Rich Hopkins And Luminarios / Buried Treasures
Buried Treasures Spielzeit: 58:19 (CD 1), 53:03 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Blue Rose Records/Soulfood, 2012
Stil: Desert Rock

Review vom 25.02.2012


Norbert Neugebauer
Rich Hopkins, der alte Haudegen aus der Wüste von Tucson, Arizona, meldet sich mit schöner Regelmäßigkeit (nahezu alljährlich) auf dem deutschen Blue Rose-Label zu Wort. Diesmal wieder mit den Kumpels Luminarios (hier in einer erweiterten Besetzung als Highly Esteemed Luminarios) und mit einer ganzen Bonus-Scheibe im Album-Holster. Wie schön. Wie schön, dass wir den Doppelpack aus dem Hopkins-Output mal wieder zum Besprechen bekommen haben!
Nachdem es zunächst in der 'Scheffetage' ausgiebig rotiert und dort für Begeisterung gesorgt hatte, landete das Doppel dann bei mir, der bislang wenig mit dem Desert-Rocker zu tun hatte. Der ausgeprägte rote Faden durch alle regulären Tracks ist die Gitarre von Hopkins, eine pausenlos bis zum Anschlag aufgedrehte und dementsprechend verzerrte Gitarre, die zudem reichlich Feedback produziert. Daneben sind vor allem die den Beat betonenden Drums und die ausgiebig eingesetzten Harmony Vocals zur Lead-Stimme dominant. Die kreischende Gitarre erinnert schwer an Mr. Angry beim Ausflippen. Schon eine seltsame Mischung, aber eindrucksvoll, wenn richtig laut aufgedreht wird. Dass die Frau des Hauses türknallend das Zimmer verlässt und die Katzen sich die Pfoten in die Ohren stopfen, muss man einfach ignorieren …
Es ist wohl einerseits von der allgemeinen Bereitschaft, sich solcher krachenden Mucke auszusetzen und anderseits auch von der momentanen Stimmung abhängig, wie man Rich Hopkins und speziell dieses Album findet. Bei mir hat es etwas gedauert, bis ich da reinkam, es waren mehrere Anläufe erforderlich. Mit einem Plattenknistern aus der Vinyl-Ecke werden die Jahre weit zurückgedreht. "Dark Side Of The Spoon" - Klingel-Gitarre, verschleppter Gesang, psychedelischer Spätsechziger-Sound, flutscht gut ins Ohr. Mit "A Stone's Throw" folgt die erste Jam-Nummer und dann geht's erstmal so weiter in der Rock-Retrospektive. Auf sich ständig wiederholenden Grundrhythmen aus Schlagzeug, Bass und Gesang scheppern die Gitarren von Stück zu Stück. Aber irgendwann, so ab Nummer sechs, sieben baut sich langsam ein Groove auf, ein zäher Mahlstrom, der seine Wirkung nicht verfehlt. Da wird ein punkiges "Gloria"-Zitat (in "Strutter") eingestreut, "Alyeia Perez" qualmt borderlinemäßig aus allen Löchern und dann bläst der Desert-Sturm den Sand aus den Boxen, dass sich die winterliche Nachmittagssonne im Wohnzimmer verfinstert. "Friend Of The Shooter" heißt die über siebenminütige Monsternummer wieder in bester Neil Young /Crazy Horse-Manier. Danach eine endlose Gitarren-Feedback-Orgie, irgendwo zwischen Hendrix,
Agitation Free und Luftschutzübung. Der Titeltrack kehrt ins gängige Songformat zurück und rollt schön durch die Bude. Ganz anders das sanfte Instrumental "Sweet Dreams, Lisa". Ein stimmungsvoller und für empfindlichere Ohren auch versöhnlicher Ausklang. Wer damit seinen Frieden gefunden hat, der sollte schnell ausschalten, sonst bekommt er nach einer (auf dem Display rückwärts gezählten) Minute noch mal eine akustische Störfeuer-Zugabe von viereinhalb Minuten auf die Löffel! Rich Hopkins ist ein Rocker, dem die Lust auf Krach wohl nie vergeht. Dass er sich damit aber auch lautstark für sozial Benachteiligte einsetzt, sieht man, wenn man sich mit den Texten im Booklet und mit seiner Bio beschäftigt.
Die zweite CD ist wirklich reine Zugabe für Fans oder für den Hauptprotagonisten selbst. Rich Hopkins hat in den achtziger Jahren als Friedensaktivist in Paraguay gelebt und dort eine 'Familie' und Freunde, die er immer wieder besucht. Dabei wird auch Musik gemacht und öfters läuft ein Rekorder mit. Jedoch nicht nur akustische Lagerfeuerklampferei, die E-Gitarre samt Verstärker wird auch mit in den Wald geschleppt und losgejammt. Wir hören abwechselnd seine 'Familie', traditionelle Songs, Sounds aus dem nächtlichen Wald mit Zikaden und anderen Insekten, die rhythmisch lärmen und minutenlanges Jaulen aus übersteuerten Amps (z.B. das von der ersten Scheibe bekannte "Good Morning"). Das legt man als Außenstehender einmal ein und dann bleibt die Bonus-Scheibe im Köcher.
Das ganze Album wurde (wie fast immer bei Blue Rose) sehr wertig aufgemacht, dazu mit dem durchgestylten Artwork auch künstlerisch ansprechend.
Line-up:
Rich Hopkins (guitars, vocals and shakers)
Lisa Novak (vocals, tambourine)
Jon Sanchez (guitars, piano, synthesizer, organ)
Duane Hollis (bass)
Alan Anderson (drums)
Kenneth J. Andree (bass, harmony vocal)
Amy Munoz (bass)
Winston Watson (drums, tambourine)
Ernie Mendoza (drums)
George Duron (doumbek & djembe)
Salvatore Duran (vocals, caja)
Damon Barnaby (guitar)
Mystery Guest (tamboura)
Tracklist
CD 1:
01:Intro
02:Dark Side Of The Spoon
03:A Stone's Throw
04:Betcha Gotcha Now
05:See How They Run
06:Outta My Head
07:Strutter
08:Alycia Perez
09:Friend Of The Shooter
10:Good Morning
11:Buried Treasures (It's Not Out There)
12:Sweet Dreams, Lisa
CD 2 - A Day In The Life Of Rich Hopkins In Paraguay:
01:Insects
02:Tromp w/ Concepcion Romero To Na Sylvia's Casa For A Fiesta
03:More Insects
04:Tango w/Concepcion
05:Beechos
06:Calle San Francisco
07:Nakura
08:Sweet Dreams, Lisa
09:Beechos
10:Good Morning
11:Bugs Bugs Bugs
12:Ragged Hearts Con Lisa Novak
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