Gerade mal zwanzig Jahre ist der in Schweden geborene Robert Hill alt. In noch ganz jungen Jahren entdeckte er die Musik und Poesie von Woody Guthrie für sich und ist seither davon geradezu besessen. Über die Jahre gesellten sich natürlich weitere Einflüsse wie zum Beispiel Reverend Gary Davis, Dave Van Ronk, Bob Dylan, Phil Ochs, Lightnin' Hopkins und der Schriftsteller Jack Kerouac dazu. Unschwer zu erraten, dass sich auch Hills eigene Musik in genau dem Rahmen der Vorgenannten bewegt.
Der New Yorker Musiker und Produzent Brian Kramer entdeckte Robert Hill, erkannte ganz offensichtlich sein Potenzial und lud ihn auch umgehend in ein Stockholmer Studio ein, um die Aufnahmen durchzuführen, die wir nun auf diesem Debütalbum wiederfinden. Und auch hier wurde sehr spontan und authentisch vorgegangen. Nur Kramer selbst begleitete den Protagonisten sporadisch und sämtliche Songs sind Live-Einspielungen, so wie sie halt gerade in dem Moment aus den Fingern bzw. der Kehle Hills flossen.
Und das kommt dann auch richtig gut. Robert Hill hat einen für sein Alter doch schon sehr weiten Horizont und seine Texte schwanken durchgängig zwischen sarkastisch, komisch und bitter hin und her. Im Großen und Ganzen geht es um Humanismus, die Grausamkeit des Kommerzialismus, der (so unzählbar viele) Einzelschicksale ohne mit der Wimper zu zucken auf der Strecke bzw. ihrem eigenen Schicksal (über-) lässt oder auch politisch mehr als kritisch anzusehende Beschlüsse wie etwa das Recht des Staates, alles und jeden abzuhören, was dem Volk dann lt. Hill als patriotischer Beschluss zum Schutz des Vaterlandes verkauft wird.
Musikalisch ist der Schwede allerdings nicht nur im Singer/Songwriter- und Folk-Metier unterwegs, sondern mischt gerne auch mal die eine oder andere Blues- oder Talking Blues-Nummer hinzu. Bezüglich letztgenannter Stilistik hat er den "Talking Blues Blues" am Start und das in einer Form (wie er zu Beginn erzählt), wie auch Woody Guthrie vor langer Zeit gerne mal seine Geschichten performte. Wie so oft beim Talking Blues wird dem Hörer auch hier sein Leid in einer sehr witzigen Erzählweise geklagt, nicht ohne die eigentliche Aussage dabei aber unmissverständlich klar zu machen.
Robert Hill ist zumeist ganz alleine mit seiner Akustischen oder auch mal der Harmonika unterwegs und wird nur gelegentlich vom Produzenten Kramer auf einer National Slide-Gitarre begleitet. Außerdem werden Konversationen zwischen den beiden vor oder nach den Tracks nicht ausgeblendet, was die Geschichte unter anderem so authentisch, echt und so 'gefühlt nahe' macht. "She Won't Stop Loving Me" hat unmittelbare Verwandtschaft mit der Musik von Lightnin' Hopkins bzw. erinnert auch etwas an die ganz frühen und sehr bluesigen Stücke von Canned Heat.
Richtig cooles Zeug bzw. Songs hat Robert Hill auf seinem ersten Album am Start. Gesangliche wie gitarristische Höchstleistungen sollte man nicht unbedingt erwarten, aber die haben Leute wie z. B. Dylan ja auch nicht gerade erfunden und darum geht es hier sowieso nicht. Letztendlich ist "What Are We Waiting For" ein richtig geiles, frisches, spontanes und (ich wiederhole mich hier gerne) authentisches Folk-Album geworden.
Und grinsend frage ich mich gerade, was aus dem Protagonisten wohl geworden wäre, hätte er bereits vor fünfzig Jahren in irgendeiner Spelunke im Greenwich Village gestanden und seine richtig starken Songs vorgetragen.
Insider-Tipp!
Line-up:
Robert Hill (acoustic guitars, harmonica, vocals)
Brain Kramer (National slide guitars, acoustic guitars - #6,9)
Tracklist |
01:I Read Them Mornin' Papers
02:Wish I Could Find Me A Friend
03:Bathe In That Heavenly Light
04:Debts Blues
05:Against The Law
06:What Are We Waiting For
07:Save Me
08:Talking Blues Blues
09:She Won't Stop Loving Me
10:Patriotic Act
11:Sweet Lowdown Music
12:Bluebird 'neath The Moon
13:Knights Way Up High
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