So, zwei Jahre nach ihrer ersten Scheibe rotzen die Rüpel von der Britischen Insel ihrem zweiten Wutklumpen übers Meer. Diesmal allerdings in Eigenregie. Scheinbar sind die Verkäufe des Erstlings nicht ganz so gewesen, wie die Plattenfirma es erwartete, oder die Band wollte ihre Freiheit. Keine Ahnung, wieso "Mary Celeste" nun als Eigenproduktion das Licht der Welt erblickt. Oder sollte ich eher sagen, sein fauliges Angesicht aus dem Meeresuntiefen erhebt?
Große Unterschiede zum Debüt gibt es eigentlich nicht wirklich, alles geht seinen gewohnt fiesen Gang. Soll heißen, es wird wieder mächtig abgerüpelt und sehr, sehr oft nach seligen Pantera-Zeiten geschielt. Also im Westen nichts Neues? Na ja, beim zweiten Höreindruck hingegen sind schon ein paar feine Unterschiede zu entdecken. Die Produktion ist merklich dünner, bzw. raspeliger ausgefallen. Und die Knilche aus Plymouth scheinen noch mehr Wut, oder Jägermeister, im Bauch zu haben, als noch vor zwei Jahren. Denn "Mary Celeste" ist ein richtig stürmisches Kap Hoorn geworden.
Aber auch die ruhigeren Parts wurden nicht vergessen ("Eternal Sea Pt.1"), allerdings regiert zu 95% der grobe Knüppel. Schade, denn wenn die Kerle mal auf Akustik bzw. nicht mit aller Gewalt auf Hass und prolliges Herumgeschreie machen, ist der britische Vierer nämlich auch sehr gut. Aber das hatte ich ja schon beim Vorgänger bemängelt. Himmelarsch und Zwirn, traut euch doch mal mehr zu solchen Experimenten. Ihr könnt das doch! Dennoch bieten die Jungs, auch wenn sie abprügeln (hier kommt die zwar schepperige, aber dennoch klare Produktion gut zur Geltung), den einen oder anderen kleinen Hit ("Blood In Blood Out", "Disperse Or We Fire"), auch wenn das leider nicht sooo oft vorkommt, schade!
Apropos Zwirn: Auf "Mary Celeste" wird ganz dickes Seemannsgarn gesponnen. Denn es handelt sich um das geheimnisvolle Schiff gleichen Namens, das im Jahr 1872 ohne Mannschaft auf See geborgen wurde. Die mit Industrie-Alkohol beladene Brigantine (zweimastiges Segelschiff), sorgt seitdem für so manche Spukgeschichte, denn vom Kapitän Benjamin S. Briggs wie auch der Mannschaft fehlt noch immer jede Spur. Aye, eine spannende Story wie ich meine. Zwar passt das nicht ganz zur Mucke des Vierers, aber egal. Besser eine schöne Geschichte, als nur die billige Wiederholung zig mal gehörter Klischees.
Wem die Debütscheibe der Inselmucker gut reingelaufen ist, wird vom zweiten Streich mit Sicherheit nicht enttäuscht sein, denn es wird immer noch wild um sich geschlagen - musikalisch wie auch mit Worten. Jenen verleiht Sänger Sean mit seinem leider viel zu sehr an Phil Anselmo angelehnten Gebrülls die passenden Planken.
Ich verzichte jetzt mal auf eine Benotung, denn die Scheibe ist an manchen Tagen für mich ein echtes Schlacht-/Geisterschiff, an anderen Tagen reicht es nur zum Beiboot, um noch mal auf die "Mary Celeste" zurückzukommen. Ahoi!!!
Line-up:
Sean Palmer (vocals)
Rory Conroy (drums)
Phill Griffin (bass)
Neil Sims (guitar, vocals)
Tracklist |
01:Branded
02:Mary Celeste
03:Disperse Or We Fire
04:Blood In Blood Out
05:All My Gods
06:Serpentswine
07:Eternal Sea Pt.1
08:Suffer
09:Black Harvest
10:Eternal Sea Pt.2
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