Ignis Fatuu / Unendlich viele Wege
Unendlich viele Wege Spielzeit: 41:00
Medium: CD
Label: Trollzorn (Soulfood), 2014
Stil: Mittelalter

Review vom 05.03.2014


Sabine Feickert
Produziert von Peter Pathos – na, wenn hier nicht Nomen Omen ist... ein Schelm, der Böses dabei denkt und die alte Spottdrossel in mir wachruft! Denn ein ganz klein wenig (zu) pathetisch sind sie (für meinen Geschmack, der aber nicht maßgeblich sein muss) schon, die Nürnberger Mittelalterrocker von Ignis Fatuu, die bei Trollzorn ihr drittes Album "Unendlich viele Wege" veröffentlichen.
Seit nunmehr zehn Jahren gibt es die Band, Besetzungswechsel bleiben da nicht aus. So auch bei Ignis Fatuu – der Bandname ist übrigens an den lateinischen Ausdruck ignis fatuus (Irrlichter) angelehnt – wo 2012 das Gesangsmikro von Alexander Trappe an 'P.G.' Andreas Haensel (ehemals bei Merlons Lichter) übergeben wurde. Dass sich da unter den alten Fans die Geister scheiden, ist fast schon klar, für mein Gefühl passt die Stimme gut zum ganzen Rest. Da mir die Band zuvor noch nicht groß übern Weg gelaufen war, hab ich stichprobenmäßig in die älteren Sachen reingehört und schätze nach diesen (vielleicht nicht repräsentativen) Eindrücken, dass sie auf dem neuen Album einen guten Zacken zugelegt haben.
Schönen, klassischen, rockigen Mittelalterrock, etwa in der Manier der alten In Extremo,
Saltatio Mortis oder Subway To Sally, präsentieren die Nürnberger. Von den genannten Bands allerdings unterscheiden sie sich durch die zusätzliche weibliche Gesangsstimme von Irene, die daneben auch an Flöten, Dudelsack und Schalmei tätig ist. Alex sorgt mit Drehleier, Nyckelharpa, Geige und Dudelsack für weiteres Mittelalterinstrumentarium und -feeling.
Ich spekulier jetzt mal – Ignis Fatuu sehe ich vor meinem inneren Auge als Live-Band auf der Bühne – und zwar als richtig geile Live-Band, die die Menge aufheizt und zum Kochen bringt. Gelegenheit dazu werden sie hoffentlich auch in diesem Jahr wieder auf den gängigen Festivals haben, vielleicht hat der eine oder andere von euch sie in der Vergangenheit schon auf dem Hexentanz, einem MPS, dem Hörnerfest oder gar auf Wacken gesehen. Ich kann förmlich vor mir sehen, wie sie dort mit solchen Nummern wie dem Stampfer "Blut geleckt", dem hymnischen "Mit dem Wind" oder dem Mitsinger "Alchemie" das Publikum mitreißen. Wer bei solchen Songs wie "Hyazinthen" noch stillstehen kann, der muss nicht nur stocktaub, sondern auch vollkommen gefühllos sein, denn sogar via CD spürt man die Mucke in Bauch und Beinen.
Doch nicht nur die reinen Mittelalterfreaks dürften sich hier begeistern. Auch wer die alten Unheilig-Nummern mag (Anspieltipp "Blut geleckt" – klingt das nicht am Anfang ziemlich nach Graf?) oder beispielsweise auf ASP abfährt, könnte Ignis Fatuu spannend finden. Rabenschrey-Fans könnten bei "Der Rabe und der Wolf" ein Déja Vu erleben, das Intro erinnert zumindest mich ziemlich an "Tanze dir die Seele aus dem Leib".
Ignis Fatuu sind ausgesprochen eingängig, wenn auch – für mein persönliches Empfinden – stellenweise (z. B. bei "Glaube" oder auch "Blut geleckt") ein bisschen arg mit diesem pathetischen 'und jetzt alle!!'-Feeling behaftet. Bei großen Live-Gigs stellt das zwar das Salz in der Suppe dar, hier auf der Studio-CD wirkt es auf mich etwas aufgesetzt. Aber das ist Meckern auf ganz hohem Niveau und vielleicht auch wirklich nur mein ganz persönliches Ding.
Ignis Fatuu erfindet sicher das Mittelalterrad nicht neu, aber was sie auf "Unendlich viele Wege" präsentieren ist grundsolide, gut gemacht und findet garantiert Anhänger und Abnehmer in der entsprechenden Szene!
Line-up:
P.G. (Gesang)
Irene (Flöten, Dudelsack, Schalmei, Gesang)
Alex (Drehleier, Nyckelharpa, Geige, Dudelsack)
Peter Pathos (Gitarre, Gesang)
Volker (Bass)
Robert (Schlagzeug)
Tracklist
01:Glaube
02:Hyazinthen
03:Unendlich viele Wege
04:Mit dem Wind
05:Blut geleckt
06:Alchemie
07:Der Rabe und der Wolf
08:Wenn alle Worte schweigen
09:Signal
10:Letztes Wort
11:Die Pforte
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