Hungryheart gehören zur Spezies der musikalischen Traditionalisten, wovon es in ihrer italienischen Heimat ja nicht wenige gibt. "One Ticket To Paradise", das zweite Album des Vierers, ist melodischer Heavy Rock Marke 80er, unverfälscht und leidenschaftlich, dazu im Gesang freudig akzentarm interpretiert. Ein bisschen Retro-Charme (es 'pinkt' im Artwork) und Poserei (Bandfotos mit offener Lederjacke und nix drunter plus Sonnenbrille und Glimmstängel) gehört wie selbstverständlich dazu. Es wären ja auch keine 'richtigen' Italiener, wenn sie das passende Feeling zur Mucke nicht richtig schön raushängen lassen würden...
... aber damit sie sich das erlauben können, muss natürlich auch ordentliche Qualität dahinter stecken. Tut sie. Die Eröffnungs-Hymne "Stand Up" präsentiert sich ganz und gar im Journey-Flair. Ein vielstimmer a cappella-Chor nimmt schon mal den Chorus vorweg, bevor ein erfrischender, positiver Mix aus melodischen Vocal Lines und mitsingenden Gitarren 'hungrige Herzen' öffnet. Weiter geht's in guter Laune mit treibenden melodischen Rock-Nummern wie "One Ticket To Paradise" und "Just A Little Closer", die angenehm an Gruppen wie Stryper, Winger und White Lion erinnern.
Eine Schippe Rock'n'Roll drauflegen können "Get Lost" und "Boulevard Of Love". Die gehen flott, zackig und hart in die Party-tauglichere Richtung mit leicht angedrecktem Touch à la Poison. Und dann überrascht die Band, indem sie erst mit ein-dreiviertel Minuten köstlich klischeehaftem Cowboy-Country ('Italo-Western', könnte man sagen!) in Form von "Love Is The Right Way" eine Finte setzt, um dann mit "Let's Keep On Tryin'" einen Orgel-beschwerten Hard Rock-Stampfer im mittleren Tempo in den Boden zu rammen. Da wird das Tanzbein wieder zur Seite gestellt und die Luftgitarre ausgepackt.
Nach Mr. Big in bester Laune klingt "Angela", das mit bluesigem und mitgesungenem (Dub-doo-doo...) Gitarren-Gepose beginnt und dann mit einem kantig punktierten Rhythmus die Temperatur im aufgeheizten Raum merklich ab-'coolt'. A propos Mr. Big... technisch haben auch Hungryheart schon erheblich was auf dem Kasten. Und manchmal, wie bei "Boulevard Of Love", setzt man kurz zu Jam-artigen Soli an, die Lust auf mehr machen. Man hört, dass da Könner am Werk sind. Es wird technisch astrein und cool gegroovt - die Einschübe dürften aber gerne länger dauern! Viel zu schnell ist es wieder vorbei!
Platz wäre auf der CD gewesen - denn im Gegenzug muss man sagen, dass beinahe jeder Song - und einige knacken die Fünf-Minuten-Marke - locker um eine halbe bis eine ganze Minute kürzbar gewesen wären. Trotz Überlängen - Hungryheart spielen zuweilen angenehm mit dem Ü-Effekt. Dazu gehören zwar sicherlich nicht die Balladen "A Million Miles Away" (atmosphärische Gänsehaut-Nummer), "Let Somebody Love You" (leider etwas schnulzig) und "You Won't Be Alone" (verträumter Ausklang). Eine faustdicke Überraschung ist dafür "Man In The Mirror" - der Michael Jackson-Song im puren Melodic Rock-Gewand. Großartig, unbedingt hörenswert!
Line-up:
Josh Zighetti (lead & backing vocals)
Mario Percudani (guitar, backing vocals, lead vocals # - 3,5,7,12)
Steve Lozzi (bass)
Paolo Botteschi (drums, backing vocals)
Tracklist |
01:Stand Up (5:36)
02:One Ticket To Paradise (5:08)
03:Let Somebody Love You (5:48)
04:Boulevard Of Love (4:39)
05:A Million Miles Away (6:10)
06:Angela (3:53)
07:Love Is The Right Way (1:43)
08:Let's Keep On Tryin' (4:37)
09:Just A Little Closer (4:50)
10:Get Lost (3:54)
11:Man In The Mirror (4:46)
12:You Won't Be Alone (5:21) |
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