John Lee Hooker (JLH) - geboren am 22.08.1917, verstorben am 21.06.2001 - wurde zu einer der Blues-Legenden. Legende? Wohl eher Gigant der nie versiegenden Quelle des Blues. Er war eine der letzten Verbindungen zum Delta-Blues der Vorkriegszeit, viermaliger Grammygewinner und schrieb Songs zuhauf. Echte Klassiker wurden u.a. "Boogie Chillen" (1948), "I'm In The Mood" (1951), "Dimples" (1956) und natürlich "Boom Boom" (1962). Letzterer nicht nur wegen seines Bekanntheitsgrades aus Webespots eines Hosenherstellers. Klar, werter Leser/werte Leserin, die Liste könnte beliebig verlängert werden. Aber diese Review nicht.
Viele seiner eigenen Songs aktualisierte er auf diversen CDs, gab ihnen mit seinen musikalischen Freunden neue Gesichter. So nahm er sich für sein letztes komplettes Album in voller Länge sein "Dimples" vor, das er für "Don't Look Back", im Original 1997 erschienen, mit den Los Lobos einspielte, die diesen Track auch produzierten. Nun liegt der Silberling nach 10 Jahren im remasterten Sound mit 2 vorher unveröffentlichten Bonus-Tracks und neu geschrieben Linernotes vor. Insgesamt ist die Platte ein Dokument der Freundschaft zwischen JLH und Van Morrison, der "The Healing Game" schrieb und den Rest des Albums produzierte. Ihre Freundschaft geht bis in die Sechzigerjahre zurück, einem Zeitpunkt, als die Band Them für ihre erste Platte den Song "Don't Look Back" coverte.
Auf der Suche nach dem typischen Hooker-Boogie werden wir auch auf diesem Album fündig: Das dynamische "Spellbound" steht Pate für dieses persönliche Markenzeichen. Die Keyboards von Jim Pugh ( Robert Cray) spielen hier eine nicht unwesentliche Rolle. Zum Ende hin nehmen sich die Musiker immer mehr zurück, sodass schlussendlich nur noch ein flüsternder JLH den Song beschließt. Den Kern der Band für viele Tracks des Albums bildet der Gitarrist Danny Caron, Ruth Davies am akustischen Bass, Drummer Kevin Haynes und der legendäre Pianist Charles Brown, welcher mit seinem ultra-sanften, jazzigen Spiel eine Late Night Hour-Stimmung in einer verrauchten Bar kreiert. Mit Gregory Davis (trumpet) und Roger Lewis sind zwei Drittel der Gebläseabteilung aus der Dirty Dozen Brass Band am Start. Deren Beiträge haben eher begleitenden Charakter, sind aber toll.
Hooker und Morrison singen "The Healing Game" im Duett. Durch Morrisons Stärke klasse sehnsüchtige Balladen zu schreiben, kombiniert mit Hookers Blues-Stimme, wird dieser Song zu einer perfekten, emotionsgeladenen Vorstellung der beiden. 1998 gewann JLH einen Grammy für das Album und für den Titeltrack. Tatsächlich ist der Song "Don't Look Back" schon ein verdammt weichgespülter Blues, wenn man das überhaupt Blues nennen kann, denn hier ist Hooker, der seiner Gitarre ein Pause gönnt, reichlich nahe am Pop. Die Nummer hört sich an, als hätte sie Morrison geschrieben. Mit besagtem Charles Brown am Piano und Hookers typischen Gitarrentönen hören wir dann "Blues Before Sunrise". Ein Slow-Blues der Extraklasse, mit dem man sich öfter die Gehörgänge massieren lassen kann. In die gleiche Kerbe haut "Ain't No Big Game", laid back Blues, in dem Danny Caron an der Gitarre einige feine Jazz-Strukturen zum Besten gibt, um dann im typischen 12-Takter "I Love You Honey" einige Gänge höher zu schalten.
Tja, und dann covert JLH Jimi Hendrix: "Red House" wird mit Zutaten aus dem Hause Hooker versehen und zu einer verdammt relaxten Nummer, in der Caron (wieder) eine Hauptrolle spielt. Hookers Beiträge beschränken sich, wie sooft, auf einzelne prägnante Töne aus seinem Instrument und die sind bekanntlichermaßen nicht zu unterschätzen.
Die Los Lobos als Back-up Band für den Meister hören wir im Opener "Dimples". Hooker muss mächtigen Spaß an den Aufnahmen gehabt haben, so wie der gegen Ende des Tracks vor Freude lacht. Davon abgesehen hat aber auch der Hörer seine helle Freude an der Neuauflage des Hits.
Zu den Bonus Tracks: Zusammen mit dem Protagonisten sind in "Send Me Your Pillow" zwei weitere Gitarristen am Werk. In Ergänzung zum Originalalbum ein klasse Song, ebenso wie "Blues Before Sunrise". In Trio-Besetzung gewinnt der Track an Intensität, wobei Ollan Christopher den Basspart neu eingespielt hat.
Frisch klingt das Album nach dem Remastern, bei dem Keith Blake sehr viel Fingerspitzengefühl walten ließ, denn die Wärme, die die CD damals ausstrahlte, ist weiterhin vorhanden. Weitere Hooker-Alben erschienen in diesen Tagen in neuem Format. Darüber später in RockTimes.
Line-up:
John Lee Hooker (vocals, guitar)
Van Morrison (vocals, guitar - #2, 3, 4, 6, 7, 8, 9, 10, 11)
David Hidalgo (guitar - #1)
Cesar Rosas (guitar - #1)
Danny Caron (guitar - #2, 4, 7, 8, 9)
Rich Kirch (guitar - #12)
Conrad Lozano (bass - #1)
Ruth Davies (acoustic bass - #4, 7, 8, 9)
Richard Cousins (bass - #11)
Ollan Christopher (newly recorded bass - #13)
Victor Bisetti (drums - #1)
Kevin Hayes (drums - #2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10)
Bowen Brown (drums - #13)
Steve Berlin (baritone saxophone - #1)
Gregory Davis (trumpet - #2, 5, 6, 10)
Roger Lewis (tenor-, baritone saxophone - #2, 5, 6, 10)
Kenny Baker (tenor saxophone - #12)
John 'Juke' Logan (harmonica - #1)
Charles Brown (keyboards - 3, 4, 7, 8, 9)
Jim Pugh (keyboards - #2, 5, 6, 10)
John Allair (keyboards - #11)
Mitch Woods (piano - #11)
Tracklist |
01:Dimples (3:59)
02:The Healing Game (5:09)
03:Ain't No Big Game (5:19)
04:Don't Look Back (6:41)
05:Blues Before Sunrise (5:26)
06:Spellbound (3:56)
07:Travellin' Blues (5:35)
08:I Love You Honey (3:30)
09:Frisco Blues (3:47)
10:Red House (4:02)
11:Rainy Day (5:50)
Bonus Tracks:
12:Send Me Your Pillow (3:18)
13:Blues Before Sunrise (5:14)
|
|
Externe Links:
|