Seit den siebziger Jahren ist Steve Hunter einer der gefragtesten Session-Gitarristen weltweit. Die Liste seiner Auftraggeber ist schier endlos, wie unsere interne 'Suchen'-Seite belegen wird. Im zarten Alter von 66 Jahren muss der Kalifornier niemanden mehr von seiner Klasse überzeugen - weder die Musikfreunde noch seine Ehefrau, die Schauspielerin Karen Ann Hunter, und schon gar nicht sich selbst. So einer kann völlig befreit aufspielen - und das tut Steve Hunter mit "Tone Poems Live", seinem siebten Soloalbum, auch.
Für "Tone Poems Live" hat sich Steve Hunter elf Eigenkompositionen seiner langen Solokarriere vorgenommen - von "Deep Blue" oder "Rubber Man", vom Debütalbum "Swept Away" (1977), bis zu "222 W. 23rd" oder Solsbury Hill, vom letztjährigen Manhattan Blues Project. So einer braucht dann nur zu rufen und ein Phil Aaberg (Keyboards) oder Alvino Bennett (Drums) kommen - sogar ein Superstar wie Tony Levin nimmt sich für einen Steve Hunter Zeit.
Am 30. August des vergangenen Jahres trafen sich die vier Klassemusiker in einem Studio in LA, probten zwei Tage lang und nahmen dann am dritten vierzehn Songs live auf. Elf von ihnen erscheinen auf der vorliegenden, "Tone Poems Live" betitelten CD - das komplette Set wurde gefilmt und ist separat als DVD/Blu-ray erhältlich.
Herausgekommen ist eine gitarrenfokussierte Instrumentalplatte, die vor kalifornisch-entspanntem Laid Back-Feeling nur so trieft. Steve Hunter steht natürlich im Brennpunkt, fügt sich aber geschmeidig in den Kontext der kleinen Band ein. Auch die anderen Musiker halten sich auffällig zurück - gerade der 'Stickman' Tony Levin, der sich hier eines herkömmlichen Arbeitsgerätes bedient und seine Rolle eher konventionell jazzrockig definiert.
Jazz Rock und Fusion dominieren, lassen aber beseeltem, cremigem Feeling viele Freiräume. Wenn es rockt, gibt sich Hunter eher salopp - nur selten pumpt es einmal derart kraftvoll wie in "Flying Hippo" oder "Freeway Rider", beides echte Highlights von "Tone Poems Live".
Das Album macht seinem Titel wirklich alle Ehre - bei den ausgewählten Stücken handelt es sich tatsächlich um feinsinnige 'Tondichtungen'. Die leisen, eindringlichen Klänge überwiegen, nehmen schnell gefangen und entführen in Hunters kleine Musikwelt.
Gelegentlich führt man sich aufs Angenehmste an Mark Knopfler erinnert - das eröffnende "The Idler" ist dahingehend ein Paradebeispiel. Noch häufiger kommen Gitarrentöne der elegant geschliffenen Art, wie man sie von Russ Freeman oder Lee Ritenour kennt, zum Einsatz, ohne den Hang zur 'Fahrstuhlmusik' der beiden Genannten auch nur ansatzweise zu tangieren. Man höre diesbezüglich nur mal in "Deep Blue" oder "Riviera Paradise".
"Rubber Man" vom 77er Debüt ist ein Exempel für den damals überaus angesagten, funkbetonten Jazz Rock. "Glidepath" und "Off All Times To Leave" entpuppen sich als kleine jazzige Gitarrenträumereien, allerdings mit leichtem 'Durchzugsfaktor'. "Swept Away" wird in dieser Neuauflage sehr viel jazziger, in etwa im Stil eines Vocal Jazz Standards, interpretiert.
Ich halte jede Wette, dass alle Musikfreunde sofort auf "Solsbury Hill" skippen, wenn die Tracklist von "Tone Poems Live" im Player erscheint! Dieser Smash-Hit hält sich - deutlicher als auf "Manhattan Blues Project" - relativ eng am Original, allerdings wird die Gesangslinie mit Hunters charakteristisch-warmen, jazzlastigen Gitarrenton hier ziemlich eindrucksvoll individualisiert.
Steve Hunter rennt mit "Tone Poems Live" - zumindest bei mir - alle bereits weit offenstehenden Türen ein. Ein wunderbares Album zum Loslassen und sich der Tiefenentspannung hingeben...
Line-up:
Steve Hunter (guitars)
Phil Aaberg (keyboards)
Tony Levin (bass)
Alvino Bennett (drums)
Tracklist |
01:The Idler (4:37)
02:222 W. 23rd (4:39)
03:Deep Blue (3:04)
04:Flying Hippo (3:34)
05:Glidepath (1:52)
06:Rubber Man (2:56)
07:Riviera Paradise (5:40)
08:Solsbury Hill (5:39)
09:Swept Away (5:04)
10:Freeway Rider (5:32)
11:Of All Times To Leave (2:05)
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Externe Links:
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