Hotcakes / Excess All Areas
Excess All Areas Spielzeit: 40:46
Medium: CD
Label: Bad Reputation, 2013
Stil: (Classic) Rock

Review vom 13.01.2014


Jochen v. Arnim
Ein kurzer Blick auf den Bandnamen, das Cover und die Musiktitel genügt, um im Falle der Hotcakes ein erstes Urteil abzufeuern: sleazige Straßenköter, die mächtig einen auf dicke Hose machen. Keine Frage, die relativ junge Band aus dem antipodischen Kreativraum von Bands wie AC/DC oder Airbourne bedient alle Klischees, die man für so etwas benötigt. »Sydney's Hotcakes are not a band, they are a lifestyle choice!« hauen sie dann auch noch voller Selbstvertrauen ganz oben auf ihre Vita und du denkst, du weißt, was da gleich aus den Speakern kommen muss.
Weit gefehlt - so viel nehme ich mal vorweg. Das Quartett, bestehend aus den Herren JJ Rio (Gesang und Gitarre), Rohan Tyler (Gitarre und Gesang), Cliff Boothe (Bass und Gesang) sowie Clyde McFyre (Schlagzeug und Gesang), bietet auf seinem Debütalbum zehn Songs unterschiedlicher Machart, die man unter dem großen Banner des Classic Rock zusammenfassen könnte. Diesen Eindruck bestätigt auch direkt der Opener "Rockin' In The Afternoon", der mit recht eingängiger Melodieführung und Refrain aufzuwarten weiß. Einige passende »Oohoos« runden das Bild der Musik der Achtziger ab. Auch "Cut To The Chase (Naked Ladies)" haut genau in dieselbe Kerbe und bringt uns aber nicht den eigentlich erwarteten (und eingangs erwähnten) Sleaze Metal. Ab und zu rotzen die flinken Finger des Sologitarristen mal den Hauch einer dreckigen Andeutung aus den Saiten, aber ansonsten geht es eher um harmlose gute Laune - nicht umsonst hat die Band den Ruf einer Party-Truppe.
Zwischendurch erscheint mal kurzzeitig der Eindruck, man habe bei Poison über den Gartenzaun geschaut. In der Tat, aber das nur am Rande, soll Frontmann JJ Rio deren Fronter Brett Michaels bei der vierten Staffel der unerträglichen Serie "Rock Of Love" abgelöst haben - wahrlich kein Qualitätsindikator, ebenso wenig wie das fast schon triefende "Fire And Ice".
Entschädigt werden wir aber im unmittelbaren Anschluss mit der langen Nummer "The Witching Hour". Ein stetiger Anstieg im Spannungsbogen, gut erzeugt durch Tempowechsel, flinke Soli und chorale Backings, macht diesen Track zu einem Anspieltipp der Scheibe. Ein wenig erinnert - rein subjektiv, klar - die eine oder andere Passage an die Live-Fassung von Bonfires "SDI". Und hätte man sich nicht den einfallsreichen reim-dich-oder-ich-brech-dich-Zweizeiler »Good night, sleep tight, don't let the bedbugs bite« 'ausgedacht', dann wäre es sogar ein Spitzensong.
Ballade? Wollt Ihr eine? Ok, "If Only These Arms Could Hold You" klingt nicht nur nach einer, es ist eine waschechte, triefende Feuerzeugnummer - Elton Johns Candle In The Wind lässt an einigen Stellen grüßen, und zwar ganz doll.
"Easy Come Easy Go" haut dafür dann wieder mächtig in die (nicht vorhandenen) Tasten und zieht alle Register eines gefälligen Party-Rockers, ein Eindruck, der sich im anschließenden Titelsong noch um Einiges steigert.
Gegen Ende kommt dann bei "Run And Hide" doch noch ein wenig Straßenschmutz durch und wären da nicht diese typischen Backings der Classic Rocker der frühen Achtziger, dann könnte man sich schon ein wenig in den Sleaze späterer Genossen eingetaucht fühlen.
A propos Backings, die ziehen sich mustergültig durch nahezu die komplette Länge der Scheibe und machen zweifelsohne einen Großteil des Eighties-Feelings aus, das "Excess All Areas" verbreitet. Wahrscheinlich muss man das damals selbst miterlebt haben, um eben dieses Gefühl punktgenau aus der Erinnerung abrufen zu können. Für die anderen Hörer bleibt es einfach bei Party.
Also, nix astreiner Sleaze, nix Eier aus Stahl. Dennoch eine Scheibe, die man sich gut anhören kann, wenn man nicht bei jedem Erwerb einer CD auf die große Offenbarung in Form von Innovation hofft. Die Hotcakes machen Spaß und es ist mit Sicherheit ein ebensolcher, sie mal live bei einer ihrer Shows sehen zu können - sollten sie jemals die Äquatortaufe vollziehen.
Line-up:
JJ Rio (vocals, guitar)
Rohan Tyler (guitar, backings)
Cliff Boothe (bass, backings)
Clyde McFyre (drums, backings)
Tracklist
01:Rockin' In The Afternoon
02:Cut To The Chase (Naked Ladies)
03:Fire And Ice
04:The Witching Hour
05:If Only These Arms Could Hold You
06:Easy Come Easy Go
07:Excess All Areas
08:Look Before I Leave
09:Run And Hide (Coming To Get You)
10:Access All Areas
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