Auch in der globalisierten Metal-Welt haben wir Bands aus Ungarn doch bisweilen kaum auf dem Zettel. Dabei sind Ideas in der heimischen Szene schon länger eine feste Größe. Gegründet wurde die Gruppe schon 1994. Das neue Album "Phoenix" ist nach diversen Demo-Veröffentlichungen in den 90ern nunmehr der fünfte Ideas-Longplayer, der zweite mit Frontfrau Anita Kun, die auf dem letzten Album "Revival" mit einer gelungenen Version von "The Phantom Of The Opera" mit Andy B. Franck (Brainstorm, Symphorce) auf sich aufmerksam gemacht hatte.
Um international eine große Nummer zu werden, müsste da aber mehr kommen. Ideas stapfen all zu sehr in den Fußspuren von Bands wie Within Temptation oder Nightwish, wobei mich der Gesang Anita Kuns noch am ehesten an Sabine Edelsbacher von Edenbridge erinnert - kraftvoll und zugleich doch irgendwie zart und zerbrechlich, sehr angenehm. Die Musik, die ihr auf die Stimme geschneidert wurde, die wirkt auf mich aber doch etwas ausgelutscht.
Allzu sehr klingen die Stücke auf "Phoenix" nach dem x-ten Aufguss alter Nightwish-Erfolgsrezepte. Insbesondere an "Once" fühle ich mich des öfteren erinnert. Zugegeben: Das kann schon mal nicht bedeuten, dass Ideas schlechte Arbeit machen. Aber wo ist die Eigenständigkeit, wegen der ich mir die Platte zulegen sollte; oder zumindest hier und da eine besondere Idee? Düstere Gitarren-Riffs mit hohen, verspielten Keyboardmelodien, hymnenhafte Melodien in Lead Gitarre und Gesang, meist eher schnell, zwischendurch auch mal das ein oder andere lyrische Break mit getragenen, wehmütigen Atmosphären.
Die Keyboards tragen zuweilen recht dick auf, so dass ich bei "I Say No", "Love" oder "Never Believe" das Gefühl habe, sie wollten in ihrer Neigung zur "Once"-Verehrung ein zweites "Planet Hell" erschaffen - einschließlich dramatischer Chor-Akzente, die in diesem Fall aber von Synthesizern erzeugt sein dürften, während Nightwish sich einst den Chor ins Haus geholt hatten. Geldfrage.
Der Sound dieser monumental-metallischen Spielereien ist sogar richtig prall und klar geraten - gerade unter dem Aspekt ganz anderer finanzieller Möglichkeiten eine tolle Leistung! Leider tragen sie aber oft einfach ein bisschen dick auf. Zu viele Passagen sind lediglich überfrachtet mit Pathos und Bombast. Da werden auch noch die Gesangslines gedoppelt und mit mächtig Hall unterlegt, was für die wunderschöne Stimme Anita Kuns eigentlich eine Beleidigung ist. Weniger ist mehr, ab und zu.
'Mehr' wäre allerdings auch nicht schlecht, in Sachen Kreativität. Es muss nicht immer super eigenständig sein; man kann das Rad nicht ständig neu erfinden. Das Songmaterial auf "Phoenix" stammt aber zumeist leider aus der Abteilung 'Malen nach Zahlen' - die hymnenhaften Melodien wirken vorhersehbar; und auch die Harmonien halten wenig Überraschungen bereit. Egal, wo man die CD anspielt - die Songs sind kaum voneinander zu unterscheiden. Andere Bands, die auf der gleichen musikalischen Schiene fahren, haben das in letzter Zeit besser gemacht, siehe zum Beispiel Amberian Dawn.
Einen kleinen Höhepunkt hat die Scheibe dann doch noch. Der gut acht Minuten lange Rausschmeißer "Silent Rain" ist ein richtiges episches Schmuckstück mit einem äußerst hübschen Intro aus Clean Gitarre und balladenhaftem Gesang und packender Steigerung in härtere und noch härtere Gefilde mit viel Abwechslung, am Ende mit einem atmosphärisch getragenen Outro und sinnlich schön gesungenen Schlussworten. Ach, hätte es doch mehr davon gegeben! So bleibt unterm Strich ein Album, das nicht schlecht geworden ist, aber niemandem, der auf diese Art von Musik steht, wirklich gefehlt hat.
Kurios, aber doch sehr sympathisch ist die Doppelstrategie der Band, das Album gleich in zweifacher Ausführung auszuliefern. Die CD "Phoenix" ist auf Englisch eingesungen, die Schwesterplatte "Fönix" auf Ungarisch. Wie gelungen die Übersetzung ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber ich finde es schön, zu betonen, wo man her kommt - es muss ja nicht immer alles auf Englisch sein. Hoffentlich kostet der Doppelpack nicht extra... und ob das Album stets als Doppel-Phönix aus der Asche flattert oder auch monolingual zu beziehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Line-up:
Anita Kun (vocals)
Lajos Gallay (keyboards)
Mihály Torma (bass)
Tibor Preil (guitar)
László Zelizi (guitar)
Tamás Takács (drums)
Tracklist |
01:King Of Swords
02:Phoenix
03:Ust Remember
04:I Say No
05:Burn On
06:Love
07:Never Believe
08:You Decide
09:Wake Me Up
10:Silent Rain
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