Endlich ist sie vorbei, die lange Zeit des Wartens! 26 Jahre nach seinem ersten Solo-Album, Sternentanz, und 27 Jahre nach "Germania", seinem letzten Werk mit den von ihm mit gegründeten Jane, veröffentlichte Klaus Hess vor wenigen Wochen sein neues Gitarren-Studio-Album "In Dreams". In der Zwischenzeit gab es die (inzwischen rare) Single "Together We Stand", das rein elektronische Album "Technodrome" (1994), die Scheibe "Mother Jane Comes Alive" (1999) und einen neuen Song auf dem Jane-Sampler "Genuine".
Klaus Hess, der Mann, der die Musik von Jane in den Siebzigern so stark geprägt hatte, ist also zurück. Und das mit eigener Variante seiner ehemaligen Band, genannt Klaus Hess' Mother Jane, die neben Klaus selbst (Gitarren, Moog, Gesang) noch aus seinem langjährigen Mitstreiter Kai Schiering (Bass, Gesang) und Lucas Quentin (Schlagzeug) besteht. Dazu hatte sich der Meister Hess für jeweils zwei Songs Jens Betjemann (Gitarre) und Michael 'Hachi' Hachmeister (Schlagzeug, beide Terry Hoax) ins Studio eingeladen.
13 Songs mit einer Spielzeit von einer Stunde sind es geworden. 13 Songs, die zunächst einmal durch ihren mit Ecken und Kanten rockenden und somit eher ungewohnten Sound überraschen. "Queen Of Heart" startet dieses Comeback-Album zunächst verträumt mit dieser so typischen und unverkennbaren Klaus Hess-Gitarre, bevor durch schwere Akkorde das Ruder herumgerissen wird, wir uns in einem rauen Rock-Song wieder finden und Kai Schierings dunkler wie melodischer Gesang übernimmt.
Die Sechssaitige ist voll da, hat alles unter Kontrolle und besticht durch wuchtige Riffs sowie geile Licks und Soli. Mit "The Mirror" und "The Vikings" folgen zwei ungewöhnliche, oder besser gesagt ungewohnte Nummern. Rhythmisch schleppend, fast monoton führt uns das erstgenannte mit Effekt verfremdeten Instrumenten durch ein fieberhaftes Traum-Szenario. "The Vikings" ist dagegen wesentlich druckvoller und baut dennoch eine dichte Atmosphäre auf.
Gefolgt wird mit einem Dreierpack ("Life", "For You" und "Send Of Summertime") an sehr starken Rock-Songs, bei denen Hess sich einmal mehr mit Spielfreude und in Hochform an der Gitarre präsentiert. Bezüglich Kai Schierings Gesang könnte ich mir vorstellen, dass sich die Meinungen spalten werden. Tatsache ist jedoch, dass er den Tracks absolut gerecht wird und zumindest meine Person sich nach ein paar Durchläufen selbst dabei ertappt hat, die Stücke, die über sehr eingängige Vocals verfügen, mitzusingen.
Mit "Lonely Is The Guitar Man" dürfen wir dann den ersten (und leider einzigen) Lead Vocals von Klaus Hess lauschen. Wie aus dem Titel ja schon zu erahnen, steht hier die Gitarre im Vordergrund. Und wie! Fette, plakative Melodien mit tonnenweise Feeling, die mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagen. Alleine für diesen Track lohnt sich die Anschaffung von "In Dreams" bereits! Ein weiteres Highlight ist das Instrumental "My Melody", bei dem Klaus Hess, ähnlich wie zu "Sternentanz"-Zeiten, voll überzeugen und verzaubern kann.
Komponiert wurden sämtliche Tracks übrigens von dem Duo Hess/ Schiering, was einen weiteren Schluss bezüglich der engen Zusammenarbeit der beiden Musiker zulässt. "Liar" stellt sich als Rocker mit gesanglich überraschend-poppigem Refrain heraus, während es sich bei "The Last Goodbye" nicht, wie eventuell zunächst vermutet, um einen letzten Gruß an Peter Panka handelt, sondern vielmehr die rockige Abrechnung mit einer Verflossenen ist.
Im abschließenden Titel-Track, einem zweiten Instrumental, frönt Klaus Hess seiner Liebe zu den Tasten und zaubert ein traumhaftes, wunderschönes Stück aufs Parkett, welches das Album geradezu optimal beschließt. Gitarre, Bass und Drums bleiben außen vor, stattdessen besteht der Titel aus übereinander gelegten Keyboard-Schichten, was ihn keinesfalls daran hindert, einen wunderschönen Ausklang der Scheibe darzustellen.
"In Dreams" ist nicht unbedingt ein Album, das sich dem Hörer beim ersten Durchlauf vollkommen erschließt. Um die tatsächliche Klasse zu erkennen, muss man es zwar schon ein paar mal laufen lassen, aber wenn es dann mal 'geklickt' hat, gehen einem diese unnachahmlichen Melodien nicht mehr aus dem Kopf. Und die stärksten Alben sind doch sowieso immer die, bei denen man auch nach dem zigsten Anhören immer noch Neues entdecken kann.
Wenn man dem Musiker Klaus Hess Eines nicht vorwerfen kann, dann, dass er sich von irgendwelchen Erwartungen oder nostalgischen Erinnerungen alter Zeiten leiten, beeinflussen oder gar irritieren lässt. Und das ist gut so! "In Dreams" sollte ein raues Rock-Album mit Ecken und Kanten werden, ein Album, das den Klaus Hess von 2009 präsentiert. Das Schöne daran ist, dass ihm nicht nur dieses Vorhaben gelungen ist, sondern dass man als Bonus nichtsdestotrotz diese einzigartige Gitarre geboten bekommt. Kai Schiering und Lucas Quentin liefern übrigens ebenfalls einen starken Job ab und mögen mir verzeihen, dass ich mich hier vor allem über die Rückkehr von Klaus Hess ausgelassen habe.
Die siebziger und frühen achtziger Jahre sind vorbei und Klaus Hess hat das begriffen. Er steht mit beiden Beinen im Jahr 2009 und spielt die Musik, die er heute fühlt. Und die verfügt nach wie vor über batzenhaft Feeling und grandiose Melodien. Man kann es einem Musiker wohl kaum verdenken in einem Zeitabschnitt von 20 Jahren seinen Stil zu variieren. Dieses Album ist nicht nur fuer alle Jane-Fans unverzichtbar, sondern sollte auch von allen anderen Musik-Liebhabern unbedingt angecheckt werden.
Erwerben kann und sollte man "In Dreams" direkt von der Homepage seines Labels ( www.jks-world.com). Für dieses Jahr sind übrigens auch noch etwa fünf bis zehn Konzerte geplant. Über die genauen Daten werden wir natürlich hier in RockTimes berichten.
Line-up:
Klaus Hess (guitars, Moog, E-bow guitar, vocals)
Kai Schiering (bass, vocals)
Lucas Quentin (drums)
Gaeste:
Jens Betjemann (guitar - #10,11)
Michael 'Hachi' Hachmeister (drums - #2,11)
Tracklist |
01:Queen Of Heart
02:The Mirror
03:The Vikings
04:Life
05:For You
06:Send Of Summertime
07:Lonely Was The Guitar Man
08:Extra
09:My Melody
10:Liar
11:The Last Goodbye
12:Loona
13:In Dreams
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Externe Links:
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