I Love Rich / Season Of The Rich
Season Of The Rich Spielzeit: 21:46
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Rock

Review vom 08.05.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Oh Mann! Wer braucht fünf Seiten Informationsmaterial für einundzwanzig Minuten Musik? Die Arbeit, das alles zu lesen, mache ich mir nicht. Auf dem Papier tippen andere Personen ihre Prüfungsarbeit.
Fenster auf! Hier stinkt es!
I Love Rich (ILR) heißt die Band aus Chicago. Rich heißt auch noch der Bassist und Sänger. Wenn sich der eine Gitarrist Chuck E. Sleeze und der andere Full Throttle (bitte beim zweiten Namen schön die Zunge zwischen die Zähne manövrieren, sonst wird das nichts mit der richtigen Aussprache) nennt, dann steht zu vermuten, dass es hier ordentlich was auf die Trommelfelle gibt. Der Vollständigkeit halber: Der Drummer heißt Drewblood. Der Spitzname entspringt nun gerade nicht dem Dunstkreis eines Ratgebers für gute Umgangsformen.
Zitat von deren MySpace-Seite: »My name is RICH. I sing in the best rock and roll band in the world.« In "Rise Up For Rock And Roll" singt dieser Rich: »Sometimes you loose control when we play our rock'n'roll.« Ach ne, Leute... immer dieses Posergehabe. Dann sind die Texte wohl auch etwas neben der Spur des guten Geschmacks ("Let's Fuck All Night"), aber nicht der Gefühlswelt. Allerdings nicht so sehr, dass es einen Warnaufkleber braucht.
Was hat denn die Band bisher auf die Beine gestellt? Die ersten Hörzeichen kommen aus dem Jahr 1993. Eine Kassette mit dem Titel "I Love Rich" war es, dann eine weiteres Band, das man "Hot, Wet, Drippin' With Sweat" nannte und das neue Jahrtausend begann für ILR 2001 mit "The Greatest Rock'n'Roll Record Of All Time". Es folgte "Year Of The Rich" (2005) und nun "Season Of The Rich".
Viele Songs ranken sich um den Sex.
Wo bleibt da der Rock'n'Roll? Vielleicht auf der Strecke, weil man ziemlich viel Energie gelassen hat? Die Band kannte ich vorher nicht. Was sagen denn die Tourtermine? Im Juni 2010 ein Auftritt zusammen mit Beatallica und Black Angus. Aha, zwei Tribute-Bands. Nichts dagegen, aber wenn es zum Rock von I Love Rich kommt, dann stehe ich doch eher auf die Schuluniform. Am 23.12.2010 gibt es zum siebten Mal noch das 'I Love Rich Richmas Spectacular'.
Einen positiven Aspekt hat die Band bis hierhin vorzuweisen.
Die sind autark... nix mit Plattendeal oder so. Selbst ist der Mann, beziehungsweise das Quartett. Das Coverbild stammt von Michael Gaughan. Der ist mit seinen Zeichnungen und Skulpturen, unter anderem einer von Freddie Mercury, genauso schräg drauf, wie die Combo.
Die zwanzig Minuten sind nicht schlecht.
Gibt es eine Medizin, die Gänsehaut produziert? So etwas bräuchte man, um die Härchen zum Stehen zu bringen. Mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass es eine Eigenproduktion von I Love Rich ist, kann man über den Sound der Platte nicht meckern.
Der Rock'n'Roll à la I Love Rich hat das Feuer, um die Lunte zu zünden, allerdings verreckt die Glut auf dem Weg zum Feuerwerkskörper. Tja, man könnte auch sagen, dass es halt nicht so ganz reicht, an die großen Bands des Geschäfts zu kommen. Da fehlt es dann an einer gehörigen Portion Egoismus oder eigener musikalischer Persönlichkeit. Tiefer gehängte Gitarrenkorpusse oder Schmackesriffs sind ja schön und gut, aber leider ohne Hörschutz vor bekannten Gruppen. Live mag da die Post abgehen, schließlich ist ein weiterer Wahrnehmungskanal aktiv. Die Musik vom Rich liebe ich nicht. Sympathie hege ich sehr wohl. Insgesamt gesehen würde ich sagen: Vielleicht ein anderes Mal...
Line-up:
Rich (vocals, bass)
Chuck E. Sleeze (guitars, backing vocals)
Full Throttle (guitars, backing vocals)
Drewblood (drums, percusion, backing vocals)
Tracklist
01:Let's Fuck All Night (3:37)
02:I'm Only Here Cause Your Sister Said No (4:02)
03:Everybody's Getting Laid Tonight (5:01)
04:I'll Be Around (4:53)
05:Rise Up For Rock And Roll (4:15)
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