Hugh Hopper / Memories
Memories Spielzeit: 63:29
Medium: CD
Label: Gonzo Multimedia, 2014
Stil: Fusion, Prog Rock

Review vom 17.10.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Ehre, wem Ehre gebührt. Der 2009 verstorbene Hugh Hopper (unter anderem Soft Machine/
Soft Machine Legacy) war von Ende der Sechzigerjahre bis 1973 Bassist bei der Canterbury-Band Soft Machine und diesen kreativen Musiker mit nur einem Album zu beleuchten, würde ihm nicht gerecht werden. So gibt es insgesamt zehn Veröffentlichungen, die alle einzeln auf den Markt gebracht wurden. Das vorliegende Album "Memories" macht den Anfang. Volume 2 ist "Frangloband". Dann folgen Platten mit den Titeln "North & South", "Four By Hugh By Four", "Heart To Heart", "Special Friends", "Soft Boundaries", "Bass On Top", "Anatomy Of Facelift" sowie "Was A Friend".
Aus dem Informationsblatt von Gonzo Multimedia geht hervor, dass »[...] the ten part series is to compliment a heretofore large body of work (over sixty titles) by presenting previously unreleased concerts and studio recordings, with a focus on Hugh's compositions as performed by groups under his leadership. [...]« Zusammengestellt wurden die Tracks von Michael King, einem kanadischen Schüler des englischen Bassisten.
Am 29.04.1945 geboren startete Hugh Hoppers musikalischer Werdegang schon mit zarten achtzehn Jahren im Daevid Allen Trio, bereits mit dem Schlagzeuger Robert Wyatt im Line-up. 1964 gründete der Tieftonzupfer zusammen mit seinem Bruder Brian die Formation The Wilde Flowers. Auch hier trommelte Robert Wyatt. Weitere Mitglieder waren Kevin Ayers, der auch bei Soft Machine tätig war und von Hugh Hopper abgelöst wurde, sowie Richard Sinclair. Letzterer war dann bei der ebenfalls zur Canterbury-Scene zählenden Gruppe Caravan aktiv.
Soft Machine gehörte mit ihrer avantgardistisch-experimentellen Musik seinerzeit zu den führenden Formationen und nachdem Hugh Hopper 1973 der erfolgreichen Combo der Rücken kehrte, arbeitete er unter anderem gemeinsam mit Carla Bley, Gary Boyle's Isotope, Gilgamesh von Alan Bowen oder Stomu Yamashitas Gruppe East Wind. In der Franglo-Dutch Band spielte Hugh Hopper zusammen mit niederländischen Musikern und als der französische Gitarrist Patrice Meyer dazu stieß nannte man sich Franglo Band.
Schon "Memories" ist eine beeindruckende Werkschau des Bassisten. Es werden verschiedene Phasen seiner Karriere beleuchtet. Dabei stößt man nicht nur auf Soft Machine. So interpretiert der Protagonist die Musik von Alan Gowen. Schön hier in seinem Zusammenhang auf die Band National Health zu verweisen. Gilgamesh war eine weitere Station von Alan Gowen.
Hugh Hoppers Gruppe Franglo Band kommt in zwei Stücken ebenfalls zu Wort und das letzte Lied der Platte "Long Piece" ist eine Klangerlebnis der besonderen Art. Obwohl als 'Hugh Hopper Computer Collage' angekündigt, handelt es sich sehr wohl um handgemachte Musik, denn als Line-up werden »+ Many Friends = Many Surprises« angekündigt. Zu allen Songs gibt es kurze einleitende Informationen von Hugh Hopper und beim gerade erwähnten Song kann er sich gar nicht an alle Teilnehmer erinnern.
Wie dem auch sei, "Long Piece" ist eine Session mit vielen Facetten und sie leuchtet nicht nur in den Spektralfarben. Es gibt unendlich viele Zwischentöne bei diesem Fusion-Groove. Hammer, wie Hugh Hopper dieses Lied über kreative Arrangements verschmolzen hat. Es ist eine kaum enden wollende Galaxie aus Loops, Saxofon-Eskapaden, Gesang, Improvisation und musikalisch sperrigen Teilen, die eingefleischte Freunde des Jazz in freien Formen höchst erfreuen dürfte. "Memories" ist ein Kosmos von schwebenden Träumen (auch mit fernöstlichem Gusto), intensiven Sounds und Phasen des exaltierten Expressionismus.
Das Booklet ist liebevoll zusammengestellt worden. Die Bilder spiegeln das Früher und die Gegenwart des Bassisten wider. Es gibt einen Begleittext von Michael King, ein Statement von Brian Hopper sowie ein abgedrucktes Interview, das Davey Cross führte. Von Station zu Station ... auf "Memories" werden Hugh Hopper-Aktivitäten von 1969 bis 2004 dokumentiert. Diese Platte ist schon ein Muss für Musikfreunde. "Frangloband" bietet ein Live-Konzert aus dem Jahr 2003, aufgenommen im Le Triton, Paris.
Line-up:
Hugh Hopper (bass - #1-3, fuzz bass - #6, acoustic guitar - #1, computer programming - #4)
Mike Ratledge (piano - #1, organ - #1)
Robert Wyatt (drums - #1, vocals - #1)
Patrice Meyer (electric guitar - #2,5)
Pierre-Olivier Govin (saxophones - #2,5)
Francois Verly (drums - #2,5)
Steve Kettley (tenor saxophone - #3)
Paul Flush (keyboards - #3)
Mike Travis (drums - #3, percussion - #3)
Nigel Morris (drums - #6)
Tracklist
01:Memories [Hugh Hopper's Demo With Soft Machine] (3:05)
02:Was A Friend [Hugh Hopper Franglo Band] (10:50)
03:Shuffle Demons [North & South] (9:32)
04:Playtime [Hugh Hopper Interprets Alan Gowen] (6:31)
05:Debonaire [Hugh Hopper Franglo Band] (9:25)
06:MGH [Hugh Hopper & Nigel Morris] (7:07)
07:Long Piece [Hugh Hopper Computer Collage] (16:59)
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