RockTimes-Kollegen haben Steve Hunter schon mit Mitch Ryder beziehungsweise Alice Cooper live gesehen. Diese beiden Künstler sind für den amerikanischen Musiker allerdings nur zwei Mosaiksteine in seinem Wirken. Ob bei Konzerten oder auf Tonträgern, Steve Hunters Palette an Credits beinhaltet auch Aerosmith, Jack Bruce, Tracy Chapman, Dr. John, Peter Gabriel, Bette Midler, Lou Reed, David Lee Roth oder Leslie West und viele andere mehr. Unter eigenem Namen veröffentlichte er Alben wie zum Beispiel "Swept Away" (1977), "The Deacon" (1989), "Nine Lives" (2000), "Short Stories" (2008). Ohne jetzt den Rechenschieber haargenau anzulegen, kommt der aus Decatur/Illinois stammende Künstler im Schnitt alle zehn Jahre mit einem Album auf den Markt. Wenn von Mitch Ryder und dem Protagonisten die Rede ist, dann schraubt man mit einem ganz schön großen Zahnrad an der Zeitleiste. Der 1948 geborene Steve Hunter war 1971 als Gitarrist bei Mitch Ryder & The Detroit Wheels.
2013 steht "The Manhattan Blues Project" auf dem Plan. Mit Blick auf die Instrumente handelt es sich um eine Platte, die er (fast) im Alleingang eingespielt hat. Allerdings sind die mitwirkenden Gäste nicht von Pappe: 2Cellos, Phil Aaberg, Johnny Depp, Marty Friedman, Michael Lee Firkins ( Jason Becker, Pat Travers), Tommy Henriksen, Joe Perry, Tony Levin oder Joe Satriani. Wer bei diesem Aufgebot nun davon ausgeht, dass es bei vorliegender Scheibe rockt, bis sich die Balken biegen, liegt nicht ganz richtig. Mit "The Manhattan Blues Project" zeigt sich Steve Hunter eher als Blues-Träumer und allerhöchstens geht es aus seiner Sicht der Dinge ab wie Schmitz Katze. Außerdem kann man die Scheibe in der Sparte Instrumentalalbum einsortieren. Seine Frau Karen Hunter wird zwar als Chorsängerin angegeben, sie beschränkt sich in ihrem Gesang allerdings auf so etwas wie die Uhs, Ahs und Ohs der vokalen Akrobatik. In "222 W 23rd" wird Tommy Henriksen mit einem 'Vocal Rap' gelistet, aber er ist so sehr in die musikalische Entspanntheit integriert, dass man ihn zwischen E- und Slidegitarre kaum wahrnimmt. Das herrlich groovende Stück ist schon klasse und Michael Lee Firkins' an der losen Leine intonierter Bottleneck-Einsatz sticht förmlich ins Ohr, aber von bemerkenswertem Gesang oder Rap kann nicht die Rede sein.
Neun Nummern stammen aus der eigenen Ideenschmiede. Im musikalischen Kaufhaus hat er bei Peter Gabriel, Marvin Gaye und Jason Becker ins Regal gegriffen. Das "Solsbury Hill"-Original hatte nie den Blues, aber jetzt, wo sich Steve Hunter, der übrigens auch 1977 die Gitarre spielte, den Peter Gabriel-Song vorknöpft, wird die Kompositionen zu etwas Besonderem. Phasenweise könnte man fast von Folk Blues sprechen. Super!
"The Manhattan Blues Project" ist ein relativ entspanntes Album. Das Gitarrenspiel von Steve Hunter entpuppt sich hier als ein purer Genuss. Bei allen Sechssaiter-Gästen ist er der Primus inter Pares. Ihm zuzuhören, ist eine wahre Freude. Es kommt ja immer auf den Blickwinkel an. Wie geschrieben, man darf nicht von einer rockenden Platte ausgehen, sondern eher die Entspanntheit genießen. So befindet sich die Steve Hunter-Eigenleistung "Gramercy Park" mit Streicherelementen und einer elfenhaft singenden Karen Hunter hart an der Grenze zu einem nicht so ganz überzeugenden Blues-Schmusekurs.
"A Night At The Waldorf" kommt mal fast ohne künstlich erzeugten Firlefanz aus. Das zweigeteilte Stück ist zunächst eine wunderschöne Angelegenheit zwischen akustischer und E-Gitarre. Dann gesellt sich Phil Aaberg am Piano dazu und mit rhythmischem Unterbau macht das Stück einen richtig guten Eindruck. "The Brooklyn Shuffle" deutet die Metrik des Taktes bereits an und hier geben sich Steve Hunter, Johnny Depp sowie Joe Perry die Solo-Klinke in die Hand. Letztgenannter haut einen flammenden Alleingang raus. Johnny Depp bietet da eher Hausmannskost, die ja auch nicht schlecht ist. Nachdem man schon einige Nummern der Platte gehört hat, gehen die Vorstellungen bei "Twilight In Harlem" auch in eine relaxte Richtung. Allerdings wird hier, nach einer wunderschön entspannten Phase, richtig gerockt. Joe Satriani und Marty Friedman bringen dem Steve Hunter-Blues das Fliegen bei. Highlight!
"Sunset In Central Park" ist dann wieder Wellness-Zwölftakter mit den 2Cellos' Luka Sulic sowie Stjepan Heuser, die den endgütigen Schlusspunkt setzen. Die Reise durch den New Yorker Stadtteil Manhattan mit einem fantastischen Gitarristen Steve Hunter ist sehr angenehm, allerdings gleichzeitig auch Geschmackssache. Es kommt eben auf den Blickwinkel an. Die illustre Schar der Gäste kann sich sehen lassen und hat so einiges vorzuweisen.
Line-up:
Steve Hunter (all instruments, drum programming)
Michael Lee Firkins (slide solo - #2)
Johnny Depp (2nd guitar solo - #8)
Joe Perry (3rd guitar solo - #8)
Joe Satriani (1st guitar solo - #11)
Marty Friedman (2nd guitar solo - #11)
Phil Aaberg (piano - #4, keyboards - #11)
Tony Levin (bass - #5,12)
Todd Chuba (drums - #11)
Tommy Henriksen (vocal rap - #2)
Karen Hunter (background vocals - #2,7,8)
The Karen Hunter Singer From Cloud 9 (background vocals - #3)
2Cellos:
Luka Sulic (cello - #12)
Stjepan Hauser (cello - #12)
Tracklist |
01:Prelude To The Blues (3:11)
02:222 W 23rd (5:43)
03:Gramercy Park (4:22)
04:A Night At The Waldorf (3:18)
05:Solsbury Hill (5:02)
06:Daydream By The Hudson (1:11)
07:Flames At The Dakota (3:22)
08:The Brooklyn Shuffle (4:01)
09:What's Going On (5:13)
10:Ground Zero (2:48)
11:Twilight In Harlem (5:27)
12:Sunset In Central Park (3:42)
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Externe Links:
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