Die Band Hot'n'Nasty gibt es seit Anfang der Neunzigerjahre und da fragt sich der geneigte Fan doch, wann das zwanzigjährige Jubiläum gefeiert wird? Das Quartett veröffentlichte 2003 "Rock'n'Roll World" und zwei Jahre später "Electrified". Seit dem letzten Album hat die Dortmunder Power Blues-Schmiede zu einer konstanten Besetzung gefunden und so etwas ist in der heutigen Zeit ja bemerkenswert.
Hot'n'Nasty hat sich über die Jahre, besonders durch ihre Live-Präsenz bei Festivals oder in den Clubs einen hervorragenden Namen gemacht. Als Support-Band waren sie schon mit Dr. Feelgood, Chris Farlowe, Ana Popovic, Walter Trout oder Wishbone Ash unterwegs. Für das beste Rhythm & Blues-Album 2009 sowie als beste Rhythm & Blues-Band 2009 wurde das Quartett mit dem deutschen Rock- und Pop-Preis ausgezeichnet.
Nun liegt der dritte Tonträger von Hot'n'Nasty vor und man hat ihn schlicht und einfach "Boost" getauft. Dieses Wort hat viele Bedeutungen und alle weisen genau in die Richtung der Musik, für die der Vierer steht: Blues Rock, der ankurbelt, Druck macht, Auftrieb gibt und nicht zuletzt auch noch hervorragend in Szene gesetzt wurde.
Die vierzehn Kompositionen wurden in Martin Meinschäfers angesagten Megaphone-Studios eingespielt. Meinschäfer ( Henrik Freischlader, Tommy Schneller) hat bei "Boost" die Finger an den Reglern gehabt, gemixt und gemastert.
In der herrlich relaxten Ballade "Going Nowhere" singt Partick Pfau, nur von der akustischen Slide-Gitarre begleitet »there's not much more to say, 'cause it keeps on rollin'«
Dieses hervorragende Album würde die Räder in den Fördertürmen der nun menschenleeren Kohlebergwerke wieder ins Rollen bringen. Es gelingt nicht vielen Bluesern oder Bands aus dem Genre, den Blues Rock durch neue Höreindrücke weiter vorwärts zu bringen. Hot'n'Nastys Platte hinterlässt in den ausgetretenen, tiefen Pfaden des Stils ganz frische, andere Fußspuren, die der 12-Takter-Erkennungsdienst sofort dem Dortmunder Quartett zuordnet.
Diese Fakten haben mehrere Gründe. Einerseits ist es Pfaus zupackend-raue Blues-Röhre, mit der er Song für Song punkten kann. Viele Sänger dieser Qualität findet man nicht. Malte Triebsch ist der Tausendsassa an den sechs Saiten verschiedener Gitarren, unter anderem auch der Dobro und kann durch sein fantasievolles, individuell geprägtes Spiel stets überzeugen. Ob auf der Überholspur oder beim Slow Blues überrascht er den Hörer mit persönlich geprägten Fretboard-Fahrten. Bassist Ulrich Bichmann spielt einen genauso druckvollen wie auch melodischen Tieftöner. Es gibt Phasen auf der Scheibe, da macht er gemeinsame Sache mit den Gitarren-Tönen. Klasse! Dominique 'Gaga' Ehlert ist das zuverlässige Fundament des Hot'n'Nasty-12-Takters. Bei seinem Drumming erkennt man die Gabe, musikalischen Stimmungen druckvoll oder wohltemperiert durchblutet in Szene zu setzen. Letztlich sind die von der Band gemeinsam geschriebenen Songs auf hohem Niveau und bieten so eine hervorragende Plattform für brillant arrangierte Lieder.
Wie von dem Vierer gewohnt, gibt es auch Blicke über den Tellerrand in Richtung Southern-geprägtem Treibstoff und über einen Abstecher in den gut abgehangenen Country Blues ("Steamroller") darf man sich auch noch obendrein freuen. Oft bringt Triebsch das Bottleneck zum Einsatz und selbstredend ist dann ebenfalls Stimmung angesagt. Die Nummern haben einen für mich unverkennbaren Live-Charakter und klanglich hat man nichts zu meckern. Hot'n'Nasty gibt sich und uns als verwöhnte Hörer die so oft zitierte Kante. Die Power-Blueser präsentieren sich auf "Boost" so überzeugend, dass die Band selbst der Konkurrenz des internationalen Terrains ganz tief in die Augen sehen kann. Langes, gemeinsames Schaffen zahlt sich jetzt doppelt und dreifach aus.
Mit Chris Kramer an der virtuosen Harp und Tobias Cosler (Keyboards, Piano) werden die eh schon vortrefflichen Lieder noch verfeinert. Herrlich, wie Kramer zu Beginn von "Surrounding Blues" einen unter die Haut gehenden Train-Rhythmus anstimmt. Wer könnte es Hot'n'Nasty übel nehmen, den für den Bandnamen verantwortlichen Humble Pie-Song zu zitieren. Damit begibt man sich natürlich auf dünnes Eis, aber es hält, wenn Pfau & Co ihre Finger an der Fremdkomposition haben. Mit diesem Album steht die Gruppe ganz klar auf der Sonnenseite des Genres.
"Boost" ist in allen Belangen überzeugend und jetzt heißt es nur noch... wann und wo spielt Hot'n'Nasty live? Wie heißt es so schön auf deren Homepage: »Für Euch geben wir immer alles!«
Line-up:
Patrick Pfau (vocals, acoustic guitar)
Malte Triebsch (electric guitars, acoustic guitars, slide guitar, Dobro)
Ulrich Bichmann (bass)
Dominique 'Gaga' Ehlert (drums, percussion)
Guests:
Chris Kramer (harp)
Tobias Cosler (keyboards, piano)
Tracklist |
01:Damned To Ride (4:09)
02:Dark Town (4:18)
03:Catch Us All (3:14)
04:Rise Of Anger (3:19)
05:Come On Home (4:57)
06:Best Friends (3:42)
07:Surrounding Blues (3:35)
08:Inforeseen Emotion (5:38)
09:Hot'n'Nasty (3:23)
10:Turn Around (3:31)
11:Steamroller (2:46)
12:Message From The Gods Of Rock'n'Roll (2:46)
13:Going Nowhere (4:50)
14:Gone Gone Gone (4:21)
(all tracks by Hot'n'Nasty except - #9 by Marriott, Clempson, Ridley)
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