Johnny Hunkins / Talladega Pile-Up
Talladega Pile-Up Spielzeit: 51:06
Medium: CD
Label: Grooveyard Records, 2011
Stil: Blues Rock, Southern

Review vom 24.03.2011


Markus Kerren
Selbst wenn bei der Stilbezeichnung oben 'Blues Rock' steht, darf man sich bei der Musik des Kaliforniers Johnny Hunkins keine gemütlichen Zwölf-Takter vorstellen. Sein Spiel ist zwar durchaus im Blues verwurzelt, aber der Amerikaner hat auch einen ausgeprägten Hang zu riffigen Rock-Songs. Und das in einem Maße, dass man nach den ersten beiden Titeln fast schon froh ist, dass danach das Tempo erstmal deutlich entschärft wird. "Tallageda Pile-Up" ist das Debüt-Album des Nascar-Verrückten und festes Bandmitglied ist außerdem lediglich Ryan Hoyle, der für die Drums zuständig war bzw. ist. Alle weiteren Instrumente hat Hunkins selbst eingespielt, wenn man von ein paar Gästen (u. a. Chris Duarte) für die Gitarren-Soli absieht.
Im Grunde seines Herzens ist der eröffnende Titelsong eigentlich ein waschechter Rock'n'Roll-Song, nur halt sehr heftig gebracht. Lockerheit bringt Hunkins' Harmonika ins Spiel, während recht schnell auffällt, dass der Gesang nicht unbedingt die größte Stärke des Protagonisten ist. In seinen besten Momenten erinnert er - vor allem bei den schnellen Stücken - ansatzweise an den seligen Danny Joe Brown (Molly Hatchet). Ansonsten wirken die Vocals zu oft relativ flach, wenn man Bäses im Sinn hätte, könnte man sie auch als monoton beschreiben. Das Hauptaugenmerk wurde also auf die Musik gelegt und wenn man diesen fetten Riffrock mit bluesigen Licks und Soli mag, dann kann man durchaus fündig werden.
Nachdem auch die "Rock'n'Roll Party" ein schneller Rocker war, wird es bei "Catch Me" deutlich grooviger. Eine willkommene Abwechslung, die sich eher im gehobenen Midtempo aufhält, wieder über eine schöne Harmonika verfügt. Wenn die Nummer noch einen Tick langsamer gespielt worden wäre, hätte man sie glatt in der Schublade Southern Rock ablegen können. Auch der Gesang kommt hier deutlich besser als auf den ersten beiden Tracks. In die gleiche Richtung geht auch "Henry Jackson" und als Gast ist hier Wes Jeans an der zweiten Sechssaitigen vertreten. Der bringt noch mal ein gutes Stück mehr Blues-Feeling in sein Solo ein und so fügt sich die Musik von Johnny Hunkins doch wesentlich besser zusammen.
Mit "Shine In" wird ein weiterer Midtempo-Groove-Rocker präsentiert und spätestens hier fängt die Scheibe an, richtig Spaß zu machen. Diesmal ist Ryan McGarvey als Gast zur Stelle und es wird deutlich, dass Johnny Hunkins' Songs immer dann deutlich dazu gewinnen, wenn er einen zweiten Gitarristen an der Seite hat. So kann's weitergehen! Das tut es dann auch, wenn mit "Dreaming You" dann erneut tief in die Groove-Kiste gegriffen wird. Fast balladenmäßig wird in den Refrain eingebogen und hier hat der Kalifornier dann auch eine richtig gute Gesangs-Melodie am Start. Bis dahin das beste Stück des Albums und ein dicker Anspiel-Tipp.
"Floyd County Bootleg" fällt im Anschluss etwas ab und auch "Over The Edge" kann mich nicht wirklich überzeugen. Ein typischer Fall von Song, der auf der Bühne schweißtreibend und gut abgehen kann, auf einem Studio-Album aber eher langatmig wirkt. Im Gegenzug macht das Instrumental "Let It Eat!" wieder richtig Spaß, wirkt gut durchdacht und abwechslungsreich. "Memphis" ist die wohl typischste Blues Rock-Nummer der Scheibe und bei dem das Album beschließenden "Gone" haben wir es dann noch mit einer fetten Überraschung dahingehend zu tun, dass das Schlitzohr sich den wohl stärksten Song der Scheibe bis zum Schluss aufgehoben hat. Klasse Melodien, guter Gesang und tolles Songwriting sind die Zutaten zu diesem zweiten balladiösen Opus.
Johnny Hunkins' Debüt "Tallageda Pile-Up" ist also eine etwas zwiespältige Sache. Gute Ansätze sind mehrfach vertreten, aber vieles was da glänzen möchte, ist noch lange kein Gold. Richtig gut ausgefallen sind "Dreaming You", "Gone" und "Let It Eat!", die ich somit auch als Anspiel-Tipps empfehlen möchte. Vielleicht liegt es daran, dass Hunkins die Tracks bis auf wenige Ausnahmen im Alleingang eingespielt hat. Vielleicht braucht er auch einfach nur noch etwas Zeit, um sich zu entwickeln. Wie dem auch sei, reinhören und antesten kann nicht schaden!
Line-up:
Johnny Hunkins (guitars, bass, harmonica, keyboards, percussion, vocals)
Ryan Hoyle (drums & percussion)
Mit:
Chris Duarte (lead guitars - #9,10)
Wes Jeans (lead guitar - #4)
Ryan McGarvey (lead guitar - #5)
Jack Roush (spoken part - #1)
Tracklist
01:Tallageda Pile-Up
02:Rock'n'Roll Party
03:Catch Me
04:Henry Jackson
05:Shine In
06:Dreaming You
07:Floyd County Bootleg
08:Over The Edge
09:Let It Eat!
10:Memphis
11:Gone
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