Ein Amerikaner in den Niederlanden. Sonny Hunt ist ein Gitarrist und Sänger, der 1956 in Memphis geboren wurde und im Alter von acht Jahren zunächst Schlagzeug spielte. Am liebsten trommelte er "Fire" von Jimi Hendrix. Als Jugendlicher wechselte der zur Gitarre und später reduzierte er die Saitenzahl und zupfte den Bass. Oben drauf kamen dann auch noch Keyboards dazu. Unter anderem zählten, nach Schülerbands, Timber sowie Wake zu seinen ersten Bandstationen und dann kam es zum Kontakt mit Tony Spinner. Er tourte mit dem Toto-Gitarristen in den Niederlanden und Sonny gibt zu, dass Spinner eine große Inspiration für ihn darstellt. Als gefragter Sessionmann kann er auf einige Plattenstationen verweisen und unter eigenem Namen, oder mit den Dirty White Boys, hat er im Laufe der Jahre mehr als ein Tripel veröffentlicht.
Die Zugabe wurde bereits zu Beginn des Auftritts geliefert. Nein, natürlich nicht die musikalische Verlängerung, sondern durch zwei Gitarristen aus den Niederlanden: Leif de Leeuw (fünfzehn Jahre) und Rory de Kievit (zwanzig Jahre). So konnte das Konzert unter das Motto 'Gitarre satt' gestellt werden.
Leif de Leeuw ist ein großer Fan von Joe Bonamassa und hatte ihm einen Eintrag in sein Forum geschrieben. Er wollte Bonamassa bei seinem Konzert in Amsterdam treffen und fragte an, ob er vielleicht einen Song mit ihm spielen würde. Dazu gab es noch zwei Video-Links von You Tube. Bonamassa antwortet, dass er begeistert sei und meinte, ob Leif an dem Abend nicht für ihn spielen wolle. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt ... es kam zu einem Treffen vor dem Konzert. Ein Traum ging in Erfüllung. Leif de Leeuw gewann 2009 den renommierten SENA Dutch Guitar Award. In der Jury befand sich unter anderem John Hayes, seines Zeichens Gitarrist bei Mother's Finest.
Diesen Preis gewann Rory de Kievit vor sieben Jahren. Damals war er gerade dreizehn Jahre. Für den Schwerpunkt der Musik des Abends hatte er zumindest schon einmal den richtigen Vornamen. Mit seiner Band RoryMI (MI steht für 'Musical Impact') geht es allerdings in eine etwas andere Richtung. Da steht Fusion deutlich im Vordergrund.
Zwischen den beiden Youngstern stand der Mastermind des Abends: Sonny Hunt. Als Opener eines denkwürdigen Abends stellte man den Klassiker "Evil" an den Anfang. Dick Stam, dessen Lead Vocals so gut zum Blues passten, sorgte am Bass zusammen mit dem versiert und differenziert trommelnden Neijenhuis für einen tonnenschweren Rhythmus. Und dann trat das ein, was für den gesamten Abend gelten sollte: Der Zuschauer wusste gar nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Die Gitarrensounds flogen nur so aus den Verstärkern. Mit einem Blick auf den Primus inter Pares konnte man schon einmal mitbekommen, dass er durch Fingerzeig oder Kopfnicken den weiteren Soloweg anzeigte.
In dieser Gitarristenkonstellation war es beeindruckend, wie unterschiedlich die einzelnen Spielweisen und Interpretationsgaben waren. Die Musiker boten dem zahlreich erschienen Publikum über den gesamt Auftritt hinweg die hohe Kunst der Gitarrenakrobatik. Auf der Setlist befand sich nicht eine Eigenkomposition. Bei der Spielfreude dieser Gruppe stand in vielen Songs der Jam-Charakter im Vordergrund. So waren die entsprechenden Notenvorgaben von "Hoochie Coochie Man", "Going Down" oder "Garbage Can Blues" nur die Vorlagen für ausgedehnte Improvisationen. Die Hintermannschaft bot stets das sicher Fundament für die Ausflüge auf achtzehn Saiten.
Da waren drei Gitarristen mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen innerhalb des Blues viel beschäftigt, so könnte man auch schreiben.
Es ist nicht übertrieben, wenn man feststellen konnte, dass der Blues eine berauschende Wirkung auf die Musiker hatte. Schon im zweiten Song drückte Hunt den Hals seines Arbeitsgerätes nach vorne und ging dabei in die Knie. Ab und an war sein Spiel eine echte Belastungsprobe für die Saiten, denn er zog sie unglaublich am Griffbrett hoch.
Rory performte in der Nähe des Korpus' und danach setzte Leif das Bottleneck ein. Puh, die erste Runde des Gitarrentreffens war wunderbar und nicht nur einmal zauberte die Band bei den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht.
Nach der kurzen Pause ging es bei gleich guter Stimmung weiter. Der Gitarren-Dreier befand sich auf den beschwingten Flügeln von Jimi Hendrix und Hunt hatte die Lead Vocals übernommen. Was sich in "Little Wing" abspielte, war brillant. Etwas besseres, als diese Interpretation konnte man sich zu seinem vierzigsten Todestag (18.09.2010) nicht wünschen. Ein gigantisches Ständchen, Gitarren in einer Konferenzschaltung, das gesamte BluesMoose Café schien abzuheben. Hunt, de Leeuw sowie de Kievit boten eine eufonische Reise gen Himmel.
Nach einem Jeff Beck-Instrumental mit de Leeuw im Spotlight wurde abermals Hendrix zitiert. Als eine derartig spacige Version habe ich "Voodoo Chile" noch nie live erlebt. Mit einem völlig abgedrehten Gitarrensound und tollem Groove hörte das Publikum Feedbacks hoch drei, nein hoch vier, denn bei diesem Ohrenschmaus war auch noch Dick Stam am Drücker. Eine weitere wunderschöne Jamsession nahm ihren Lauf. Dann ging die Tür auf und Jessica kam auch noch ins Café. Von Beginn an war Rob Orlemans unter den Zuschauern und der hatte bestimmt auch seine Freude an dieser Wahnsinnsversion von "Voodoo Chile".
Nach dem offiziellen Ende des Gigs gab es dann noch die Zugabe musikalischer Art. "Tina Nina Nu", auch bekannt durch Stevie Ray Vaughan rundete den Abend in funkiger Weise ab und schließlich konnte Schlagzeuger Neijenhuis sein Können noch ohne Band unter Beweis stellen. Sonny Hunt ließ den beiden aufstrebenden Gitarristen verdammt viele Freiheiten, um die Zuschauer durch ihre Gitarrenkünste zu erfreuen. Vorher wusste ich von den drei Gitarristen nichts, nachher ist man in diesem Fall klüger. Rory de Kievit (übersetzt: Kiebitz) sowie Leif de Leeuw (übersetzt: Löwe) sind zwei große Talente.
Die Leute von BluesMoose Radio haben ein feines Händchen bei der Auswahl ihrer Blueser.
Line-up:
Sonny Hunt (guitar, lead vocals)
Leif de Leeuw (guitar)
Rory de Kievit (guitar)
Dick Stam (bass, lead vocals)
Han Neijenhuis (drums)
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