Die beiden unmittelbar hintereinander folgenden Songs "Bish Bang Boof" und "Too Late Now" können nicht besser dazu geeignet sein, die Divergenz (oder Spannweite) dieses unter dem Titel "House On Fire" veröffentlichten, retrospektiven Albums von The Jeff Healey Band zu verdeutlichen. Einerseits geht das Instrumental mit jazzig-swingenden Versatzstücken und einer mächtig guten Gitarrenarbeit des Protagonisten tief unter die Haut, andererseits ist "Too Late Now" ein Track, der den Blues wohl nur für Wissenschaftler erkennbar macht. Aus meiner Sicht der Dinge zieht diese Ballade ihre positiven Qualitäten nur aus Jeff Healeys über jeden Zweifel erhabenen Gesang. Ansonsten beinhaltet das Stück zu viele Allgemeinplätze, die man bei so vielen anderen Künstlern auch finden kann.
"Bish Bang Boof" könnte man auch zum symbolischen Vorboten von Jeff Healeys Faible für den Jazz erklären ("Adventures In Jazzland" (2004) oder das 2008 auf den Markt gebrachte "It's Tight Like That").
"House On Fire" enthält elf Tracks und der Untertitel 'Demos & Rarities' verdeutlicht, wo es lang geht. Die Aufnahmen entstanden zwischen 1992 und 1998, also zu einer Zeit, als bei der Jeff Healey Band offiziell Alben wie "Feel This" und "Cover To Cover" in der Diskografie erschienen. Der Löwenanteil der Nummern wurde während der "Feel This"-Sessions auf Band gebannt. Das Booklet enthält von Jeff Woods geschriebene Linernotes. Zu jedem Lied gibt es einige Hintergrundinformationen.
Neben Coversongs von Bruce Springsteen ("Adam Raised A Cain") beziehungsweise Bob Seger ("We've Got Light") wurde "You Got Your Way, I'll Go Mine" von Kevin Connelly/ Bill Bell geschrieben und "Who's Been Sleepin' In My Bed" stammt aus der Feder von Bobby Whitlock( Derek & The Dominos)/ Jack Tempchin. Gerade der letztgenannte Titel ist eines der herausragenden Stück der Platte. Jeff Healeys Gitarrenstern glänzt in gleißendem Licht.
Allerdings muss man den Leuten, die sich um die Veröffentlichung dieses Albums gekümmert haben, auch einen Tropfen Wermut ins Glas träufeln. Als Line-up werden der Frontmann, Bassist Joe Rockman und Schlagzeuger Tom Stephens angegeben. So weit, so gut. Aber da hört man einen nicht unerheblichen Anteil toller Orgelparts, zum Teil auch im Twinsound mit dem Gitarristen erklingen. Wer hier der Tastenmann ist, bleibt blanke Vermutung. Fest steht jedenfalls, dass auf "Feel This" Joe Hardy und Washington Savage beziehungsweise Paul Shaffer (als Gastmusiker) mit von der Partie waren.
"All The Way" ist eine Hammerkombination aus knallhartem Blues Rock und Funk. Jeff Healey präsentiert ein Solo, bei dem er sich und seinem Arbeitsgerät keine Grenzen setzt. Klasse Songwriting der Band, super Nummer! So geht es einem bei vielen Stücken dieser Scheibe. Sie verdeutlichen grundsätzlich, auf welch hohem Niveau sich die Combo befand. Okay, "We've Got Tonight" ist ein herrliches Stück für Verliebte, begibt sich allerdings doch sehr auf den Schmuse-Kurs. Die Piano-/Orgel-Begleitung steht hier deutlich im Vordergrund und einen Soul-erfüllten Chor hat man dem Stück auch noch gegönnt. Diese großformatig angelegten Nummern sagen mir persönlich nicht so zu.
Mit den letzten vier Stücken ist The Jeff Healey Band ganz und gar im Fahrwasser des Blues Rock. Die Riffs krachen trocken aus den Lautsprechern und die Rhythmusabteilung spielt sich die Schweißperlen auf die Stirn. "House On Fire" ist ein Album, dessen Songs durchaus unterschiedliche Wirkungen auf den Hörer haben mögen. Dennoch kann man bei den erwähnten Songs nicht von Durchhängern sprechen. Anspieltipps gibt es genug und somit auch eine Empfehlung, sich die Platte zumindest anzuhören.
Line-up:
Jeff Healey (guitars, vocals)
Joe Rockman (bass, backing vocals)
Tom Stephen (drums)
Tracklist |
01:House On Fire (3:31)
02:Who's Been Sleepin' In My Bed (3:59)
03:You Go Your Way, I'll Go Mine (4:24)
04:All The Way (3:41)
05:We've Got Tonight (3:41)
06:Bish Bang Boof (2:52)
07:Too Late Now (5:30)
08:Face Up (4:56)
09:Adam Raised A Cain (5:02)
10:Daze Of The Night (3:54)
11:Joined At The Heart (5:16)
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Externe Links:
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