The Icarus Line / Slave Vows
Slave Vows Spielzeit: 45:02
Medium: CD
Label: Agitated Records (Cargo Records), 2013
Stil: Alternative Rock, Post Hardcore

Review vom 31.08.2013


Markus Kerren
Mit "Slave Vows" legt die in Los Angeles ansässige Truppe The Icarus Line ihr bereits fünftes Studioalbum seit dem 2001er Debüt "Mono" vor. Die Bandgeschichte war bisher sehr lebhaft und so gab es neben mehreren zusätzlichen EPs und Split-Scheiben auch immer wieder Umbesetzungen im Line-up zu verzeichnen. Mittlerweile ist mit dem Frontmann Joe Cardamone nur noch ein Musiker an Bord, der von Beginn an dabei war. Aber immerhin durfte das derzeitige Quartett zwischenzeitlich auch den Original-Bassisten Lance Arnao wieder in ihren Reihen begrüßen.
Laut Cardamone kam die Band Ende letzten Jahres von einer langen Tour (die mit der Scheibe "Live In London" dokumentiert wurde) zurück und beschloss spontan, direkt das nächste Studioalbum in Angriff zu nehmen. Auf den üblichen Trott hatte allerdings keiner der vier so richtig Lust, weshalb die jetzt vorliegenden Aufnahmen - von der einen oder anderen Keyboard- und Gesangsspur abgesehen - live im Studio eingespielt wurden. Nach so vielen Gigs waren die Musiker natürlich noch richtig 'warm' und bestens aufeinander eingespielt, was man der neuen Platte dann auch wohltuend anhört.
Das eröffnende "Dark Circles" ist ein knapp elfminütiger Höllenritt durch Feedbackorgien, zunächst aggressive Vocals sowie viele Breaks und gute Ideen. Das hat durchaus auch was Psychedelisches, allerdings nicht unbedingt in der ruhigen, verträumten Art, denn selbst wenn das Tempo öfter mal raus genommen wird, bleibt immer ein bedrohlicher, unterschwellig kampfeslustiger und aufwühlender Grundtenor, der sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album zieht. Eigentlich würde man "Dark Circles" am liebsten erstmal verdauen und sacken lassen, aber mit "Don't Let Me Save Your Soul" geht es (zunächst gemäßigt, sich dann aber immer weiter steigernd) ebenso intensiv weiter.
Während "No Money Music" eine eher kurze, gerade mal 118 Sekunden lange (nervenaufreibende) Einlage ist, beginnt "Laying Down For The Man" fast im Black Sabbath-Land der frühen siebziger Jahre, bevor der nächste Aggro- und Noise-Part wieder mächtig Attacke macht. Gar spacige Sounds kann man hier vom Keyboard vernehmen, während der unerbittliche Bass die Magengrube mit seinem treibenden Groove in Wallung bringt. Und dann immer wieder diese noisigen, fast schon brutalen Songteile, bei denen es sich zumeist um die Bridges und Refrains handelt-... puuh, das ist nichts für schwache Nerven.
Auch das abschließende "Rat's Ass" agiert in genau diesem Muster, wobei aber immerhin erwähnt werden muss, dass "Marathon Man" etwas aus dem Raster fällt. Abgesehen von der extrem verzerrten Gitarre (die sich hier allerdings auch erstaunlich zurückhält), geht es für The Icarus Line-Verhältnisse bei diesem Track nämlich (okay, größtenteils) fast schon überraschend gesittet zu. Gegen Ende der Nummer wird das ursprünglich aufgebaute (melancholische und irgendwo auch hoffnungslose) Bild dann wieder vollkommen über den Haufen geworfen und zerstört, um einem weiteren heftigen instrumentalen Großangriff Platz zu machen.
"Slave Vows" ist ein Album für alle diejenigen, die ihre Musik gern heftig und teilweise psychotisch mögen, ohne dass sie deshalb heavy oder punkrockig ist. Es muss wohl nicht weiter erwähnt werden, dass an diesem Punkt auch "City Job" (während dem Joe Cardamone stellenweise fast ein bisschen an Iggy Pop erinnert) sowie "Dead Body" nichts mehr ändern. Wer sich zum Anchecken nicht gleich das längste (aber auch definierendste) Stück "Dark Circles" antun möchte, dem würde ich als Appetithäppchen am ehesten "Laying Down For The Man", "No Money Music" und auch "Marathon Man" empfehlen.
Line-up:
Joe Cardamone (vocals)
Alvin DeGuzman (guitars)
Ben Hallett (drums)
Lance Arnao (bass)
Tracklist
01:Dark Circles
02:Don't Let Me Save Your Soul
03:Marathon Man
04:Dead Body
05:No Money Music
06:City Job
07:Laying Down For The Man
08:Rat's Ass
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