschaft höllisch groovt wie in "Loco Steam", zieht Honcho den Hörer aus jedem Gemütstief.
Für "Hypnopilot" konzentriert man die Kraft geballt in drei Minuten und es passiert soviel in dem Track, wie in einem Theaterstück mit vier Aufzügen. Hammer, das macht Laune und die Vogelwelt im Garten lauscht mit. Dieser Kenneth Andersen muss in einer Basstrommel zur Welt gekommen sein.
Ebenso wie Positiva jonglieren die Gitarristen Håkan Eng und Jørgen Berggraf mit den Riffs wie selbstverständlich: "Frontside Disaster"!
Viel soliert wird auf "Corporate Rock" wahrlich nicht. In der Kürze liegt die Würze. Hier mal ein verzerrtes Kurz-Solo, da mal eine Wah Wah-Einlage. Das war es dann auch schon.
"In The Woods" ist ein weiteres laut aufspielendes Groove-Teil und in "Hide Behind" schreien einen nicht nur die Gitarren aus den Speakern an. Auch Trong Skog trägt das Seine dazu bei. Unglaublich, wie die Gitarrenfront immer weiter gesteigert wird.
"Snake Eyes" ist Honcho-Rock'n'Roll und das versteckte Stück ist quasi das instrumentale Sahnehäubchen auf "Corporate Rock".
Eine Verschnaufpause haben Honcho dem Hörer nicht gegönnt. Zu viel überschüssige Energie steckt in der Combo. Wenn es die Norweger in Konzerten auch so angehen lassen, ist eine Übersäuerung der Nackenmuskulatur garantiert.
Honcho bringen es in der Summe auf 7-8 von 10 RockTimes-Uhren, die nach "Corporate Rock" arg strapaziert aussehen.
Line-up:
Håkan Eng (guitars)
Jørgen Berggraf (guitars)
Trong Skog (vocals)
Kenneth Andersen (drums)
Steinar Knapstad (bass)
Tracklist |
01:Grebo Mentor (4:50)
02:In The Woods (3:59)
03:Frontside Disaster (4:25)
04:Peyote (2:11)
05:Industrial Lane (3:15)
06:Loco Steam (3:11)
07:Dark Tunnel Of Love (5:17)
08:Hide Behind (3:20)
09:Hypnopilot (2:56)
10:Messy Ferguson (3:59)
11:Snake Eyes (9:25)
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