Die neue CD von Steve Hackett.
Meine erste von ihm, meine erste von 'Genesis' überhaupt, wenn man ihn denn noch immer mit seiner alten Band assoziieren will. Ich hab auch weder Ahnung vom Genesis-Prog jener Zeit, noch von seiner bisherigen Solo-Tätigkeit, die immerhin rund 20 Studio- und ein gutes Dutzend Live-Alben umfasst. Aber ich habe ein Faible für klassische Gitarre. Und bei "Tribut" handelt es sich um ein solches astreines Album mit 13 Stücken für Konzertgitarre, solo eingespielt von Herrn Hackett auf einer K. Yairi mit dünnen Nylonsaiten.
Trotzdem was für RockTimes? Freilich, wenn wir das schon auf den Tisch bekommen und für all die Gitarren-Gourmets unter unseren Lesern, die den edlen Akustik-Klang lieben. Es gibt ja schließlich genügend klassische Zitate und nachempfundene Stilistiken in der Rockmusik, vom Folk, Prog bis zum Metal und sonstwo.
Dennoch ist eine reine Klassik-CD auch für die Fans dieser Genres eine Herausforderung und kann auch schon mal einen leichten Schreck hervorrufen, wie es einem Redaktionskollegen passiert ist, der die Scheibe ohne Hörprobe geordert hatte ... . Deswegen ist sie dann auch bei mir gelandet - herzlichen Dank, bei mir liegt sie richtig!
Natürlich hört der Klassikfreund erst einmal kritisch hin, wenn so ein 'Frickler', der es sich ohne Rücksicht auf künstlerische Reputation oder finanziellen Erfolg leisten kann, es mit den studierten Konzertgitarristen aufnehmen will. Nun, ob dieses Werk denn letztlich im Vergleich mit den großen Virtuosen bestehen kann, dieses Urteil will ich mir nicht anmaßen. Aber dass der Ex-Klampfer von Genesis auch ein hervorragender, technisch ebenso perfekter, wie gefühlvoller Klassik-Interpret ist, das steht außer Zweifel. Großen Respekt, Mr. Hackett!
Der Hauptanteil des "Tributs" geht an Johann Sebastian Bach mit sechs Titeln, den Hackett im Booklet als »persönliche Quelle der Inspiration über Jahre hinweg« bezeichnet. Ein Traditional, ein Stück seines Landsmanns Byrd, eine Komposition des Spaniers Granados sowie eine des Paraquayaners Barrios ehren ihre Schöpfer. Drei eigene Werke, die sich sowohl qualitativ, als auch von der Stimmung her perfekt einfügen, sind Segovia, Rodrigo und einem nicht näher bezeichneten 'Tudor' (der Leser kann sich selbst was dabei denken: Englisches Königsgeschlecht, Luxusuhrenhersteller, ungarischer Bildender Künstler oder Klassik-Label …) gewidmet.
Die Zusammenstellung ist, trotz der sehr unterschiedlichen Stile, bestens gelungen. Vielleicht weil der Gitarrist seine persönlichen Idole aus unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen so nahtlos miteinander arrangiert hat, unterscheidet sich dieses Album von den üblichen aus der Klassik-Ecke.
Scheinbar mühelos perlen die Stücke aus den Lautsprechern, viele feine Nuancen variieren den Klang und das oft leicht schnellere Tempo gegenüber den Original-Vorlagen lässt das Ganze doch recht zeitgemäß klingen. Dabei hat Hackett ganz bewusst einen 'alten' Sound, wie auf Aufnahmen aus den Zwanziger und Dreißiger Jahren zu hören, gewollt. Den hat ihm Studiochef Roger King maßgeschneidert. Das klingt warm und nach natürlichem Hall, wie in einem Konzertsaal mit viel Holz. Ein klasse Gitarrenalbum, gute, abwechslungsreiche Auswahl der Stücke und hervorragend eingespielt. Also rundum eine gelungene Produktion, die nicht nur ausgesprochene Klassikfans ansprechen kann. Ein Liebhaberstück -Gitarrenfreaks reinhören!
Tracklist |
01:Gavottes (Bach)
02:Courante (Bach)
03:Jesu Joy (Bach)
04:The Fountain Suite (Hackett)
05:The Earle Of Salisbury (Byrd)
06:La Catedral (Barrios)
07:El Noy De La Mare (Trad.)
08:Cascada (Hackett)
09:Sapphires (Hackett)
10:Prelude In D (Bach)
11:Prelude In C Min. (Bach)
12:Chaconne (Bach)
13:La Maja De Goya (Granados)
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