Michael Harris / Ego Decimation Profile
Ego Decimation Profile Spielzeit: 50:29
Medium: CD
Label: Lion Music, 2007 (1996)
Stil: Guitar Instrumental, Heavy Rock, Prog-Metal, Funk, Jazz Fusion

Review vom 08.12.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Michael Harris ist etatmäßiger Gitarrist bei der Formation Thought Chamber, nutzt aber die Gelegenheiten, seine eigenen Alben einzuspielen. Zuletzt erschien im Jahr 2006 "Orchestrate". Diese Scheibe erhielt so viel Anerkennung und positives Feedback, dass er sich entschieden hat, seinen 1996er Output "Ego Decimation Profile" noch mal neu aufzulegen. Die Platte wurde remixt und remastert. Dabei war es nach Auskunft des Protagonisten oberstes Ziel, die Gitarren und das Schlagzeugspiel besonders hervorzuheben.
Und natürlich wendet sich der Silberling in erster Linie an Genre-Freaks und Freunde der sechs Saiten. Stilistisch bekommen wir einen Mix aus harten rauen Riffs, schnellen Soli sowie eindrucksvollen Drumparts geboten. Dabei fällt positiv auf, dass Michael Harris keine reinen Frickel-Orgien abzieht, sondern Wert auf die Gesamtkomposition legt.
Das Meiste findet seinen Ursprung im Heavy Rock, teilweise Metal, wobei in der Regel ein ordentliches Tempo vorgelegt wird. Die Songs sind kaum mainstream, sondern der Hörer findet oft recht verschachtelte Kompositionen. Von Beginn weg sind die Gitarren, wie bei "Vicious Uppercut", mit viel Gain angereichert, allerdings warm und niemals schneidend oder sägend. Das gibt der ganzen Sache einen runden Geschmack und macht die Angelegenheit leichter verdaulich. Denn nur zu oft entwickeln sich ja solche Guitar-Instrumental-Alben zu reinsten Nervenorgien.
Nein, da werden auch eingängige Melodiebögen gesponnen ("Stratus Fear"), die durchaus in der Lage sind, sich aus dem Gesamtgebilde heraus ins Ohr zu brennen. Die Begleitmusiker, die sich Harris ausgesucht hat, sind alle mit Können behaftet. Das hört man auf der ganzen Linie. Alle drei Drummer legen ordentlich Groove hin, die Bass-Parts teilt sich Michael Harris mit Paul David Harbour. Sowohl Harbour als auch Matt Thompson am Schlagzeug sollten ein paar Jahre später bei King Diamond (Ex-Mercyful Fate) spielen, das nur zur Erinnerung. Auch Keith Carlock ist kein Unbekannter, war er doch bereits Sting zu Diensten und ist momentan Drummer bei Steely Dan.
Im Übrigen ist "Grandscape" eine kleine Heavy Rock-Hymne, und im Vergleich zu den anderen Nummern sehr gradlinig. Und wie z.B. in "Brainwarp" finden Harris und die Musiker einen Weg in den harten Jazz, der auf Grund seines Improvisations-Charakters in eine Art Jazz-Metal-Fusion ausartet. Die klaren Gitarren sind darüber hinaus des Öfteren recht funky.
Michael Harris sagt selbst, dass "Ego Decimation Profile" das bisher härteste Album war, welches er in seiner Laufbahn eingespielt hat. Wenn man sich diese Scheibe aneignen möchte, dann sollte man nur bedenken, dass es wirklich fast ausnahmslos etwas für Gitarrenfreaks ist. Da es natürlich auf die Gitarre zugeschnitten ist, kann man auch nicht von einem konzeptionell angelegten Instrumental-Album ausgehen. Deswegen können sich Gitarristen an der Musik sicher erfreuen, alle anderen sollten vorher reinhören. Im festgezurrten Genre bringt "Ego Decimation Profile"
6 - 7 von 10 RockTimes-Uhren auf die Waage. Es war eine gute Entscheidung, das Teil noch mal neu aufzulegen. Ob die beschriebenen Soundtüfteleien im Zuge der Wiederveröffentlichung etwas gebracht haben, kann ich nicht beurteilen, da ich die Ausgabe aus 1996 bisher nicht gehört habe.
Line-up:
Michael Harris (guitars, bass, keyboards)
Paul David Harbour (bass # -2, 3, 4, 10)
Keith Carlock (drum # -4, 6, 8)
Rob Stankiewicz (drums # -1, 2, 3, 7)
Matt Thompson (drums # -9)
Clint Barlow (drums # -10)
Tracklist
01:Forewarning (3:31)
02:Vicious Uppercut (5:54)
03:Stratus Fear (5:51)
04:Julius Seizure (5:42)
05:Pawn To King IV (1:34)
06:Grandscape (5:42)
07:Hair On The E-String (6:21)
08:Freudian Trip (4:42)
09:Brainwarp (4:37)
10:Terminus Epic (6:29)
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