i Ciuffis / Sensazioni Ciuffose
Sensazioni Ciuffose Spielzeit: 26:19
Medium: CD
Label: Go Down Records, 2013
Stil: Rock'n'Roll

Review vom 11.02.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Das Trio i Ciuffis spielt einen frischen Rock'n'Roll, der sich an die Fünfzigerjahre anlehnt. Dabei ist der dicke Kontrabass von El Paisy ja wohl so etwas wie Pflicht. Die Band wurde 2011 gegründet und serviert uns mit "Sensazioni Ciuffose" ihr Albumdebüt. Zehn Songs in gut sechsundzwanzig Minuten ... auch das ist Rock'n'Roll.
Alle Texte werden in italienischer Sprache gesungen ... auch das ist Rock'n'Roll. Leider bleibt die Verständlichkeit der Lyrics auf der Strecke. Schade, denn in den Informationen des Labels Go Down Records steht etwas von Spaß, Freude und »a funny and speed album, featuring sounds from the 50s to punk 77 and more over [...] the guys are always ready to make fun of each other.«
Folglich konzentrieren wir uns auf die Musik und einen Rülpser am Ende des in Spaghetti Western-Manier daherkommenden "Una Birra". Okay, bei so einem Songtitel darf die Luft aus dem Magen schon einmal lautstark entweichen. Prost! Der Track liegt von der Spielzeit her unter der zwei Minuten-Grenze. Da muss man wohl schon einen ordentlichen Schluck aus der Pulle nehmen und kalt muss der Gerstensaft sein.
Wenn geschrieben steht, dass i Ciuffis den Rock'n'Roll der Fünfziger mögen und aus dem Musik-Streuer hier und da eine Prise Punk dazugeben, dann trifft es den Nagel auf den Kopf ... Punkabilly. Das Trio schaffte es, rein musikalisch für prächtige Stimmung zu sorgen. Wenn die Texte dann auch noch pfiffig sind, stimmt das Bild einer Combo, die so retro ist, dass es schon wieder sehr modern klingt. RockaZeno spielt eine scharf gewürzte Gitarre, auf der er nicht nur gut riffen kann, sondern, bei aller Kürze der knackigen Nummern, auch Zeit für das eine oder andere schmissige Solo hat.
"Festare" ist eine echte Party, zu der man wohl einige Fans ins Studio eingeladen hat, denn die feiern den Song beziehungsweise die Band am Ende des Tracks lautstark ab. Überhaupt gibt die ansteckend-gute Musik der Combo Anlass zum Feiern. Schade, dass man vom Inhalt der Texte wenig beziehungsweise gar nichts mitbekommt.
Der fetzig-treibende Rock'n'Roll wird mit einem Punk-Augenzwinkern gemischt und ergibt über die Spielzeit ein in sich schlüssiges Bild. In "Festa Filastrocca" zieht sich die Mixtur auch noch eine feine Prise Blues rein und RockaZeno ist abermals mit einem glühenden Solo auf seinem Sechssaiter zur Stelle.
Darf man i Ciuffis mit andern Bands aus der Sparte vergleichen? Wenn man an große Bands wie Brian Setzer und seine Stray Cats denkt, kommt es musikalisch schon irgendwie hin. Allerdings singen die Italiener in ihrem eigenen Kosmos. Der Gruppe muss man auch nach nur sechsundzwanzig Minuten zugestehen, dass sie mächtig viel Potential haben.
Der Rockabilly wird wieder salonfähig. Er war nicht immer im Zentrum des Interesses, aber es tummeln sich immer mehr gute Bands in diesem Genre und beim Label Go Down Records gibt es neben i Ciuffis schließlich auch noch The Horrible Porno Stuntmen. Wild abzappeln oder gymnastische Übungen im Petticoatkleid und für den Herrn Schuhe mit Schachbrettmuster oder gleich die Plateauschuhe mit Leopardenlook. Die Musik kommt allerdings auch bei Leuten an, die sich nicht ganz so Rock'n'Roll-stylisch auf der Straße blicken lassen. Die i Ciuffis geben sich aber schon rein äußerlich so zu erkennen. Selbst der Frisör hat da zu tun.
"Sensazioni Ciuffose" von i Ciuffis ist zwar keine super Offenbarung, aber das Trio versteht, bereits mit ihrem Debütalbum für Wirbel zu sorgen. Antesten sollte man allemal.
Line-up:
RockaZeno (vocals, guitar)
El Paisy (bass, second vocals)
Croci (drums)
Tracklist
01:Da Noi Ritornerà (3:18)
02:Io Non Ci Sto (2:45)
03:Festare (3:07)
04:Questa Filastrocca (2:42)
05:Jessica (2:53)
06:Stinsetti (2:34)
07:Avanti Andrai (2:17)
08:Una Birra (1:52)
09:Real-Mente (2:10)
10:Diserterò (2:40)
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